Aus der Ferne gute Ratschläge zu erteilen, dürfte fruchtlos sein. Darum soll von hier auch nicht geraten werden. Wie immer überlege ich jedoch trotzdem. Die Schreibwerkstatt vRhein ist so. Gedanken können dank Internet den Erdball umkreisen. Ob sie aufgegriffen werden, ist zweitrangig. Vorerst ist wichtig, dass sie aufgeschrieben werden, wenn sie entstehen. Sie mögen wertvoll sein, da kein kommerzieller, politischer oder weltanschaulicher Hintergrund besteht. Sie mögen jedoch auch völlig bedeutungslos sein, da kein kommerzieller oder sonstiger Hintergrund besteht. Die Welt ist inzwischen so.
Mir fiel auf, dass BP versuchte, Naturgewalten zu bändigen. Das Zuschütten mit Schlamm und Beton ging schief. Auf diese Weise war der Druck aus der Tiefe nicht zu bändigen. Man setzte aber auch da an, wo der Druck am größten ist. Nicht besonders klug, denke ich, aber verständlich. Man wollte den unkontrollierten Austritt durch einen Pfropfen verschließen. Man wollte den Schaden vernichten, zuschütten. Das Ergebnis: Die Tiefe hat gesiegt. Ihre Rache für jahrelange Ausbeutung der Natur war süß.
Man muss sich Angst, Wut und Ungeduld der BP-Manager vorstellen. Ihre finanziellen Felle schwimmen davon, der Aktien-Kurs fällt ins Bodenlose. Die Gefahr aus der Tiefe hat zwei Dimensionen: der Öldruck aus dem Offshore-Ölfeld und der Druck aus der Tiefe des Kursverfalls mit allen Konsequenzen. Das letztere motiviert sie, die Umwelt ist ihnen egal.
Es war blinde Wut. Sie führte zu der erfolglosen, geradezu lächerlichen Hammer-Methode gegen die Naturgewalt. Die Lösung des Problems liegt ganz woanders. Dazu müssen sich Wut und Verzweiflung legen. Auf Entlastungs-Bohrungen zu warten, dürfte die Situation nur noch verschlimmern. Gehandelt werden muss jetzt. Und vernünftig.
Nun zur Sache. Es gibt einen wilden Öl-Ausstoß und dort den größten Druck. Es gibt aber auch den Wasserdruck. Dieser neutralisiert. Sanfte Ölschwaden entstehen, die nach oben hin allen Druck verlieren, der aus ihrem Ursprung, der Tiefe, herkam. Sie ziehen dank der anderen Naturgewalt, der Erd-Schwerkraft und des Wasserdrucks, immer langsamer dorthin, wo sie die momentane Strömung hin treibt.
Ozeane besitzen eine natürliche Eigenschaft. Sie nutzen ihre Brandungen als Ausscheidungs-Organ allen möglichen Drecks, der ihr Öko-System stört. Sie scheinen ein Super-Organismus zu sein und regelrecht zu leben. Der ganze Öl-Dreck treibt, nach dem Gesetz dieses lebendigen ozeanischen Super-Organismus, hauptsächlich auf die nächstgelegenen Küsten zu. Irgendeine höhere Intelligenz der Ozeane sucht sich die kürzesten Wege und schickt das Öl nicht etwa an die Küsten ferner Kontinente. Ein Teil allerdings gerät in große ozeanische Strömungen.
Naturgewalten neutralisieren sich meistens, da die Natur auf einen Ruhezustand zustrebt, um dem Leben einen möglichst umfangreichen Chancen-Reichtum zu geben. Normalerweise befindet sich die Natur in einem Gleichgewicht. Auch die künstliche, nicht gewollte und schädliche Öl-Eruption wird neutralisiert werden. Das sprudelnde Öl verwandelt sich zunächst einmal in schwebende Teppiche und Riesen-Lachen, die an der Oberfläche treiben.
Man hat die Möglichkeit, zwischen der direkten Eruption und der Beruhigung des Öls einen Ansatzpunkt aussuchen. Der blindwütige Mensch, siehe BP, will den direkten Angriff. Der vernünftige Mensch würde dagegen die beste Ebene suchen. Sie befindet sich dort, wo der Bohrloch-Druck durch den Wasser-Druck bereits aufgefangen wird, sich die Ölschwaden aber noch nicht breit verteilt haben. Diese beste Ebene muss es theoretisch geben.
Stellen wir uns eine umgekehrte Pyramide vor. Die Spitze unten hat alle Kraft. Schichten darüber werden größer, verlieren zugleich an Kraft. Wo ist also die geeignete Schicht, um mit einer Art Zelt die Ölschwaden sanft aufzufangen? Das Zelt ist eine Pyramide in ihrer Form. Oben ist die Verengung, unten die breite Öffnung. Eine Pyramide, nämlich das Auffang-Zelt, und die Pyramide auf dem Kopf, nämlich der Öl-Ausstoß, der nach oben an Kraft rapide verliert, wirken zusammen. Auf dieses Zusammenspiel kommt es an.
Das Auffang-Zelt muss rundherum beschwert werden. Die Gewichte können ausgerechnet werden. Sie müssen so schwer sein, dass das Auffang-Zelt in der Schwebe gehalten wird. Dazu wird der noch übrige Bohrloch-Druck genutzt. Sonst würde das Zelt mit seinen Gewichten sinken.
Die Ölschwaden werden oben abgesogen. Das Öl ist gerettet, aus der Sicht der BP, und die Küsten werden vor weiterer Verschmutzung bewahrt, aus der Sicht der Menschen, der Umwelt-Organisationen, der politischen Entscheidungs-Träger, deren Verhalten Stimmen kosten kann oder auch nicht.
Aus welchem Material sollte das Auffang-Zelt bestehen? Es muss möglichst reißfest sein. Es muss Strömungen trotzen können. Es muss an langen Leinen, die an den Gewichten befestigt sind, von Schleppern dirigiert werden können. Es würde wohl aus einem Urprungs-Material stammen: Öl.
Nachtrag: Alles viel schlimmer als allgemein berichtet! - Die BP-Verschleierungs-Taktik.
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