Ein Bericht aus Kairo belegt, dass empörte desorientierte Massen mit unklaren aggressiven Gefühlen ohne eigentlichen Bezug auch im Zaum gehalten werden können. Die Ausschreitungen, zum Beispiel gegen Botschaften westlicher Länder, werden von den Regierungen in Syrien und dem Iran gelenkt, aber Kairo, das Zentrum muslimischer Glaubensautorität, erreichten diese Regierungen nicht.
08. Februar 2006 Spiegelbericht Online
ÄGYPTEN
Das Auge des Orkans
Aus Kairo berichtet Yassin Musharbash
Wegen der Mohammed-Karikaturen brennen Botschaften in Beirut und sterben Menschen in Afghanistan. In Kairo, dem Zentrum der arabischen Welt, gab es bisher keine Gewalt. Die Wut auf den Westen ist trotzdem enorm und wächst weiter - auch, weil kaum jemand die Karikaturen kennt.
Kairo - "Wenn hier jetzt ein Däne vorbeikäme", sagt Ali Said finster, holt zur Veranschaulichung schon einmal zu einer mächtigen Schlagbewegung aus - und bremst sich im letzten Moment: "dann würde ich ihn anschreien!" Anschreien, nicht schlagen; Protestieren, aber nicht gleich das Konsulat verwüsten; Boykottieren, aber keine Fahnen verbrennen: Der gerade noch im Zaum gehaltene Zorn des 21-jährigen Studenten Ali Said, der zwischen Orangenkisten und einer Schubkarre Lammkeulen in einer schäbigen Gasse von Kairos Altstadt steht, ist beispielhaft für das, was viele muslimische Ägypter fühlen. Sie sind wütend über die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen - zuerst in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" und dann in anderen europäischen Blättern.
Eine "Entschuldigung an alle Muslime der Welt" fordert Ali deshalb. "Und selbst das wäre eigentlich nicht genug." Nur, "weil die Imame und Professoren das verbieten", habe es in der ägyptischen Hauptstadt bislang keine gewalttätigen Proteste wie in Beirut oder Damaskus gegeben, glaubt er. Dass er die inkriminierten Karikaturen gar nicht kennt, stört Ali nicht: "Vom Hörensagen" wisse er, dass der Prophet Mohammed darauf als Osama Bin Laden dargestellt werde.
Das stimmt natürlich nicht. Aber Ali ist nicht der einzige, der sich von einem Fieber der Empörung hat anstecken lassen, das dem Anlass schon lange nicht mehr angemessen scheint - und in Wahrheit wohl eher eine tiefe Frustration über den Westen insgesamt zum Ausdruck bringt. Brennende Botschaften in Beirut und Damaskus, Massendemonstrationen im Jemen, Boykottaufrufe gegen Dänemark in Jordanien: Die Bilder aus der arabischen Welt schüren im Westen die Sorge, der viel beschworene "Kampf der Kulturen" sei nun wirklich ausgebrochen. Kairo ist das Zentrum dieser arabischen Welt. So wie New York eine Chiffre für "den Westen" ist, versinnbildlicht die ägyptische 16-Millionen-Metropole die "arabische Straße". Was hier gedacht, gesagt und getan wird, ist bedeutsam, dass in Kairo bislang keine Flammen loderten, deshalb beruhigend.
Vor den Gesandtschaften im hiesigen Botschaftsviertel stehen die Menschen bis jetzt nur Schlange, um Visa zu beantragen. Schon weil Regierung und Geistlichkeit sich gegen Gewalt aussprechen - anders, als etwa die syrische Regierung, braucht die ägyptische im Moment von keinen größeren inneren Schwierigkeiten abzulenken und begreift sich außer als Führungsmacht der arabischen auch als Partner der westlichen Welt. Aber ob Kairo das stille Auge eines ringsum tobenden Orkans bleibt, oder hier nur die Stille vor dem Sturm beobachtet werden kann, ist noch nicht endgültig entschieden. Wütende Menschen gibt es genug.
Irrtümer an jeder Ecke
Feisal zum Beispiel, ein Lkw-Fahrer, der in einem Teehaus in der Nähe des Innenministeriums Zeitung liest, ist mit der laschen Reaktion seiner Landsleute gar nicht einverstanden: "Ich wünschte, auch hier würden Botschaften brennen", sagt er. Der Prophet müsse beschützt, ein Zeichen gesetzt werden. Wenn die Regierung es zuließe, würden die Menschen sich ganz anders verhalten. Er selbst würde mitmachen. Schließlich sei der Prophet in den Karikaturen beim Geschlechtsverkehr mit Tieren gezeigt worden, sagt er entzürnt. Das stimmt natürlich ebenfalls nicht. Aber weil sich keine ägyptische Zeitung traut, die Bilder zu dokumentierten, grassieren solche Irrtümer an jeder Ecke.
Der Buchhändler Tariq Ibrahim etwa sitzt dem Gerücht auf, Mohammed sei von den dänischen Karikaturisten mit einem Schwert in der Hand abgebildet worden, mit dem er jemandem den Kopf abschneide. Entsprechend groß ist seine Empörung. Aber Tariq und seine Kollegen, die beim Morgenkaffee über die Bilder diskutieren, vertreten den entschieden gewaltfreien Flügel: "Genau das hat unser Prophet ja immer gefordert". Eine Entschuldigung müsse trotzdem her.
Gihan, die den benachbarten Buchladen betreibt, pflichtet Tariq bei. Bei ihr gibt es Bücher zu kaufen, die "Die Ankunft des Antichristen" und "Anzeichen für den nahenden Weltuntergang" heißen: Einfache islamische Theologie für die Massen. Auch ein Buch namens "Die Märtyrer unter den Propheten-Gefährten" gibt es - mit einem bunten Cover, auf dem die Männer sogar auf Kamelen reitend abgebildet sind. Allerdings: In den Mohammed-Biographien daneben fehlen bildliche Darstellungen. "Einen Propheten malt man nicht", sagt Tariq. "Basta."
Gihan steht derweil direkt neben einem Buch, auf dem sich eine Schlange aus einem Davidstern emporreckt: "Die Protokolle der Weisen von Zion", eine alte Fälschung und Manifest des Antisemitismus. Was würde sie antworten, wenn sich ein Jude dadurch beleidigt fühlte, dass das Buch dieses Cover trägt und hier vertrieben wird? Gihan kann die Gleichsetzung nicht nachvollziehen: "Das ist doch nur ein Buch!", sagt sie. "Aber eine Zeitung, die liest jeder. Die ist wie Wasser und Brot!" Dass der "Jyllands-Posten" es vielleicht gerne so hätte, diese Vision aber denkbar weit von der Wahrheit entfernt liegt, weiß hier niemand. Gihan hat an sich nichts gegen den Westen, am Goethe-Institut hat sie sogar Deutschkurse belegt. Aber dass hinter den Karikaturen ein Angriff gegen den Islam insgesamt steckt, davon geht sie aus.
Die "Weisen von Zion" an jeder Ecke
"Man darf nicht vergessen", versucht Mokhless Kotb die Aufregung zu erklären, "dass der Westen hier als Macht wahrgenommen wird, die mit Israel sympathisiert, doppelte Standards anlegt und den Irak angegriffen hat." Kotb ist Generalsekretär der Regierungskommission für Menschenrechte und residiert im Gebäude der regierenden Partei. Kotb gilt als islamischer Intellektueller. Als sein Projekt bezeichnet er "die Verbreitung der Kultur der Menschrechte", also eines neuen Verständnisses, das "über eine arabische Übersetzung der universellen Erklärung der Menschenrechte hinausgeht".
Kotb ist überzeugt, dass aus Kairo auch künftig keine gewalttätigen Unruhen vermeldet werden. "Ägypten hat kein Interesse daran, dass diese Sache weitergeht. Wir wollen keinen Kampf der Kulturen, wir haben Angst davor." Trotzdem: Die regierungsnahe Zeitung "Gumhurriya" rief heute zum Boykott gegen dänische Waren auf und veröffentlichte eine Liste von Firmen, die weiter von dort importieren.
Recht auf Respekt - und Respektlosigkeit
Kotbs Ausführungen bestätigen, dass im Kern der derzeit zu beobachtenden Auseinandersetzung nicht nur Bilder stehen - sondern auch die gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen, unter denen sie publiziert wurden: "Wir sind auch für Meinungsfreiheit", sagt er, "aber gegen die Beleidigung von Religionen. Und diese Karikaturen sind vom Recht der freien Meinungsäußerung nicht gedeckt." Was im Westen als Widerspruch und inakzeptable Einmischung aufgefasst würde, wird bei Kotb zu einer notwendigen Einschränkung. Darum betrachtet er es auch als "katastrophalen Fehler", dass der dänische Premier Anders Fogh Rasmussen sich zu Beginn der Affäre nicht distanziert habe. Rasmussen hatte das abgelehnt mit der Begründung, er sei nicht für die Presse zuständig.
"Die Kluft zwischen islamischer Welt und dem Westen ist größer als angenommen", lautet Kotbs Fazit. Die arabische Welt fühlt sich angegriffen, die Karikaturen sind der letzte Strohhalm, der dem Kamel den Rücken bricht. Neben dieser Täter-Opfer-Konstellation durchzieht aber noch eine andere Front die Auseinandersetzung: Das auf der einen Seite universal eingeforderte Recht auf Respekt kollidiert mit dem von der anderen Seite aggressiv vertretenen Anspruch auf Respektlosigkeit.
Die unabhängige Zeitung "al-Fagr" lotete heute aus, was in Ägypten möglich ist: Sie veröffentlichte eine ganze Serie Bilder, die allerdings nicht den Propheten Mohammed, wohl aber Jesus und den Kalifen und Mohammed-Schwiegersohn Ali zeigen. Die Quellen für diese Darstellungen sind solide genug, dass man dem Herausgeber Adil Hamude schwerlich einen Strick drehen kann; sie sind Büchern arabischer Christen und iranischer Schiiten entnommen. "Prophetenbilder: Die Christen verehren sie und die Muslime machten sie schon vor den Europäern", titelte er.
Bemerkenswert an Hamudes Begleittext war auch die nüchterne Feststellung, dass "es nicht wahr ist, dass die dänischen Zeitungen mit diesen Herabwürdigungen begonnen haben". Was sie gedruckt habe, komme einem "Tropfen im Meer gleich", schreibt Hamudeh - und verweist auf neuseeländische und britische Mohammed-Spottzeichnungen, die er im Internet gefunden habe. "Vielleicht waren die Bilder der 'Jyllands-Posten', die diese Krise ausgelöst haben, sogar weniger schlimm", fasst er zusammen.
08. Februar 2006
KARIKATUREN-STREIT
Rice macht Iran und Syrien für Unruhen verantwortlich
Die USA haben sich angesichts der heftigen Proteste gegen die Mohammed-Karikaturen lange zurückgehalten. Jetzt rief US-Präsident Bush die Regierungen in aller Welt auf, die Gewalt zu stoppen. US-Außenministerin Rice warf Iran und Syrien vor, den Zorn über die Zeichnungen bewusst zu schüren.
Washington - Das Leben unschuldiger Diplomaten, die ihren Ländern im Ausland dienten, müsse geschützt werden, sagte US-Präsident George W. Bush heute nach einem Treffen mit Jordaniens König Abdullah in Washington. Dieser verurteilte die Karikaturen. Die Proteste dagegen müssten aber friedlich bleiben, fügte der König hinzu.
"Ich rufe die Regierungen in aller Welt auf, Respekt zu üben und Eigentum zu schützen", sagte Bush. "Wir verurteilen Gewalt als ein Mittel, Missfallen über etwas auszudrücken, das in der freien Presse gedruckt werden kann." Bush bekräftigte, dass die USA die Pressefreiheit unterstützten. Mit der Freiheit einher gehe aber auch die Verantwortung, Fürsorge für andere zu zeigen, sagte Bush.
Die Proteste gegen die Karikaturen müssten friedlich bleiben, sagte König Abdullah. "Bei allem Respekt für die Pressefreiheit muss meiner Ansicht nach alles verurteilt werden, was den Propheten Mohammed, der Friede sei mit ihm, herabwürdigt oder die Gefühle von Muslimen verletzt." Auf den zuerst in der dänischen Zeitung "Jyllands Posten" veröffentlichten Zeichnungen ist der islamische Prophet unter anderem mit einer Bombe als Turban zu sehen.
"Syrien und Iran müssen zur Verantwortung gerufen werden"
US-Außenministerin Condoleezza Rice warf Iran und Syrien vor, den Zorn der Muslime über die in europäischen Zeitungen veröffentlichten Mohammed-Karikaturen absichtlich zu schüren. Die Regierungen beider Länder hätten "alles darauf angelegt", solche Gefühle anzustacheln und sie "für ihre eigenen Zwecke" auszubeuten, sagte Rice heute bei einem Treffen mit der israelischen Außenministerin Zippi Livni in Washington. Beide Staaten sollten dafür "von der Welt" zur Verantwortung gerufen werden. Rice hob zugleich hervor, dass indessen andere Staaten der islamischen Welt sich in der Kontroverse durchaus besonnen verhalten hätten.
Bei gewaltsamen Protesten gegen die Mohammed-Karikaturen kamen heute erneut mehrere Menschen ums Leben. In der südafghanischen Stadt Kalat erschossen Sicherheitskräfte vier Demonstranten, die auf einen US-Stützpunkt zu marschierten. Damit starben in Afghanistan seit Beginn der Proteste bereits zehn Menschen. Der afghanische Ulama-Rat, die höchste Vereinigung der muslimischen Geistlichen des Landes, rief zur Beendigung der Proteste auf. In Hebron im Westjordanland verwüsteten etwa 300 Demonstranten das Gebäude der Beobachtermission TIPH, deren 60 Mitarbeiter daraufhin nach Tel Aviv verlegt wurden.
Der österreichische Bundeskanzler und EU-Ratspräsident Wolfgang Schüssel appellierte an alle Seiten, "die Spirale der gegenseitigen Provokationen zu beenden". Der französische Staatspräsident Jacques Chirac rief die Medien auf, religiöse Empfindlichkeiten zu respektieren.
Türkische Verbände in Deutschland verurteilen Gewalt
Die Spitzenverbände der Türken in Deutschland verurteilten die gewaltsamen Reaktionen. In einer in Köln veröffentlichten Erklärung forderten die türkischen Verbände einen respektvollen Umgang mit den Empfindungen gläubiger Muslime. Der Generalsekretär der islamischen Gemeinschaft Milli Görüs, Oguz Ücüncü, verlas die Erklärung der 16 Organisationen, darunter Unternehmervereine ebenso wie die Türkisch Islamische Union DITIB, der Islamrat, der Verband Islamischer Kulturzentren VIKZ und der Zentralrat der Muslime in Deutschland.
Die Verbände hätten die Nachricht von Toten bei den Auseinandersetzungen um die Karikaturen mit Bestürzung aufgenommen, hieß es. Bilder von brennenden Einrichtungen westlicher Staaten mache sie sehr besorgt.
Die Integrationsbeauftragte der Regierung, Maria Böhmer, und die Islam-Beauftragte der SPD-Fraktion, Lale Akgün, lobten die islamischen Organisationen in Deutschland dafür, dass sie keine Gewalt dulden. Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Eckart von Klaeden, sagte: "Jede Stimme, die jetzt mit Autorität zur Besonnenheit und zur Klugheit rät, ist eine richtige Stimme." Der Bundesgeschäftsführer der Linkspartei, Dietmar Bartsch, sagte: "Deeskalation in Worten ist notwendig." Der Bundestag will am Freitag über die Karikaturen debattieren.
phw/AP/Reuters
Condoleezza Rice traf damit den Nagel auf den Kopf. Meine Auffassung, ohne israelische Unterstützung, wurde damit indirekt bestätigt. Noch immer aber stehen die verletzten muslimischen Gefühle zu sehr im Vordergrund. Die Gefühle der Familien von Terroropfern müssen an die erste Stelle. Es geht nicht an, dass religiöse Gespinnste wichtiger sind als reales Leid, das durch feigen Terror gegen Zivilisten zurückgelassen wird. Wenn Muslime nicht gegen reale Opfer, sondern gegen ihre abstrakt verletzten Gefühle protestieren, die Opfer der islamistischen Bewegungen sogar als minderwertige Menschen hinstellen, dann macht sich der Islam selbst zu einer ethisch minderwertigen Religion und seine Gläubigen zu Gehilfen einer verblendeten Fehleinschätzung.
Im Zitat habe ich mir eine Kolorierung erlaubt, um die weiter gehenden Absichten des Iran deutlich hervorzuheben, die in meinen vorherigen Beiträgen angesprochen wurden. Wir kommen in eine Vorkriegsphase hinein, in der es immer wichtiger werden wird, die geheimen Absichten eines aggressiven Staates zu erkennen.
Eine westliche Demokratie in relativen Friedenszeiten wird geprägt durch Presse- und Redefreiheit, Vertragsfreiheit, Bürgerfreiheiten, die auf einer freiheitlichen Verfassung beruhen und vom Recht gestützt werden. So waren auch die Karikaturen in Dänemark entstanden. Sie dürfen nicht zu einer weiteren Unterwerfung des Westens führen.
Dieser Freiheit und Offenheit stehen nun Staaten gegenüber, die aggressive verdeckte Absichten haben, die demagogisch vorgehen, Massenbewegungen als Mittel ihrer Politik künstlich heraufbeschwören, vom Hitlergegime Propagandamittel und Skupellosigkeit kopieren, wesentliche staatliche Kompartimente in einen geheimen Untergrund verlegen und versteckt aufrüsten. Es sind der Iran und Syrien, daneben auch Kräfte in Afghanistan, die eine Wiedergeburt des Taliban-Regimes anstreben. Auch in anderen Ländern werden mit terroristischen Mitteln Gottesstaaten angestrebt, der Iran etabliert sich als Führungsmacht für diese weltweite Bewegung, die allmählich eine Vorkriegsphase erzeugt hat.
Nicht mehr westliche Werte gelten weltweit, sondern alle Mittel eines zunächst noch verdeckten Krieges, dessen Brandherde zunehmend auflodern und von islamistischen Gruppen entfacht werden. Zu diesen Mitteln gehört auch, sich westlicher Friedenspolitiker wie Gerhard Schröder zu vergewissern, um zu spalten, oder sich der Radikalen, so etwa der Neonaziszene in Europa zu bedienen, die gegen Israel und die USA aggressiv und militant operieren will. Die Holocaust-Initiativen der iranischen Regierung sind ein Beleg dafür. Wieviel Logistik eines Horst Mahler bereits verwendet wurde, ist noch etwas unklar.
Der Westen muss sich auf seine gute Identität und auf seine guten Werte besinnen, die überlegen sind, ethisch, moralisch und geschichtlich.
Die Ängste der Menschen wachsen, wohl auch das Gefühl, dass Politiker die Voraussetzungen für diese Ängste mit zu verantworten haben.
08. Februar 2006 Spiegel Online
UMFRAGE
Wachsende Kluft zwischen Deutschen und Muslimen
Laut einer neuen Umfrage kippt die Einstellung der Deutschen gegenüber den Anhängern des Islams: Demnach fühlt sich mittlerweile jeder zweite Deutsche von Muslimen bedroht. Die Mehrheit hält allerdings auch nichts von Witzen über Gott und Religion.
Hamburg - Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Magazins "Stern" ist die Kluft zwischen Deutschen und hier lebenden Muslimen größer geworden. Hätten einen Monat nach den Anschlägen vom 11. September 2001 noch 54 Prozent geglaubt, dass es zu einem dauerhaften Konflikt zwischen den Weltreligionen kommen werde, sei die Zahl inzwischen auf 60 Prozent gestiegen. Zwar fühlten sich weiterhin nur wenige ausschließlich von Muslimen bedroht (13 Prozent).
Dafür empfänden jetzt 55 Prozent der Befragten die in Deutschland lebenden Muslime nicht allein als Bereicherung, sondern auch als Bedrohung. Im September 1995 lag der Wert den Angaben zufolge bei 40 Prozent. Der Anteil der Deutschen, die Angst vor dem Islam haben, stieg den Angaben zufolge binnen zweier Jahre von 35 auf 38 Prozent.
Karikaturen religiöser Figuren stießen bei der Mehrheit der Befragten auf Ablehnung. 62 Prozent gaben an, über Gott und Religion dürften keine Witze gemacht werden. "Vor allem Katholiken sprechen sich gegen jegliche Gotteslästerung aus (67 Prozent)", hieß es. Bei den Protestanten sind es den Angaben zufolge 62 Prozent. Unter den Konfessionslosen lehnen laut der Umfrage 51 Prozent der Befragten Karikaturen oder Witze auf Kosten einer Religion ab.
In einer gemeinsamen Erklärung haben 16 Verbände der in Deutschland lebenden Türken die gewalttätigen Reaktionen auf die in Dänemark veröffentlichten Karikaturen des Propheten Mohammed verurteilt. In der heute in Köln veröffentlichten Erklärung lehnen die islamischen Verbände, darunter Milli Görüs, der Islamrat und der Zentralrat der Muslime die Reaktionen auf die Karikaturen als unangemessen ab. Zugleich fordern sie aber auch einen respektvollen Umgang mit den religiösen Empfindungen gläubiger Muslime. Auch ein Karikaturen-Wettstreit sei "makaber", hieß es in Anspielung auf einen von einer iranischen Zeitung initiierten "Internationalen Karikaturen-Wettbewerb zum Holocaust".
Die Verbände wenden sich außerdem gegen den "Gesinnungstest" für Muslime in Baden-Württemberg und fordern, die von ihnen als verfassungswidrig angesehenen Fragebögen unverzüglich zurückzuziehen.
lan/ddp/dpa/AP/Reuters
Vor einiger Zeit, noch vor dem Sturz des Populisten und Parteikarrieristen Schröder, hatte ich vorausahnend zum Ausdruck gebracht, dass ich mich auf die Zusammenarbeit von Außenministerin Condoleezza Rice mit einer Kanzlerin Merkel freue. Zunächst hatte es wegen der Affäre um CIA-Gefängnisse und -Flüge eine Irritation gegeben, weil die klare, ehrliche Sprache Merkels noch nicht verstanden wurde, was geradezu einen diplomatischen "Amoklauf" der US-Außenministerin zur Folge hatte, indem sie sich zunehmend selbst widersprach. Inzwischen hat George Bush Gefallen an dieser "neuen Ehrlichkeit" gefunden, und die Sache ist ausgestanden. Um so besser harmonieren die beiden Frauen jetzt, wie die obigen Zitate und Berichte zeigen.
Kanzlerin Merkel hat Erfahrungen mit Diktaturen, hat vielleicht sogar besonders feine Sensoren entwickelt. Mitten in die Hitlerverliebtheit der neuen iranischen Führung setzt Dr. Merkel ein Obelisk notwendiger Gegenwehr freiheitlicher Staaten gegen eine ausufernde Diktatur. Die iranische Reaktion
ist ein Amoklauf.
08. Februar 2006
IRAN
Militärsprecher vergleicht Merkel mit Hitler
Neue Provokation aus Teheran: Der Kommunikationschef der iranischen Revolutionären Garden hat Bundeskanzlerin Merkel mit Adolf Hitler verglichen. Einem Agenturbericht zufolge sagte Massud Dschasajeri, Merkel glaube, sie könne die Welt beherrschen.
Teheran - Der Sprecher der Eliteeinheit habe der deutschen Regierungschefin Schwäche und Unerfahrenheit vorgeworfen, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Isna heute. "In ihren kindlichen Träumen sieht sie sich selbst als Adolf Hitler und glaubt daher, dass sie als Kanzlerin die Welt beherrschen kann", sagte Dschasajeri Isna zufolge. Einige Verantwortliche in Deutschland seien zu Sprechern der USA und Israels geworden. "Von Leuten, die eine zionistische Vergangenheit haben, kann man nichts anderes erwarten", fügte er hinzu.
Merkel hatte den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad zuletzt scharf für anti-israelische Äußerungen kritisiert und die Bedrohung durch die Islamische Republik mit dem Erstarken des Nationalsozialismus in Deutschland verglichen. Auf der Münchener Sicherheitskonferenz hatte Merkel im Atomstreit eine harte Haltung des Westens gefordert, weil die Regierung in Teheran die "roten Linie" überschritten habe. Deutschland habe aus dem Aufstieg der Nationalsozialisten in den dreißiger Jahren gelernt, dass die Politik den Anfängen wehren müsse, sagte die Kanzlerin.
Die Reaktion aus Iran kam prompt. Ein iranischer Außenamtssprecher erklärte: "Eine Politikerin sollte nicht die Augen schließen und dann einfach den Mund aufmachen, sondern erst die Augen und dann langsam den Mund." Iran hat noch bis Anfang März Zeit den Verdacht, an Atomwaffen zu arbeiten, auszuräumen. Ansonsten droht ein Eingreifen des Uno-Sicherheitsrats, der Sanktionen verhängen kann.
Die auch Pasdaran genannten Revolutionsgarden wurden als ideologische Armee der Islamischen Republik Iran gleich nach dem Sturz des Schahs 1979 gegründet. Sie existieren parallel zum iranischen Militär und bestehen ihrerseits aus Heer, Luftwaffe und Marine. Die Garden stehen unter direkter Kontrolle des geistlichen Oberhauptes Ajatollah Ali Chamenei und sollen die Prinzipien der Islamischen Revolution im Land verteidigen.
phw/Reuters/AFP