Sendung Talkrunde Maischberger, Thema Sexsucht, Berlusconi. Mit Alt-Hippie Rainer Langhans (70) und Playboy-Legende Rolf Eden (81), der früheren „Mona Lisa“-Moderatorin Maria von Welser (64), der Ex-Prostituierten Elke Päsler, Hurenaktivistin Stephanie Klee und Sexualwissenschaftler Prof. Dr. Ulrich Clement.
Die drei Frauen machten in sich übereinstimmende Aussagen.
1. Prostitution ist nicht "unsere" Liebe, die Liebe der Frauen (Klee).
2. Die Penetration eines Freiers zwingt zu einer Ausschaltung der Seele der Frau, wenn nicht zu einer Selbsttäuschung, um der Aufgabe gewachsen zu sein (Päsler).
3. Ich würde am liebsten in den Armen meines Mannes sterben, aber nicht gerade beim Liebe-Machen, wie Herr Eden es für sich möchte (Welser).
Wesentlich bei den Männern war:
1. Ich kann nur von wechselnden Partnerinnen stimuliert werden, so dass ich zum Orgasmus komme, jetzt im Alter einmal pro Woche. Und: meine junge Partnerin liebt mich (Eden).
2. Der Akt vom Mann aus gesehen wiederholt sich, wird langweilig bis sogar ekelig, wenn nicht andere "Orgasmen" gesucht werden, zum Beispiel die Sublimierung im Geistigen (Langhans).
3. Krankhafte Sexsucht macht den betreffenden Menschen unglücklich, weil er nicht mehr Herr seiner selbst ist. Bei Berlusconi trifft es noch nicht zu (Clement)
In einer solchen Sendung stehen im wesentlichen die Auffassungen einander gegenüber. Schlüsse werden eigentlich nicht gezogen. Diese werden hier nachgeholt.
Die sechs Punkte sind bereits eine Auswahl, die auf Schlussfolgerungen hinzielen. Dazu bedarf es eines Standpunktes. Mein eigener Standpunkt, der Schlussfolgerungen zulässt, ergibt sich aus allem, was ich in letzter Zeit über Partnerschaften und Sex geschrieben habe. Kurz zusammen gefaßt:
A. Die Sexualität der Frau bezieht sich hauptsächlich auf die Ausschließlichkeit des eigenen Mannes, mit dem diese aufblühen und in ihrem Reichtum erlebt werden kann. Wechselnde Partnerschaften können allenfalls kurzfristigen Spaß machen, ein wirkliches Ausleben bleibt aber unerfüllt. Diese Schlussfolgerung aus eigenem kürzlich Geschriebenen wurde durch die Übereinstimmungen der drei Teilnehmerinnen bestätigt ("nicht unserer Sex", "unserer" sei in den Armen des eigenen Mannes).
B. Gesellschaftlich relevant ist daher der Orgasmus der Frau, nicht derjenige des Mannes. Der letztere ist widersprüchlich und destruktiv, wenn er nicht vom Orgasmus der Frau bestimmt wird. Herr Eden macht sich deshalb Illusionen hinsichtlich der Liebe seiner jungen Partnerin und Herr Langhans flüchtet in Esotherik, weil er sich selbst im Mittelpunkt sieht und dem Orgasmus der Frau offensichtlich kaum Bedeutung zumisst. Jedenfalls sprach er in mehreren Talkshows immer nur über sich selbst.
Berlusconi, Langhans und Eden sind gescheitert, weil sie die Hürde, einer Frau Erfüllung und ihren Orgasmus zu ermöglichen, nicht genommen haben. Sie konsumieren die Erfüllungen eigener Wünsche, die mit Frauen-Liebe nichts zu tun haben. Wenn diese aber fehlt, kann man verstehen, dass die männliche Orgasmus-Wiederholung im Akt sogar ekelig werden kann (Langhans).
Erst die Erfüllung der Sexualität der eigenen Frau, die reicher wird, je länger die Beziehung anhält, bringt steigende Gefühl-Intensität und immer neue Variation-Möglichkeiten und Erlebnisse, die mit den Gefühlen zusammenhängen - auch für den Mann, wenn er seine Frau aufblühen lässt. Zugleich wird er zu einem echten "Mensch-Sein" erzogen, allein schon durch die Erkenntnis, diese innige private Welt allein nicht schaffen zu können.
Wechselt ein Mann die Partnerschaften häufig, bleibt ihm vier-fünftel des Erlebnis-Spektrums verschlossen (im Fall Eden) und werden Wiederholungen des Aktes schließlich flach und sogar ekelig (Fall Langhans). Eden und Langhans sind sich des Verlustes oder Defizits gar nicht bewusst. denke ich mal.
Zu viele Männer sind nur mit ihrer eigenen Sexualität beschäftigt. So treiben sie es bis ins hohe Alter. Sie haben nie ernsthaft oder nur theoretisch darüber nachgedacht, ob es so etwas wie eine weibliche Sexualität gibt. Sie wollen bedient werden und zum Schuss kommen. Das ist dann alles. Um ihn zu erreichen, auch wenn es immer schwerer wird, versuchen sie es mit allen möglichen Fetichismen. Sex-Dienstleisterinnen stellen sich gerne darauf ein, weil höhere Einnahmen winken. Höhere Angestellte können es sich leisten, die Wunschvorstellungen zu kaufen, der minder Bemittelte dagegen nicht. Ihm bleibt die Fantasie.
Damit die Fantasie zum Ziel führt, entstehen immer wildere und oft auch sadistische Vorstellungen. Denn tief im Innern kommt immer wieder irgendein Schlüssel-Erlebnis hoch, abgewiesen, nicht geliebt worden zu sein. Sexuelle Rache schleicht sich mit den Jahren in die Erlebniswelt der Fantasie ein.
Eine Partnerin zu finden, wird dann immer schwerer. Wenn es dennoch klappt, wird oft ein Doppel-Leben geführt, hier der Ehemann und eventuell Vater von Kindern, da die geheime dunkle Seite seiner Sexualität. Mit ihr im Hintergrund kann keine echte und innige Partnerschaft gelebt werden.
Vor kurzem bekannte mir ein ehemaliger Polizist, Sex-süchtig zu sein und dass er darüber zutiefst unglücklich sei. Er brauche immer Jüngere. Die Befriedigung halte aber nicht an. Oft schon nach einer halben Stunde danach melde sich schon wieder die Sucht. Er sei getrieben.
Dann schilderte er mir sein Ideal, ein entzückendes junges Mädchen aus Birma, das als Zimmer-Mädchen arbeitet. Sie wolle einen Mann zum Heiraten. Für einen bezahlten Kurz-Sex gebe sie sich nicht her. Ich riet ihm, mit ihr eine feste Beziehung zu versuchen. Nein, das könne er nicht. Er habe regelrecht Angst davor. Er könne so etwas nicht durchhalten. Einen solchen Entschluss könne er nicht fassen.
Mit fiel nichts besseres ein, als zu sagen, er solle die Entschlüsse ihr überlassen. Frauen wüssten am besten, wie eine Beziehung funktioniert. Er solle es wagen. Nein, das traue er sich nicht zu.
Er ist nicht der Einzige, der Angst vor einer dauerhaften Beziehung hat. Nun ja, dann kann er das Potential, das eine Frau einbringt, nie erleben. Dann muss er Sex-süchtig und unglücklich bleiben. Dann ist ihm nicht zu helfen. Sein Beispiel ist symptomatisch für eine Männer-Welt, die frei und bestimmend bleiben will. Ihnen bleibt die Erlebnis-Welt in einer monogamen Beziehung verschlossen. Ihnen entgeht, dass sich die sexuelle Ansprechbarkeit dann auf den Partner bezieht. Während die "Selbst-Befriediger" mit Pillen hantieren, um ihre Potenz künstlich zu stimulieren, oder durch abnorme Fantasie immer größere "Sensationen" zu benötigen, reicht in einer monogamen Beziehung allein die Berührung der Hände durch die liebende Frau, oder die Andeutung eines Kusses, mit dem diese signalisiert, dass sie Sex will, das befreiende Spiel gegenseitigen Hineinfallen in verrückter Sucht aufeinander beginnen will.
Und ihnen entgeht auch ein Naturgesetz. Liebt die eigene Frau wirklich, kann und will sie
immer, bis zu zehnmal in 24 Stunden könnte ihr Wunsch-Ziel sein, einschließlich der Liebes-Überraschung im Halbschlaf, es sei denn sie fühlt sich gesundheitlich nicht wohl. "Naturgesetz" deshalb, weil eine Frau normalerweise Sex mit Liebe, Liebes-Hoffnungen und -Erwartungen verbindet, während der Mann Sex mit seinen optischen Auswahl-Optionen verknüpft.
Der Mann einer liebenden Frau, die ihm optisch gefiel, für die er sich aus diesen und anderen Gründen entschieden hatte, deren Liebe er durch eine weibliche Orgasmus-"Garantie" und Zurückhaltung aber Reserven im richtigen Moment erobern konnte, hat weder Zeit noch Lust fremd zu gehen und kann sich in den "freien" Stunden seinem Beruf, besser seinen Berufungen widmen. Er lebt mit seinem Goldschatz zusammen eine erfüllte Sexualität parallel zur Liebe, die alle Gefühle noch einmal steigert. Die Natur steuert auf solche glücklichen Verbindungen hin und streut für sie viele mögliche Chancen, die alle eines gemeinsam haben: die freie Entscheidung der Frau, damit ihr Potential zur Entfaltung kommen kann.
Und der Zeitrahmen? Die Frau benötigt eine Langzeit-Perspektive. Sie vergewissert sich. Gefahren werden erkannt. Sie möchte, dass ihr Mann zu ihr hält und auch sexuell mit ihr auskommt. Sie will ein Zuhause für mögliche eigene Kinder. Sie will, dass diese die Zusammengehörigkeit ihrer Eltern erleben. Fünf Jahre, besser zehn, noch besser für immer. Daher verschenkt sie ihre Liebes-Fähigkeit zunehmend erst mit wachsender Sicherheit. Sie ergänzt die Lebens-Planung, und ihrem Mann tut diese Planung gut. Er gewinnt Energie und Zeit für seinen Beruf. Eine familiäre Ordnung zieht in sein Leben. Das gemeinsame Zuhause ist auch die gemeinsame Geschichte, die Vertrauen Stein für Stein aufgebaut hat.
Wieder ermöglicht es die Natur. In der Phase der größten Unsicherheit, gleich am Anfang, schenkt sie den beiden Verliebheit ein. Eine kurze Trennung kann rasende Sehnsucht aufeinander hervorrufen. Das Zusammensein sucht die stille Abgeschiedenheit, die alle verrückten Süchte aufeinander vor anderen verbirgt. Reicht das immer noch nicht, kommt ein Zustand hinzu, der Liebe "blind" macht. In Wirklichkeit sind materielle Dinge unwichtig geworden und rutschen auf der Wunschliste ganz nach unten. Die süchtige "Blindheit" ersetzt die Ratio der Frau, gleich zu Anfang auf eine Langzeit-Beziehung zu pochen. Sie versteht sich "blind" von selbst.
Die Momente süchtiger Erregung und stillen Verstehens im Alleinsein zu zweit sind "göttlich", nicht aber die esoterischen Ausflüchte eines Langhans in sich selbst. Er gebrauchte dafür nämlich das Wort "göttlich". Er kann sich diesen Zustand einreden.
Und nun ein Zeitrahmen für die göttliche Phase des Verstehens und der Gefühls-Eruptionen im Alleinsein zu zweit zu finden, mag nicht einfach sein. Wochen, Monate, dann vertieft sich die Liebe, Frauen-Liebe. Dann nimmt die Gefühls-Intensität bei gegenseitigen Berührungen langsam und stetig zu.
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Niemand kann vorhersehen, ob das Schicksal aus irgendeinem Grund eine Trennung will. Menschen haben Schwächen. Umstände können sich dramatisch ändern. Wer aber auch nur den Anfang erlebt hat, den "göttlichen" Anfang zu zweit, ist für sein Leben geprägt. Feinfühligkeit, Rücksicht, verhaltene Kraft, Selbstvergessenheit in glücklichen Minuten, altruistisches Verhalten, das alles bleibt bestehen.
Würde die Natur alle diese Chancen und Potentiale bereithalten, wenn sie nicht den Erfolg will? Ihr feindlich gegenüber stehen Krieg, Zerstörung und Gewalt, geboren aus einem Herrschaft-Anspruch des Mannes, vielleicht auch erzeugt durch eine falsche Gottes-Vorstellung mit männlicher Schlagseite, wenn man bedenkt, dass der Monotheismus in Weltreligionen männlich definiert wird, mit allen Folgen missverstandener Allmacht. Der Allmacht bedient sich eine männlich geprägte Gesellschaft, nicht nur in Diktaturen, allzu gerne. Freud hatte darauf aufmerksam gemacht.
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Nachtrag am 31/März/2011
Diese zunehmende Intensität kann dazu führen, dass die liebende Frau irgendwann einmal sagt: "Deine Berührungen wärmen meine Seele" oder "Deine Berührungen wärmen mein Herz". Mehr kann ein Mann kaum erwarten. Er hat damit den "Nobel-Preis" wahrer Anerkennung wie aus den gewählten Händen aller Frauen erhalten. Darüber hinaus kann es dazu kommen, dass eine Frau über sich hinauswächst und ihren Mann aus einer Gefahr befreit, so in "Fidelio" oder auch
im Film "Titanic".
Ein Mann kann seine Zuneigung steigern, indem er sich bewusst macht, dass weder eine Rose aus dem Film "Titanic" noch eine Iris Berben noch eine Liz Taylor als Cleopatra seine Geliebte ersetzen kann, die zu ihm gesagt hat, nach allen erotischen "Verrücktheiten", die jederzeit und überall geschehen konnten, "Deine Berührungen wärmen meine Seele."