Der Film "Avatar" bewegte den Papst. Die Juroren der diesjährigen Oscar-Preis-Verleihung konnte er kaum bewegen. Stattdessen sahnte der Irak-Kriegs-Film "Tödliches Kommando - The Hurt Locker" ab.
Untersuchen wir das kurz.
Der Sachverhalt:
"Avatar" ist der Liebling der Fans, bei den Oscars 2010 machte jedoch ein anderer Film das Rennen: Das Kriegsdrama "The Hurt Locker"("Tödliches Kommando") räumte einen Preis nach dem anderen ab. Zunächst durfte das Team um Regisseurin Kathryn Bigelow den Oscar für das Beste Originaldrehbuch in Empfang nehmen, doch das war erst der Anfang einer großartigen Siegesserie. "The Hurt Locker" wurde auch noch für den Besten Filmschnitt, den Besten Ton und die Besten Toneffekte geehrt.
"Avatar" bekam zwar den Oscar für die Besten Effekte und die Beste Kamera, doch das war eine vergleichsweise schlechte Ausbeute, bei insgesamt neun Nominierungen. Regisseur James Cameron nahm's gelassen, er gönnte seiner Ex-Frau Kathryn Bigelow den Erfolg. Dennoch muss er wohl erst einmal verdauen, dass "Avatar" der große Oscar-Verlierer 2010 ist.
Hintereinander sah ich mir beide Filme an, erst zum wiederholten Male "Avatar", zumal ich eine Originalfassung bekommen konnte, dann den Kriegsfilm. Ihn würde ich mir kein zweites Mal ansehen. Trotz guter schauspielerischer Leistungen, guter Aufnahme-Technik, guter Regie etc. fehlt die Aussage. Man erlebt Realismus, Krieg im Irak, den üblichen US-Helden-Kram in einer zerstoerten Welt voller Heimtücke, Hinterhältigkeit mit Sprengfallen, mitunter an und in gewaltsam präparierten Menschen, Spreng-Implantate, mehrfach verschlossene Zeitzünder-Sprenggürtel etc. Man erlebt die hohe Belastung der Soldaten, deren Mut und auch deren zerstoerte Psyche, man sieht ein Feld-Gefecht, wie man es von Kriegsfilmen des Zweiten Weltkrieges kennt. Realismus pur. Aber mit welcher Aussage? Heldentum? Pflichterfüllung? Der Film geht ins Detail, die Tatsachen kennt man eigentlich aus diversen Kriegs-Berichten, Nachrichten, immer mal wiederkehrenden Original-Aufnahmen. Der Film bietet nichts Neues. Er zeigt noch nicht einmal ansatzweise auch die Grausamkeiten des US-Militärs selbst, die ebenfalls dokumentiert sind. Das zuletzt veroeffentlichte Video der Abknallereien von Zivilisten schlägt den Film bei weitem, ist viel kürzer. Der Film verfälscht. Er ist die Kinokarte kaum wert, geschweige denn einen Oscar.
Darüber hinaus zeichnet der Film Hilflosigkeit und die voellig falsche Strategie im Irak. Das ist aber den Juroren wohl nicht aufgefallen, den unfreiwillig offen gelegten Irrsinn des Ganzen merkten sie wohl nicht, ihnen gefiel, dass die USA im Irak gerechtfertigt erscheinen, denn Minen und Sprengsätze müssen ja wohl weggeräumt werden. Und wer macht es? Helden des US-Militärs natürlich, ganz weit entfernt von der Realität. Der Film ist Kriegs-Kitsch. Da hinein flüchteten sich die Juroren.
Aber wovor flüchteten sie? Mir erscheint es klar zu sein. Sie flüchteten vor einer historischen paradiesisch-natürlichen Welt der Indiander mit ihren hochentwickelten nordamerikanischen Städten. Weiße Einwanderer, der Kern der USA, vernichteten sie in wenigen Jahrhunderten des Mordens. Daran wollten sie indirekt durch den Film Avatar nicht erinnert werden, erst recht nicht, weil der Film indirekt die Kriegs-Maschinerie an sich, zum Beispiel im Irak, ad absurdum führt.