Allerdings können afrikanische Regierungen nicht über einen Kamm geschoren werden. Oft sind es nur "Warlords" an einer Staatsspitze, die nicht regieren, sondern nur ausplündern und morden. Sie müssen ins Visir genommen werden. Solange ein Maktroverbrecher wie Charles Taylor ungeschoren davon kommt und ein extra installierter Internationaler Gerichtshof in Sierra Leone brav wartet, bis er vielleicht von selbst daher spaziert kommt, um sich wegen seiner veranlassten Massenmorde anklagen zu lassen, machen sich auch die weißen Länder lächerlich. Die UN ist ohnehin unter Korruptionsverdacht. Da verschwinden Milliarden. Kofi Annan wird erpresst. Seine Familie in Ghana steht unter Druck. So sieht es aus.
Wenn BP Horst Köhler die Zeit fand, hier intensiver nachzuschauen, dann konnte er lesen: Hilfen sind sehr sinnvoll, wenn sie nicht verschüttet, sondern an Projekte gebunden werden, die Arbeit schaffen und nachkontrolliert werden. Ich hatte den Ablauf und die Zahlweise solcher Projekte geschildert. Gezahlt werden darf immer erst nach fertiger Arbeit. Geld darf die Aufsicht nicht dabei haben. Alles müsste über Western Union laufen und in Häppchen in Deutschland eingezahlt werden. Material muss unmittelbar angeschafft werden und auf die gleiche Zahlweise vergütet werden. Es gibt eine Grundregel: Gelder mit der Gießkanne erzeugen Neid, Mord und Stammeskriege. Die dosierte kleine Hilfe auf breiter Basis ist der Erfolg. Das Zauberwort für einen Monatslohn von vielleicht umgerechnet 30 Euro lautet: "Contract". Diese werden eingehalten, und gearbeitet wird unter Umständen härter als bei uns.
Für eine solche Handhabung sind die Vollstrecker deutscher Entwicklungshilfe im Ministerium von Frau Heidemarie Wieczorek-Zeul zu dämlich oder zu faul. Das hat auch BP Köhler richtig erkannt. Hinzu kommt die maßlose Überheblichkeit deutscher Ministerien am Steuerzapfhahn. Da wird an bevorzugte Hilfsorganisationen verstreut, was nur geht, ohne zu berücksichtigen, den Schwarzen nicht gewachsen zu sein, wenn es um Gelder geht. Sie holen es sich notfalls einzeln von den Bedürftigen, sobald diese Gelder in die Hand bekommen. Egal, wer das Geld hat, es wird abgejagt. Diese einfache Regel hat Frau Wieczorek-Zeul offenbar nicht begriffen.
http://www.deutschlandlied.de/forum/vie ... 1474#11474
Die Welt Online
Artikel erschienen am Sa, 18. Dezember 2004
Köhler hält Afrika den Spiegel vor
Der Bundespräsident kritisiert bei seinen Gastgebern Korruption und Mißmanagement
von Dietrich Alexander
Berlin - Keiner sage, man hätte es nicht wissen können. Schließlich hatte Horst Köhler sein Amt als Bundespräsident unter der Prämisse angetreten, er werde auch künftig unbequeme Dinge offen ansprechen. Auf seiner eben beendeten zehntägigen Afrika-Reise löste er sein Versprechen ein: Einlassungen wie die des Präsidenten in Sierra Leone, Benin, Äthiopien und Dschibuti waren den afrikanischen Machthabern wohl schon lange nicht mehr - wenn überhaupt je - zu Ohren gekommen.
Die Afrikaner, so sagte er in einer Rede vor der Afrikanischen Union, seien an vielen Krisen und Kriegen auf ihrem Kontinent selbst schuld. Ein wohlkalkulierter Tabubruch, der sowohl die gängige afrikanische Rechtfertigungsrhetorik (der Kolonialismus sei schuld, die multinationalen Konzerne, die Globalisierung) als auch einige Axiome der hiesigen Entwicklungshilfepolitik auf den Kopf stellt. Nach wie vor leisten die Deutschen viel Hilfe, aber zu wenig davon gelangt wirklich dorthin, wo sie gebraucht wird. Die Deutschen wollen wissen, ob ihr Geld auch gut angelegt sei, ließ Köhler wissen und kündigte durch die Blume an, daß weitere Hilfe an Bedingungen geknüpft werden könnte. Er fragte hartnäckig nach Sinn und Nutzen, forderte die Kontrolle deutscher Gelder und mahnte Hilfe zur Selbsthilfe nicht nur an, sondern will sie auch beaufsichtigt wissen.
Deutschland und die internationale Gemeinschaft müßten genau prüfen, in welche Projekte die Gelder flössen und ob die Projekte realistische Chancen hätten, sagte Köhler nach seiner Rückkehr und forderte scharfe Kriterien für die Entwicklungshilfe. "Wir sollten alles unterlassen, unsere Vorstellungen eins zu eins nach Afrika zu exportieren", ergänzte er. Der Kontinent müsse seinen eigenen Weg in die Moderne finden. Mit Blick auf den Sudan forderte er die G-7-Staaten auf, die Afrikanische Union bei einer Friedenslösung für das von einem Bürgerkrieg erschütterte Land zu unterstützen. Kriege in Afrika werden "auf uns zurückwirken", betonte er.
Horst Köhler hielt Afrika den Spiegel vor, erging sich nicht in Mitleidsbekundungen und Schuldenerlaß. Er erlaubte sich deutliche Kritik an schlechter Regierungsführung, an Mißmanagement, Korruption, Subventionsmentalität und Egoismus. Und das alles tut er, weil er als ehemaliger Chef des Internationalen Währungsfonds sehr genau weiß, wovon er redet.