Eine solche Gelegenheit bietet der heutige Spiegel-OnlineArtikel:
28. Februar 2007
AFGHANISTAN
Der neue Star der Gotteskrieger
Aus Peschawar berichtet Matthias Gebauer
Es lässt Menschen vor laufender Kamera den Kopf abschneiden, befehligt nach eigenen Worten ein Heer von 6000 Selbstmordattentätern: Mullah Dadullah gibt sich als der neue Anführer der Taliban. Den westlichen Truppen in Afghanistan droht er mit einem blutigen Frühling.
Dass Menschen, die wehrlosen Zivilisten reihenweise den Kopf abschlagen und noch ganz andere Folter- und Tötungmethoden auf der grausigen Palette haben, blind oder Erkenntnisblind sein müssen, läge eigentlich auf der Hand. Sie haben kein Auge für Allah und sind blind.
Dass Journalisten aus der anderen Religion, dem Christentum, blind sind, muss etwas näher erläutert werden. Der seichte Boulevard-Journalismus eines Erich Böhme, der als guter Onkel gestern Frau Maischberger vertrat und über Jugendkriminalität in Deutschland debattieren ließ, hat den deutschen Journalismus so verdorben, dass Begriffe auf dem Kopf stehen, ohne dass es jemand merkt.
Deshalb wurde der Taliban-"Held" Mullah Dadullah von Spiegel-Online als Star und als Gotteskrieger bezeichnet.
Beide Begriffe sind falsch, sobald abendländische Ethik zugrunde gelegt wird und der seichte unbedachte Journalismus eines Böhme vom Schreibtisch in eine Schublade befördert wird. Welche Begriffe sollen in diesem Fall auf dem Schreibtisch zur Verfügung stehen?
Niemandem scheint aufzufallen, dass die Begriffe Star und Gotteskrieger aus unterschiedlichen Gründen falsch sind. Star ist ein westlicher Begriff, der nach Hollywood schmeckt, den Taliban aber aufstoßen dürfte. Er passt so gar nicht. Er passt zu denen, die vor dort bekämpft werden.
Das andere Wort Gotteskrieger fischt im entgegengesetzten Lager, nämlich im sunnitischen Fundamentalismus, jedoch - ein westlicher Journalist gehört da nicht hin, es sei denn er möchte die Begriffe des feindlichen Lagers übernehmen und ins Visier der CIA geraten.
Die genaueren Bezeichnungen für die ungeheuerlichen Methoden der Taliban und ihres neuen Kopfes sind: Taliban-Anführer statt Star und Teufelskrieger statt Gotteskrieger.
So erweist sich erneut, dass Fanatiker a priori blind sind. Der Westen, der falsche Begriffe des muslimischen Fundamentalismus, die dort schon falsch sind, übernimmt, erweist sich als blind gegenüber dem Islam, dem Christentum und jeder Ethik, die aus der Geistesgeschichte des Abendlandes kommt.
Dass mir persönlich "Teufelskrieger" und "Gotteskrieger" beide gegen den Strich gehen, sei hier nur am Rande vermerkt. Wer noch nicht darauf gekommen ist, dass muslimische und christliche Gottesvorstellungen gleichermaßen falsch und von Blindheit geschlagen sind, soll wenigstens seinen zugehörigen Begriff verwenden. Teufliche Taten stammen allenfalls von Teufelskriegern und nicht von Gottesboten.