Demokratie, Staatsform, Regierung, Parteien

Deutschland auf den Terrassen seiner schöpferischen Väter - Goethe, Dürer, Schlüter, Kant, Beethoven, Adenauer ...

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Beitragvon micha » Mi Jun 29, 2005 14:21:03:

Spiegel Online soeben:

Der Kanzler will die Vertrauensfrage im Bundestag mit mangelnder Handlungsfähigkeit seiner Regierung begründen


Der Kanzler und seine Regierungsmannschaft hatte bisher alle Handlungsfreiheit, Deutschland in ein immer größeres Schuldenloch zu fahren. Eine mangelnde Handlungsfähigkeit gibt es nicht einmal bei einer Minderheitenregierung, weil das Verfassungsrecht eine solche vorsieht. Der Kanzler hat jedoch eine Mehrheitsregierung an der Hand.

Die bisherigen etwas merkwürdigen Begründungen gingen zum Teil sogar in die Richtung, dass die eigene Partei, Teil der Mehrheit im Bundestag, intern durch Querelen an der Basis eine Art Unlust zu regieren hervorgerufen hat, nicht einmal die Opposition, die mit Frau Merkel relativ brav und konstruktiv war.

Die reine Unlust macht Kanzler Schröder handlungsunfähig. Unfähig war er bisher schon, nun ist er nach eigenem Bekenntnis auch handlungsunfähig, hinzuzufügen wäre: auch verhandlungsunfähig, wie seine Politik gegen die NATO gezeigt hat. Zwei große Misserfolge gehen auf sein Konto: die Zerstörung des Vertrauensverhältnisses zu den USA und die Zerstörung des Stabilitätspaktes in Europa, damit die Zerstörung des Vertrauensverhältnisses der kleineren Mitgliedsländer gegenüber den Großen. Der verschwenderische Umgang mit Steuermitteln kostete darüber hinaus das Vertrauen der Bürger, nicht nur in Deutschland. Frankreich und die Niederlande sagten ein bürgerliches Nein zur europäischen "Verfassung", indirekt deshalb, weil der Promotor der schnellen Mitgliedererweiterung ein unfähiger Deutscher ist. Kanzler Schröder hat auch in Europa sein Vertrauen verspielt.

Die Katastrophe heißt Schröder. Aber sie hat auch einen anderen Namen: Opposition. Sie hat es versäumt, bei verschiedenen Gelegenheiten, einige habe ich aufgezählt, offiziell im Bundestag dieser Regierung das Vertrauen zu entziehen, auch wenn eine Abstimmung wegen der Mehrheitsverhältnisse scheinbar keine Chance gehabt hat. Darauf kommt es aber nicht an. Auf das Vertrauen kommt es an.

Die Aufzählung der negativen Eigenschaften des Kanzlers, von der Unlust bis zur Unfähigkeit, vor allem das Bekenntnis zur Unfähigkeit, seinen Verfassungsauftrag zu erfüllen, müsste nun erneut einen Misstrauensantrag der Opposition hervorrufen. Sie verhält sich aber passiv, weil sie meint, dass Macht in den Schoß fällt, wenn man einen unfähigen und unlustigen Kanzler nur weiter machen lässt.

Die Opposition hat sogar die Verpflichtung, dieses Misstrauen im Parlament offiziell mit dem Ziel von Neuwahlen zum Ausdruck zu bringen, da der Kanzler seinen Amtseid missachtet, sich für unfähig hält, ihn zu erfüllen.

So wäre es richtig. Dann kann der Kanzler und vor allem auch Herr Müntefering seinen Parteigenossen raten, sich der Stimme zu enthalten. Dann wäre die Ordnung gegeben, die Herr Müntefering so gerne in seinen Reden zitiert.
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Beitragvon micha » Mi Jun 29, 2005 22:35:39:

Spiegel Online soeben:

Das Wort "Dialektik" erlebt in diesen Tagen eine ungewohnte Renaissance. Außenminister Joschka Fischer führt es im Mund, kanzlertreue Bundestagsabgeordnete und natürlich auch SPD-Chef Franz Müntefering.

Das Wort fungiert als eine Art Totschlagsargument, um die geplante Vertrauensfrage Leuten zu erklären, die es partout nicht kapieren wollen. Journalisten also und sonstige Quertreiber. Da wird dann erklärt, es gehe sehr wohl, dass man dem Kanzler das Vertrauen ausspricht, indem man es ihm entzieht. In Münteferings Logik ist die Enthaltung bei der Vertrauensfrage am Freitag der beste Vertrauensbeweis für Schröder.

Den Beweis schien der Kanzler heute höchstpersönlich antreten zu wollen. Er ließ verkünden, dass er sich am Freitag selbst das Vertrauen entziehen werde.


Pure Unlogik kann nicht "Dialektik" sein.

Noch-Außenminister Fischer wird demnächst als unfreiwilliger "Opa" (seine eigene Vorstellung gestern in "BILD") im Ohrsessel darüber nachdenken und Adorno rekapitulieren.

Noch-Kanzler Schröder entzieht sich dialektisch das Vertrauen. So richtig?
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Beitragvon micha » Do Jun 30, 2005 08:16:07:

Dialektik sei ein "Argument" geworden, schrieb der Spiegel, siehe oben. Dialektik ist in Wirklichkeit eine Methode des widersprüchlichen Dialogs. "Dialektik" wird bei Schröder/Fischer/Müntefering zu einem Begriffsargument, um die Wissenden, denen der Begriff geläufig ist, das sind angeblich sie selbst, von den Nichtwissenden, das seien die Anderen, denen der Begriff nicht geläufig ist, abzutrennen und gleichzeitig die Vertrauensabstimmung damit zu begründen.

Der entdeckte propagandistische Fehler um Schröder & Co. wurde vom "Spiegel" erst einmal an der Oberfläche erkannt.

Tiefer hinein gesehen wurde der Begriff Dialektik aus seinem eigentlichen Wirkungsfeld, dem Dialog, herausgenommen und in ein falsches Wirkungsfeld, das Selbstgespräch, hineinversetzt. Folglich spricht Kanzler Schröder sich selbst das Misstrauen aus, obwohl er zum Ausdruck bringen will, dass gerade er das Vertrauen verdient.

Absichtlich wird ganz offen gelogen. Der kontroverse dialektische Dialog, der das Gegenüber benötigt, wird in das Selbstgespräch verlegt. Zu einem Gewissenskonflikt soll es trotzdem nicht kommen, weil die Lüge, sich selbst zu misstrauen, für alle sichtbar sein soll. Die Deutschen sollen erkennen, dass Herr Schröder lügt, denn er sei in Wirklichkeit ja die Vertrauensperson schlechthin. Hier liegt die Komponente der Eitelkeit begründet, von der ich oben sprach:

http://www.rheindeutschland.de/forum/vi ... ?p=975#975

Das Gleiche passiert, wenn sich Jemand vor Gericht falsch beschuldigt, um irgend einen anderen Vorteil zu haben. Kommt es heraus, hat er eine Falschaussage gemacht. Sie wird bestraft. Herr Schröder macht diese Falschaussage vor dem Parlament in aller Öffentlichkeit und stiftet andere Parlamentarier obendrein noch dazu an, ebenfalls diese Falschaussage zu machen. Damit bringt er sie in Gewissenskonflikte, weil sich die Lüge mit innerer Überzeugung nicht verträgt. Die Lüge projiziert sich rückwirkend auf die bisherige Parlamentsarbeit, auf die Arbeit an der Basis und im jeweiligen Wahlkreis.

Ganz vornehm werden Falschaussagen auf der Regierungsebene unseres Staates flugs "Dialektik" genannt, um das Volk erst einmal zu täuschen, bevor es merkt, dass der Begriff falsch ist.

War es so schnell nicht möglich, die Verfassung zu verbiegen, so war es doch möglich, erst einmal einen Begriff zu verbiegen.

Das Paradoxe an der Situation ist, dass Schröder und Co. tatsächlich das Vertrauen nicht verdienen. Die "dialektische" absichtliche Selbstlüge in Form einer Falschaussage hat einen wahren Kern, der vertuscht werden soll: die Vertrauenswürdigkeit fehlt. Auch die beabsichtigte Selbstbespiegelung Schröders, er sei in Wirklichkeit vertrauenswürdig, ist falsch. Er ist es nicht.

Der Misstrauensantrag muss von der Opposition kommen, dann ticken die Uhren im Parlament wieder richtig. Der Kanzler wollte dem zuvorkommen, um der Wahrheit zu entgehen. Die Konstruktion über den falsch gewählten Begriff "Dialektik" diente letztlich der Vernebelung einer katastrophalen Politik, die Deutschland in Abgründe geführt hat.

Das ganze Kartenhaus mit dem Namen "Dialektik" ist selbst so ein "Abgrund", aber ein vergleichsweise harmloser. Hat man das Kartenhaus erkannt, und liegt es flach da, weil es zusammengestürzt ist, kann man sich wenigstens darüber amüsieren.
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Beitragvon micha » Do Jun 30, 2005 20:42:22:

Spiegel Online soeben:

Gauweiler: Der Abgeordnete entscheidet permanent auch taktisch: Er stimmt manchmal für ihm eigentlich unliebsame Gesetze, um der eigenen Fraktion nicht zu schaden. Oder für Gesetze, deren Inhalt er nicht kennt und wo er sich auf den im jeweiligen Thema spezialisierten Kollegen verlassen muss. Ohne die Akzeptanz solcher gezielten Erwägungen wäre das freie Mandat eine Phrase.


Der "erfahrene Jurist" Gauweiler (CSU) möchte das taktische Wahlverhalten von Abgeordneten aus den Gründen erlauben, die er aufgezählt hat. Im Sinne der Fraktion gegen die eigene Überzeugung zu stimmen, mag taktisches Verhalten sein, im Sinne von Fachleuten zu stimmen wäre es schon wieder nicht, denn dann haben ihn diese Fachleute überzeugt. Taktisch gegen die eigene Überzeugung für einen Vertrauensentzug eines Kanzlers zu stimmen, wäre Selbstaufgabe.

Das innere Bekenntnis gehört dahin, wo Menschen ihr Rückgrat haben. Es ist sein wichtigster Besitz, den ihm niemand streitig machen kann. Beginnt er, mit seiner innersten Stimme taktisch herumzuspielen, verliert er jedes Rückgrat und wird zur Gummipuppe. Das Parlament wird dann zu einer Art Gummisuppe mit Puppen, die darin wie leblos herumschwimmen - ein Ekelparlament entsteht.

Das taktische Herumspielen mit der inneren Stimme hatten wir in der Nazizeit. Millionen Morde waren die Folge. Taktisch gedacht waren auch die Bombenangriffe auf Dresden. Über 150.000 kamen in der Dresdner Napalm-Feuerhölle um. Die Stadt war vollgestopft mit Menschen. Russische Einheiten hatten absichtlich vorher noch immer mehr Menschen hineingetrieben, die nebeneinander auf den Straßen schliefen und kaum Platz fanden. Der Bahnhof war gestopft voll. Nicht 37.000 Tote waren es hinterher, gemäß dem ehemaligen Bundespräsidenten von Weizsäcker, sondern über mit aller Wahrscheinlichkeit mehr als 150.000 (!) Zivilisten, die Opfer von taktischen Überlegungen gegen das innere Gewissen wurden. Die meisten Ostflüchtlinge, getrieben von den Russen, versuchten Dresden zu erreichen. Zwei Millionen kamen auf den Fluchtwegen um. Ein Teil erreichte Dresden als vermeintlich bombensichere Kulturstadt. Zu den Einwohnern kamen nicht doppelt so viele Menschen hinzu, wie behauptet wurde, sondern zigmal so viele. Den Russen war die Absicht der Briten, Dresden zu bombardieren bekannt. Sie trieben die Menschen wie in einen Käfig.

Mein noch lebender Zeuge war monatelang mit dabei, um die Leichenberge zu verbrennen. Er hat mitgestapelt, mit Benzin übergossen und angezündet. Körper wurden und wurden nicht weniger. Alle Details, die dieser Augen- und Tatzeuge zu berichten weiß, lassen eine Opferzahl von über zwei Millionen Zivilisten zur Gewissheit werden, vielleicht waren es zwei Millionen und einhundert Tausend, vielleicht zwei Millionen und siebenhundert Tausend, aber mit absoluter Gewissheit weit über zwei Millionen.

Ich will ja nur sagen, dass die innere Stimme möglichst aus taktischen Überlegungen herausgehalten werden sollte und dass es schrecklich enden kann, wenn das kühle Kalkül den Menschen ersetzt. Vertrauen zu haben, zu geben oder zu entziehen ist mit der inneren Stimme, der "Menschlichkeit", identisch.

Die taktischen Manöver der jetzigen Regierung für angeblich höhere Ziele sind ein Mogelpackung. Dahinter verbirgt sich ein drohender Staatsbankrott, eine drohende Eskalation der Opfer der Auslandeinsätze der Bundeswehr und politisches Versagen.

Das Angebot des Kanzlers an die Opposition ist kein Geschenk, sondern ein unvorstellbar überteuerter Ausverkauf. Dieses Angebot würde ich ablehnen und die Regierung noch ein Jahr weiterregieren lassen, damit der mühsam versteckte Staatsbankrott noch vorher auf dem Konto der Rot-Grünen erscheint, die ihn mitverursacht haben.
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Beitragvon micha » Fr Jul 01, 2005 17:43:33:

Erklärung zu meinem Abstimmungsverhalten bezüglich der Vertrauensfrage von Bundeskanzler Gerhard Schröder am 1. Juli 2005

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Bundeskanzler, ich werde mich an dieser Abstimmung nicht beteiligen. Was hier abläuft, ist ein inszeniertes, ein absurdes Geschehen. Die Ereignisse der letzten Woche und die heutige Debatte haben mich trotz staatsmännischer Rede nicht überzeugt. Hier läuft eine fingierte oder, wie die Juristen sagen, eine unechte Vertrauensfrage.

Schon der erste Satz Ihres Antrages, Herr Bundeskanzler, ist unwahr. Sie wollen doch gar nicht, dass man Ihnen das Vertrauen ausspricht. Sie wollen diese Abstimmung verlieren. Sie suchen einen Grund für Neuwahlen und damit das organisierte Misstrauen. Sie selbst haben verkündet, sich der Stimme zu enthalten. Aber was ist ein Kanzler, der das Selbstvertrauen verloren hat?

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Sie sollten übrigens die Argumentation mit Franz Müntefering noch einmal genau abstimmen. Er ist stolz auf den Meinungsstreit in der Fraktion, für Sie ist er ein Anlass zu Misstrauen. Im Übrigen, Franz Müntefering, Ihre Aufforderung an Angela Merkel, hier das konstruktive Misstrauensvotum herbeizuführen, und Ihre Aussage, dass wir jederzeit die Kanzlermehrheit haben, ist beeindruckend, nicht nur für das Protokoll.

(Beifall der Abg. Dr. Antje Vollmer (BÃœNDNIS 90/DIE GRÃœNEN) Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Ich hätte bei so vielen Dialektikern hier im Parlament nicht geglaubt, dass wir einmal die feinsinnige Dialektik von Bertolt Brecht berühren. Sie wissen, dass er die Regierung aufgefordert hat, ein anderes Volk zu wählen. Wir werden heute etwas Ähnliches erleben: nicht die Mehrheit mißtraut dem Kanzler, sondern der Kanzler mißtraut seiner eigenen Mehrheit.

Bis in die gestrigen Abendstunden hatten wir eine stabile Mehrheit, die in sieben Jahren nicht ein einziges Mal versagt hat, obwohl sie seit dem 22. Mai vom Kanzler und von Franz Müntefering attackiert wird. Sie suchen eine neue Legitimation für Ihre Politik, doch diese Art von Stimmungsdemokratie sieht unser Grundgesetz nicht vor.

(Beifall der Abg. Dr. Antje Vollmer (BÃœNDNIS 90/DIE GRÃœNEN) Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Zwar wird allenthalben die Frage gestellt „Was wäre, wenn am nächsten Sonntag Wahl wäre?“, aber am nächsten Sonntag ist nicht Wahl. Wir leben in einer Demokratie und nicht in einer Demoskopie. Sie haben den Satz von Einstein an Ihrem Kanzleramt nicht verstanden: Der Staat ist für die Menschen, nicht die Menschen für den Staat.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie beugen unsere Verfassung, wenn Sie mit Hinweis auf das Grundgesetz ein Referendum über die EU-Verfassung verwehren und im nächsten Moment durch Selbstauflösung des Bundestages eine Volksabstimmung über die Fortsetzung Ihrer Politik herbeiführen wollen. Sie haben geschworen, das Grundgesetz zu wahren und zu verteidigen.
Ein paar Schritte vom Kanzleramt entfernt steht an der Schweizer Botschaft der Einstein-Satz: Echte Demokratie ist doch kein leerer Wahn.

(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin (FDP))

Was jetzt passiert, ist aber die Sinnentleerung des Art. 68. Dass ausgerechnet die alten 68er, so wie sie hier versammelt sind,

(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

über einen Missbrauch des Art. 68 ihren Abgang vorbereiten, gehört zu den grotesken Momenten dieses Vorgangs.

(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dabei haben Sie gerade bei der Vertrauensfrage im Zusammenhang mit dem Militäreinsatz in Afghanistan gezeigt, wie dieser Artikel moralisch und politisch zu gebrauchen ist. Sie haben eine eigene Mehrheit demonstriert und dafür sogar eine breite parlamentarische Mehrheit verschmäht. Sie wollten Helmut Kohl nicht nachahmen; heute kopieren Sie ihn, wobei der Vergleich mit der damaligen Lage doch etwas schräg ist.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Mir ist die Demokratie nicht geschenkt worden. Mit einigen anderen musste ich unter gefährlichen Umständen Demokratie und Freiheit erst erkämpfen. Schon deswegen sind mir die Grundregeln der Demokratie, wie sie in unserem Grundgesetz stehen, ein hoher Wert - gerade in einer Zeit, in der wir über den Werteverfall und die Vertrauenskrise der Politik reden. Glauben Sie denn ernsthaft daran, dass Sie nach dieser verschwiemelten Operation morgen in den Wahlkampf ziehen und über Wahrheiten reden können?

(Jörg Tauss (SPD): Ja!)

Das ist nicht nur ein Tiefpunkt der demokratischen Kultur, sondern Sie beschädigen auch das Ansehen des Parlamentes und meine und unsere Rechte als Abgeordnete.

(Beifall der Abg. Dr. Antje Vollmer (BÃœNDNIS 90/DIE GRÃœNEN) Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Oder, um einen aktuellen Buchtitel des Außenministers aufzugreifen: Die Rückkehr der Geschichte sollten wir nicht als ein Stück Volkskammer veranstalten.

(Widerspruch beim BÃœNDNIS 90/DIE GRÃœNEN und bei der SPD)

Auch da wurden die Abgeordneten eingeladen, nicht ihrer Überzeugung, sondern dem Willen von Partei- und Staatsführung zu folgen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Sie haben mit Ihrem genialen Schachzug alles erreicht, was Sie vermeiden wollten: Die Opposition ist geeint und geschlossen wie nie zuvor,

(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

die Formierung einer neuen Linkspartei und die Erosion der SPD wurden beschleunigt. Sie werden nicht als Patriot in die Geschichte eingehen, wie ein wirrer Schönschreiber in der „Zeit“ meint, sondern eher als einer, der letztlich seine Partei zerlegt und sein Land in Schwierigkeiten gebracht hat.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Präsident Wolfgang Thierse:
Lieber Kollege Schulz, die fünf Minuten sind vorüber.

Werner Schulz (Berlin) (BÃœNDNIS 90/DIE GRÃœNEN):
Ich komme zum Ende. Denn auch in der Einschätzung der politischen Situation täuschen Sie sich. Die Bürgerinnen und Bürger wollen nicht Neuwahlen, sie wollen die Abwahl von Rot-Grün.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Offenbar wollen Sie das auch die Flucht aus der Verantwortung. Nur, das ist ein würdeloser Abgang, den wir hier erleben.

Präsident Wolfgang Thierse:
Kollege Schulz, Sie müssen zum Ende kommen.


Werner Schulz (Berlin) (BÃœNDNIS 90/DIE GRÃœNEN):
Ich mache mir Sorgen um unser Land, weil ich finde, dass auch die Opposition nicht vorbereitet ist und kein Konzept hat.

(Widerspruch bei der SPD)

Wenn das, was wir bisher als Vertrauenskrise der Politik erlebt haben, nur ein Vorgeschmack ist,

Präsident Wolfgang Thierse:
Kollege Schulz!


Werner Schulz (Berlin) (BÃœNDNIS 90/DIE GRÃœNEN):
dann werden wir uns auf stürmische Zeiten einrichten müssen.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)
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Beitragvon micha » Fr Jul 01, 2005 20:06:25:

micha hat geschrieben:WERNER SCHULZ
"Ein inszeniertes, absurdes Geschehen"
In einer emotionalen Erklärung hat sich Werner Schulz gegen die Kanzler-Begründung für die Vertrauensfrage ausgesprochen. Der Grünen-Abgeordnete warf Schröder eine fingierte Abstimmung vor.

Angefeindet von seiner eigenen Partei wurde er wegen folgender Passage:

"Oder, um einen aktuellen Buchtitel des Außenministers aufzugreifen: Die Rückkehr der Geschichte sollten wir nicht als ein Stück Volkskammer veranstalten."

(Widerspruch beim BÃœNDNIS 90/DIE GRÃœNEN und bei der SPD)

Auch da wurden die Abgeordneten eingeladen, nicht ihrer Überzeugung, sondern dem Willen von Partei- und Staatsführung zu folgen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Aussage hat ihre Berechtigung. Es besteht kein Grund für die Grünen, ihren Parteifreund deshalb zu mobben und ihn zu schneiden. Ein ehemaliger Bürgerrechtler, der aus dem Osten kommt, kann die Lage besser beurteilen als West-Grüne. Die Feststellung, dass inzwischen demokratischer Boden unterhöhlt ist, halte ich für richtig. Auch andere "Ossis" empfinden, dass Freiheiten für Bürger nach der Wende weniger geworden sind. Die Nutznießer des demokratischen Systems, nicht die Bürger, genießen die demokratische Freiheiten. Man muss nur in das geradezu königliche Amtzimmer des Hessischen Ministerpräsidenten Koch hineinschauen. Da steht ein riesiger Flachbild-Fernseher, der sich nach der Bewegung Kochs ausrichtet - bezahlt mit Steuermitteln, davon gehe ich aus. Im Keller des Landeshauses wurde ein komfortabler Weinkeller eingerichtet, wie er teurer nicht sein kann - bezahlt mit Steuermitteln, davon gehe ich ebenfalls aus. Alle Maßstäbe bürgerlichen Respekts sind verloren gegangen. Der Speck ist voller Maden.

Die Grünen haben sich von ihren ursprünglichen Idealen so weit entfernt, dass sie Herrn Schulz nicht mehr verstehen. Der parteipolitisch-taktische, geradezu diktatorische Stil eines Fischer oder eines Schröder hat demokratische Prinzipien verdrängt. Für Fischer sind seine eigenen Beamten geradezu Nichts, Schröder trifft einsame Entscheidungen, ohne die Basis einzubeziehen. Beide strafen vorgehaltene Ideale in ihren Reden Lügen.

Völlig falsch wurde in Kommentaren zur heutigen Vertrauens-/Misstrauensabstimmung argumentiert, Schröder verzichte auf Macht, er klebe nicht an der Macht (Schily) - das Gegenteil ist der Fall. Weil sein einsamer Regierungsstil mit geradezu diktatorischem Gehabe von der SPD-Parteibasis kritisiert wurde, will Gerhard Schröder über eine getürkte Neuwahl hinweg seine Kritiker mundtot machen.

Er benutzt dazu das gesamte Parlament, die Verfassung, die er missbraucht, da er nach wie vor eine handlungsfähige Mehrheit hat, den Bundespräsidenten, den er in einer schwere Konfliktsituation hinein treibt, das Verfassungsgericht als unbequemen Teil seines Kalküls und die Wähler, denen völlig abwegig eine Besserung der deutschen Situation vorgegaukelt wird, wenn die reguläre Wahl ein paar Monate vorgezogen wird.
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Beitragvon micha » Sa Jul 02, 2005 05:50:53:

Bitte gelegentlich auch hier http://www.rheindeutschland.de/forum/vi ... ?p=987#987 nachschauen. Zwischen den Themen bestehen Wechselbeziehungen, da das Allgemeine nicht immer vom Speziellen zu trennen ist. Das Thema "Parteien gegeneinander" hat auch etwas mit dem Thema "Demokratie, Staatsform, Regierung, Parteien" zu tun, nämlich dann, wenn grundsätzliche Fehlentwicklungen praktiziert werden.
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Beitragvon micha » Sa Jul 02, 2005 20:56:39:

Nach gewonnenem Wahlkampf wird eine Regierung mit der Realität konfrontiert und muss die Wahlversprechen mindestens modifizieren. Dann folgt die Phase der Regierungsarbeit. Danach sollte eine Bilanz folgen, eine Art Rechenschaft über die Arbeit, ein Kassensturz, wenn es zu Finanzproblemen gekommen ist.

Um diese Bilanz will sich die jetzige Regierung drücken. Der Kassensturz, die Rechtfertigung für verwaltete Steuergelder, fehlt. Stattdessen soll die Verantwortung für vorenthaltene Wahrheit dem Wähler aufgestülpt werden.

Die SPD schwelgt geradezu in Wahlkampfversprechen. Die Verantwortung ist sie los, meint sie. Die politischen Wünsche sind auf dem Fest-Buffet, der Arbeitstag mit allen Verantwortlichkeiten ist fern.

Warum macht die Regierung nicht weiter mit den Programmpunkten, die sie jetzt für einen noch gar nicht akuten Wahlkampf auflegt, da sie im Parlament ja doch eine sichere Mehrheit hat?

Sie will keine neue "Legitimation" durch das vorgezogene Votum der Bürger, diese Begründung ist gelogen, sie will Verantwortung abschieben und danach die Neuverschuldung verdreifachen, wenn sie die Mehrheit wieder gewinnt.

Der Bundespräsident sollte den Trick mit der Verantwortung nicht auch noch honorieren.
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Beitragvon micha » Di Jul 05, 2005 07:37:33:

Hier wird darauf hingewiesen, dass etwas grundsätzlich falsch läuft:

http://www.rheindeutschland.de/forum/vi ... =1001#1001
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Beitragvon micha » Di Jul 05, 2005 19:59:07:

micha hat geschrieben:Unsere liebe kleine Schillerpartei wird niemals hochkommen. Als Musterpartei wird sie ein virtuelles Kümmerling-Dasein fristen. Arm wie Schiller wird sie ihr kleines Dasein in einem ehrenamtlichen Forum fristen, das sich als Rheinforum eingeschrieben hat. Aber sie wird ein Staatsprogramm ins Auge fassen, das Korruption verhindert, einfach so, ohne Honorar, ohne Bestechung, versteht sich.


http://www.rheindeutschland.de/forum/vi ... =1003#1003 Verfasst am: 05 Jul 2005 19:43
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Beitragvon micha » Mi Jul 06, 2005 06:48:58:

micha hat geschrieben:Eine Partei, die nicht regieren will, obwohl sie bereits den Regierungs-Auftrag erteilt bekam, dürfte sich nicht zur Wahl stellen können. Sie hat sich selbst die Legitimation entzogen.
Dass sich die SPD selbst die Legitimation entzog, Regierungsverantwortung zu tragen, wurde so noch nicht formuliert.

http://www.rheindeutschland.de/forum/vi ... =1006#1006 (verfasst am: 05 Jul 2005 21:37)

Darüber wurde auch noch gar nicht nachgedacht. Jedenfalls findet sich noch nichts Entsprechendes in der Presse, soweit ich sie überblicken kann.

Prinzipiell sind alle Bürger vor dem Gesetz gleich, alle Parteien vor dem Wähler. Vor der Wahl ist eine große Volkspartei einer kleinen Partei, die erst entstand, ebenbürtig. Es gibt keine Hierarchie, höchstens eine Hierarchie der Wahlkampfsubvention aus Steuermitteln, weil Richtlinien bestehen. Damit soll vermieden werden, dass eine kleine Partei nur wegen dieser Subventionen entsteht und eine vorher große die Kosten nicht tragen kann.

Aber darin liegt keine Wertehierarchie. Die Ideen, Programme, Vorschläge aller Parteien haben vor dem Wähler keine Vorabwertung.

Die Weigerung der SPD, noch ein Jahr bis zuende zu regieren, die Tat, mit Lügentaktik oder dialektisch genannten Lügen aus der Verantwortung kurzfristig auszusteigen, um den Pfründeerhaltungsdruck für eine Disziplinierung in der eigenen Partei zu benutzen, sind verfassungswidrig. Der Schritt in die Verfassungsillegalität hat so viel Gewicht, dass sich eine Partei, die so handelt, wie es die SPD getan hat, ihrer Legitimation als Wahlkandidatin beraubt.

Um die vorher verweigerte Legitimation, die hinterher propagandistisch auf dem Sockel einer vagen Volksmeinung abseits jeder Wahl zurück geholt werden soll, besser zu erkennen, muss man sich nur vorstellen, eine kleine Partei an der fünf Prozent Hürde hätte dies getan.

Mit ihren Schritten der Legitimationsverweigerung und des anschließenden populistischen Legitimationsdiebstahls hat sich die Partei in die Reihe aller Parteien hineingestellt, die prinzipiell gleichwertig sind. Im Unterschied zu allen anderen Parteien fehlt ihr aber nun die Legitimation als Wahlkandidatin, weil sie ein laufendes Wahlergebnis verfassungswidrig hintergangen hat. Darin unterscheidet sie sich nun von allen anderen Parteien in der sonst gleichwertigen Wahlreihe.

Die SPD disqualifiziert sich vor dem Wahlgesetzt auch durch die propagandistisch gemeinte, in Wirklichkeit aber rechtsrelevante Aussage, gestern zu hören von Herrn Müntefering, hier oft als "Wasserglasmephisto" charakterisiert, weil er einen Sturm nach dem anderen in einem Wasserglas anbläst, dass die SPD in Deutschland einen "Machtanspruch" habe.

Die Frechheit gegenüber dem Wahlbürger, nämlich Machtanspruch vor Wahllegitimation, nimmt die gleichen grotesken Formen an, wie der ganze Sumpf der Vorteilnahmen, wenn sich Parteimitglieder, Aufsichtsräte und Gewerkschaftsvorstände etc. illegal an Steuergeldern, Subventionen und Firmeneigentum vergreifen, wie jetzt bei VW exemplarisch herauskam.

Im Anschluss an das Vergreifen werden Luxuspensionen und Luxusrenten zurechtgeschustert, von denen ein Normalbürger, vor allem ein Selbständiger, nur träumen kann. Diese Sippschaft, die Demokratie missbraucht, erhebt nun vorweg schon den Machtanspruch, um weiter zu machen, wie bisher, somit das Staatsschuldenloch diesmal total ungehemmt und maßlos zu vergrößern und dem Wähler die Verantwortung aufzuladen. "Schröder wirbt für Weiter-so-Programm", steht heute als Überschrift über einem Artikel in Spiegel-Online.

"Wollt ihr den totalen Krieg?" rief einst Goebbels in die Parteiarena. "Wollt ihr die totale Verschuldung?" verkneift sich Herr Müntefering gerade noch aus dialektischen Gründen.
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Beitragvon micha » Mi Jul 06, 2005 19:12:29:

Spiegel Online soeben:
Die frühere Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts, Jutta Limbach, widersprach unterdessen der Einschätzung, Müntefering habe mit seiner Vertrauensbekundung für Schröder im Bundestag am vergangenen Freitag die Auflösung des Bundestages erschwert. "Er wollte lediglich zum Ausdruck bringen: 'Wenn es um Neuwahlen geht, stehen wir geschlossen hinter dem Bundeskanzler'", sagte sie im Bayerischen Rundfunk.

Dies sei eine andere Art von Vertrauen, als sie bei der Vertrauensfrage eine Rolle spiele. Limbach verwies darauf, dass das Bundesverfassungsgericht 1983 bei seiner Entscheidung zur Vertrauensfrage des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU) darauf hingewiesen habe, dass der Regierungschef das Verfahren gemäß dem Grundgesetz-Artikel 68 auch mit dem primären Ziel einleiten darf, zu Neuwahlen zu gelangen.


Im ersten Absatz deutet Frau Limbach Worte von Herrn Müntefering. Sie zitiert. Logischerweise ist hinzuzufügen: Wenn es um das vergangene Regieren geht, sollte der Bundeskanzler das Vertrauen nicht erhalten, wenn es um das zukünftige Regieren geht, dann schon. Da Neuwahlen wegen eines angestrebten Regierungsauftrags stattfinden und zwischen vergangenem Regieren und zukünftigem Regieren Schröders kein Unterschied bestehen dürfte, verstehe ich die Logik von Frau Limbach nicht.

Sie hat nicht daran gedacht, dass es Herrn Müntefering für die SPD um den Wahlerfolg und um Pfründesicherung geht. Außer G. Schröder existiert kein gleichwertiges Zugpferd für die Wahl. Um Vertrauen geht es gar nicht, sondern um die Dialektik des Erfolgs mit einer notdürftig geflickten, vorher zerstrittenen Partei.

Im zweiten Absatz spricht Frau Limbach von einem Verfahren. Dieses Verfahren sieht eine Vertrauensabfrage vor. Ziel des Verfahrens ist es, das Vertrauen zu bekommen. Ziel des Verfahrens darf es nicht sein, das Vertrauen nicht zu bekommen und damit einen Rücktritt zu umgehen.

Muss man denn nun selbst einer ehemaligen Präsidentin des Bundesverfassungsgerichtes erst erläutern, welche Art von Verfahren vorgesehen ist?

Ohne es zu wissen, bin ich mir sicher, dass Frau Limbach der SPD nahe steht. Wenn Bürger nun auch noch Vertrauen in dieses oberste Gericht verlieren, wem sollen sie denn dann noch trauen. Diese Frage hatte ich schon einmal aufgeworfen, weil gegenüber der Staatsanwaltschaft eine staatliche Bürgeranwaltschaft fehlt, die dem Bundesverfassungsgericht von der anderen Seite unter die Arme greifen kann.
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Beitragvon micha » Do Jul 07, 2005 21:04:33:

Bezug: http://www.rheindeutschland.de/forum/vi ... =1011#1011

Die SPD hat sich aus der Regierung verabschiedet. Kanzler Schröder genießt seine eingebildete "Bedeutung" auf dem G8-Gipfel im schottischen Gleneagles. Gefragt nach einem Kommentar zu den heutigen Al-Qaida Anschlägen in London reagierte er wie ein Privatmann: "Ich kann nur immer wieder sagen ... man kann sich dagegen kaum schützen ..." - er hat die Verantwortung, wie analysiert wurde, bereits an den Wähler abgegeben, während sein Innenminister Schily Rede und Antwort steht und stattdessen präsent ist.

Wie damals unmittelbar nach dem 11. September versprach Schröder auch diesmal Einheit des Westens. Alle wissen, was seine Worte wert sind. Gerade vorher noch, fast könnte man die Minuten zählen, begründete Frau Heidemarie Wieczorek-Zeul , SPD, die fingierte Vertrauensabstimmung mit den Worten, die CDU habe sich dem Irak-Krieg "unterworfen". Sie drehte den Wind gegen den Wahlgegner. Der Zungenschlag war hasserfüllt antiamerikanisch. Der Terror gegen die USA und Großbritannien müssten ihr folglich recht sein. Mit dieser Frau ist Kanzler Schröder in Wahrheit verbündet. Das weiß auch der westliche Geheimdienst.

Deutschland ist auf Terror nicht vorbereitet. Minister Schily, den wohl jeder schätzen gelernt hat, kann sagen, was er will. Die Fundamentalisten haben in Deutschland nahezu freie Hand.

Um die Bürger zu schützen, sind terminierte Notstandsgesetze erforderlich, die bürgerliche Freiheiten nicht beschneiden und trotzdem wirkungsvoll sind. Bisher wurden Methoden entwickelt, die das Abhören erlauben, verdächtige Konten offen legen und dergleichen. Flugs werden diese Methoden auch bei Jedermann verwendet, wenn sich geringe Verdachtsmomente ergeben. Solche Möglichkeiten stärken den Staat und schwächen die Bürger. Der Bürger sollte aber gegen die Terrorgefahr gestärkt werden.

Das Konzept wäre einfach. Ich will es gerne vorstellen.

Der Westen muss den Mut aufbringen, auch Unschuldige in die Verantwortung zu nehmen. Christliche Momente müssen leider hinter humanistischen einmal zurückstehen. Das ist bei geltendem Recht nicht möglich. Folglich schlage ich terminierte Notstandsgesetze vor, die ganz gezielt sind. Unschuldige sollen nicht "bestraft", sondern ausgewiesen werden können. Der Westen sollte sich mit Ausweisungen helfen.

Inzwischen sind den westlichen Geheimdiensten die Zirkel bekannt, in denen möglicherweise Terroristen insgeheim agieren. Jeder Terrorakt würde nun mit Ausweisungen, sofort und mit Polizeischutz, mit Kind und Kegel, beantwortet werden. Dazu werden Auffanglager gebraucht, die im Irak liegen könnten, die gesichert sind. Dort erhalten diese Menschen, die durchaus respektvoll behandelt werden müssen, einen Geldbetrag, der nicht zu hoch ist. Sie werden in die muslimische Welt einfach ausgesetzt, ohne weitere Sozialhilfe, denn der Fundamentalismus hat dem Westen schließlich den heiligen Krieg erklärt. Erkennungsdienstliche Merkmale müssen verhindern, dass sie in den Westen zurückkehren können. Die Pässe und Aufenthaltserlaubnisse werden ihnen selbstverständlich entzogen. Dadurch entstehen Härten, die aber angesichts der Greuel des muslimischen Heiligen Krieges sehr human sind.

Wenn also junge nordafrikanische Muslime zum Zirkel möglicher Terroristen gehören, dann würden nach meinem Vorschlag nach einem solchen Terrorakt wie in London soundso-viele Familien dieser Leute ausgewiesen werden, sagen wir für einen Toten aufgrund eines solchen Anschlags zehn bis zwanzig Muslime aus solchen Zirkeln. Darunter werden Unschuldige sein. Trotzdem hielte ich eine solche Antwort für richtig. Sie bringt Niemanden um, ist relativ human und dezimiert die Gefahr erheblich.

Der islamische Terrorismus bringt Unschuldige um. Der Westen antwortet und weist nach einem bestimmten Erkenntnisschema eine Anzahl Muslime aus, darunter auch Unschuldige, setzt sie am besten in ein Militärflugzeug, behält sie ein paar Tage in einem Auffanglager, gibt ihnen etwas Geld und läßt sie ziehen, aber nicht wieder einreisen.

Die Notstandgesetze müssen dann der Al-Qaida über das Internet bekannt gemacht werden, damit sie wissen, was sie anrichten, wenn sie weitere Terrorakte ausführen lassen. Sie müssen die Folgen kennen, wenn sie die Herstellung von Bomben und Selbstmordwesten oder -Gürteln im Internet akribisch beschreiben und so zur Tat anleiten.

PS siehe auch http://www.rheindeutschland.de/forum/vi ... =1013#1013
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Beitragvon micha » Sa Jul 16, 2005 21:48:14:

Weiter der tapfere Schulz:
DEUTSCHLAND

"Erstaunen und Befremden"

Aus einem Brief des grünen Bundestagsabgeordneten Werner Schulz, 55, an Kanzler Gerhard Schröder



DPA
Abgeordneter Schulz: "Geheime Berichte über unliebsame Personen"
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

Presseberichten zufolge hat Sie der Herr Bundespräsident um weitere Auskünfte über Ihren Wunsch nach Auflösung des Deutschen Bundestages gebeten ...

Den genannten Berichten ist zu entnehmen, dass eine entsprechende Zitatensammlung derzeit vom Bundespresseamt zusammengestellt werde. Im Mittelpunkt dieses Dossiers, so heißt es weiter, werden vor allem Äußerungen linker Kritiker der Reformpolitik, aber auch kritische Äußerungen aus der Koalition zu Ihrer Außenpolitik stehen ...

Ich kann diesen Vorgang nur mit Erstaunen und Befremden zur Kenntnis nehmen. Es ist unglaublich, dass jetzt Dossiers zum Beleg für eine mangelnde Stabilität der rot-grünen Regierung erstellt werden, obwohl über Wochen, zuletzt am 1. Juli 2005, ausreichend Gelegenheit bestand, entsprechende Vorwürfe in den Fraktionen und im Deutschen Bundestag anzusprechen. Dieser Vorgang empört mich auch deswegen, weil unsere parlamentarische Demokratie, wie Sie und wir alle immer wieder betonen, Transparenz, Klarheit und Wahrheit verlangt und solche Methoden unwürdig sind und mich unangenehm an Zeiten erinnern, als geheime Berichte über unliebsame Personen angefertigt wurden. Damit will ich nicht in den momentan tobenden Wettkampf um schräge historische Vergleiche eintreten. Aber was ist das, wenn ein amtierender Bundeskanzler frei gewählte Abgeordnete, die ihrem Gewissen verantwortlich sind, wegen kritischer Äußerungen beim Bundespräsidenten "anschwärzt" bzw. ihre grundgesetzlich garantierte Meinungsfreiheit und ihr Auftreten im Rahmen der demokratischen Diskussionskultur dafür herhalten sollen, die angebliche Instabilität Ihrer Regierung zu belegen?

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, hiermit möchte ich Sie bitten, mir und den anderen Mitgliedern des Deutschen Bundestages diese Dossiers zur Verfügung zu stellen. Wir alle haben bisher die Akteneinsicht als Bürgerrecht hochgehalten und ein Recht darauf zu erfahren, weshalb das Vertrauen in die rotgrüne Regierung erschüttert sein soll. Ich bin davon ausgegangen, dass vor einer so wichtigen Abstimmung wie der am 1. Juli alle relevanten Fakten auf dem Tisch liegen müssen. Sollten Sie tatsächlich noch andere Belege und Beweggründe für das vermutete Misstrauen haben, bitte ich Sie darum, uns diese nicht vorzuenthalten. Wie sonst soll der Abgeordnete sein Mandat mit der gebotenen Verantwortung wahrnehmen? Und bitte, berufen Sie sich nicht auf eine "besondere Vertraulichkeit" Ihrer Informationen an den Bundespräsidenten. Schließlich ist die Vertrauensfrage keine einseitige Sache, nach der Sie das volle Vertrauen der Sie stützenden Abgeordneten verlangen und andererseits den Vorwurf von Misstrauen in einer geheimen Information an den Bundespräsidenten geben.

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

ich hoffe auf eine baldige Antwort und verbleibe für heute,
mit freundlichen Grüßen

Werner Schulz


Verfassung und demokratisches Selbstverständnis werden unterhöhlt, wenn Kanzler Schröder missliebige Politiker und deren kritische Bemerkungen in der Absicht an den Bundespräsidenten "verpetzt", um seine zweifelhaften Ziele durchzudrücken. Der Ort, mit Widerspruch umzugehen, ist das Parlament. Depeschen über Abgeordnete dürfen kein Mittel sein. Kanzler Schröder schadet unserem Land weiterhin.
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Beitragvon micha » So Jul 17, 2005 10:45:12:

Der Bundespräsident hat sich die Gründe der Rückstrittsverweigerung Kanzler Schröders auflisten lassen. Aber er hat keine Dossiers über missliebige Politiker verlangt. Nach allem, was durchsickert, hat Schröder aber genau dies getan. Statt zurückzutreten, will er Neuwahlen aus der Position des Beleidigten, der sich seine persönliche Anerkennung direkt aus dem Volk erhofft, weil ihm die Treueschwüre eines Müntefering, der weit überwiegenden Mehrheit seiner Fraktion und der Grünen nicht genügen und ihm die parlamentarische Mehrheit zusammen mit diesen Schwüren nicht reicht. Die Angst vor dem eigentlich richtigen Schritt, dem Rücktritt, wenn er nicht mehr regieren will, ist groß, die Eitelkeit ist noch größer, und die Verlockung, diktatorisch-demokratisch zu regieren oder gar nicht, noch größer.

Den Bundespräsidenten haben die Dossiers offenbar nicht überzeugt. Nach wie vor zerreist es ihn zwischen Neuwahlhysterie und Bundesverfassungsgericht. Im Augenblick zockt das Volk, will auf etwas Besseres setzen, wird sich aber bloß die ehemalige SED an den Hals hängen. So nämlich sieht die traurige Realität aus, wenn gezockt wird. Der Gewinn einer besseren Zukunft rückt dann in eine noch unerreichbarere Ferne.

Die Ausführungen des Kanzleramts haben Köhler zwar nicht überzeugt, ihn aber in der Auffassung bestätigt, dass sein Einspruch aus juristischer Sicht nicht zwingend ist. Seine endgültige Entscheidung will der Präsident dennoch erst in dieser Woche fällen, nach erneuten Beratungen mit den Verfassungsexperten seines Amtes. Insgeheim treibt ihn immer noch die Sorge um, bei einem positiven Votum könnte am Ende das Bundesverfassungsgericht seine Entscheidung kippen - und ihn damit in letzter Konsequenz womöglich in den Rücktritt treiben.


Anders als BP Köhler halte ich seinen Einspruch aus verfassungsrechtlicher und juristischer Sicht für zwingend. Wenn der Kanzler nicht weiter regieren wolle, obwohl er könne, solle er zurücktreten, wäre die richtig entschiedene Antwort. Nach einer falschen Entscheidung wird dieses Gebot später durch das Bundesverfassungsgericht bestätigt werden. Danach stände der Bundespräsident als Weichling da und müsste eventuell zurücktreten. Das wäre schade.

Die CDU/CSU will sich an die Macht schwemmen lassen. Ihre Oppositionsarbeit war lau. Verdient hat sie vorgezogene Neuwahlen nicht. Nun soll der Bundespräsident helfen. Er soll fleißig am Startloch buddeln, während Herr Stoiber bereits Arbeitslosenzahlen von 11 auf 4 Prozent gedrückt verspricht. Er weiß aber noch nicht, ob ihn ein Berliner Amt auch kleidet. BP Köhler soll die Buddelgeschwindigkeit verdoppeln, während sich Herr Stoiber zwischen Berlin und München halbiert.

Mit Schröder/Fischer wird alles andere herabgezogen. Deutschland, das Schlusslicht, ist unten. Der Bundespräsident wird in die Bückhaltung herunter gezogen, die Opposition wurde es bereits. Ihr Resultat war eher eine Bück- und Bockhaltung. Wo haben wir noch den aufrechten Gang? Die Schwulen in der Politik bevorzugen doch auch die Bückhaltung, wo also sind die Aufrechten geblieben, frage ich mich, die einst Theodor Heuss beschrieb ("Ernte der Jahre"), weil er zu ihnen gehörte, ohne sich selbt zu ihnen zu rechnen.

Während der BP noch buddelt und Erde kratzt, wühlt der Außenminister, Außerhalbminister Fischer, derweil in der UN weiter. Dort betätigt er sich als Spaltpilz, nur um einen völlig überflüssigen Sitz im Sicherheitsrat zu erpressen. Um sein Ziel zu erreichen, macht er sich und damit unser Land von afrikanischen Staaten abhängig, die die UN als Geldpresse missbrauchen wollen. Sie wollen G8-Länder über die ebenfalls gewünschte Mitgliedschaft im Sicherheitsrat später mit Vetorechten quetschen, so dass bare Münze in Milliardenbeträgen herauskommt. Der Sohn von Kofi Annan, ein Großbetrüger und Black-Money-Boy, wühlt mit. Fischer und sein Auftraggeber Schröder fördern diese Ganoven-Gesellschaft, verbünden sich mit Schurkenstaaten. Kinder, es wird weiter teuer für Deutschland.
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Beitragvon micha » Mo Jul 18, 2005 07:37:11:

Der Bundespräsident soll angeblich seine Zustimmung zu Neuwahlen signalisiert haben. Eine der Hauptbegründungen für das Abweichen vom regulären Wahltermin wird gleich mitgeliefert: er möchte Chaos vermeiden, das entstehen würde, wenn er Nein sage.

Wie sehr BP Köhler gegen seine Überzeugung handeln würde, da die Dossiers (s. o.) ihn nicht überzeugt hatten, wissen wir nicht genau. Die Chaos-Theorie aber überzeugt erstrecht nicht. Wieso eigentlich Chaos? Eine solche Vermutung deklariert eine funktionsfähige Regierung dann nämlich als nicht schuldfähig, nicht zurechnungsfähig, erteilt sozusagen den Idiotenparagraphen.

Man kann davon ausgehen, dass eine Regierung, die weiterregieren muss, unlustig wie auch immer, so weitermacht wie bisher. Somit hätte Herr Köhler logischerweise sagen müssen: Neuwahlen müssen sein, weil die Regierungsarbeit chaotisch war. Er signalisiert aber, dass sie chaotisch werden würde, was der Logik wiederspricht.

Herr Trittin macht gute Arbeit, Herr Schily beste Arbeit, Frau Kühnast fleißige Arbeit, auch Herr Struck hält sich wacker, mehr Funktionsfähigkeit braucht das Land im Augenblick nicht. Alles andere, was an Regierungsarbeit sinnlos erschien und erscheint, die antiamerikanistischen Anstrengungen der Ehemaligen der 69er-Studentengeneration, sie könnte die Welt auch ein Jahr noch ertragen, ihr Attribut selbst definierter Dialektik hat sowieso kaum Wirkung auf die Weltpolitik, hat Deutschland in einen hässlichen Blumentopf der Bedeutungslosigkeit gestopft. Andere reden mit, Deutschland bleibt Querulant, wird nicht mehr ernst genommen. Neuwahlen ändern daran nichts. Der Zug ist abgefahren. Die großen wirtschaftlichen Weichen sind gegen Deutschland gestellt, das Abstellgleis ist der einzige noch verbliebene Bahnhof.

Die vorgezogenen Neuwahlen beziehen sich auf innenpolitische Winkelzüge einer dialektisch widersprüchlichen SPD-Führung, nicht auf die Außenpolitik. Das Chaos innen, das der BP voraussieht, wäre jedoch kein Problem. Es bedürfte nur einer Zurechtweisung und einer Erinnerung an den Eid bei Amtsantritt. Dann wäre das "Chaos" weg.

Des Volkes Wünsche gingen in der Weimarer Republik schon einmal in die Hose. So schlimm ist es diesmal nicht. Wenn sich BP Köhler über die rechtlichen Bedenken hinwegsetzen will, dann verhält er sich väterlich-gütig im Sinne der Menschen, ähnlich der Reaktion des Papstes, der allgemeinen Wünschen folgte und seinen Vorgänger verfrüht heilig sprechen will. Im übertragenen Sinne hätten wir die Heiligsprechung von Frau Angela Merkel zu erwarten, bevor sie jemals eine Sekunde regiert hätte, ganz anders als Lafontaine, der Erfahrung hat, aber von seiner ehemaligen Partei in die Verdammnis verwünscht wird.

Herr Vogel (SPD) konnte in der gestrigen Runde bei Sabine Christiansen die Welt nicht mehr verstehen. Sie bestand bisher aus der SPD, wie für einen Pfarrer die Kirche mit Steuereinnahmen die Grundlage seiner geistigen und leiblichen Existenz bedeutet. Nun ist da ein Erdbeben mit dem Namen "Linkspartei", wo vorher die SPD stand. Fast wäre er ohnmächtig geworden. Keine Sorge, lieber Herr Vogel, die Welt geht nicht unter, um die SPD ist es nicht schad, der SPD-Sumpf "VW" ist überall, aber bitte deswegen nicht auch noch in Ohnmacht fallen, erst wegen der Linkspartei und dann auch noch wegen der SPD selbst!

Bereits im Vorfeld möglicher vorgezogener Wahlen hat sich die Parteienlandschaft so sehr verändert, dass die Voraussetzungen, die zu den Kapriolen des Bundeskanzlers führten, samt und sonders ins Gegenteil verkehrt wurden, so dass Herrn Müntefering erstmals die Worte fehlten.

Es stürmt nun plötzlich außerhalb seines gewohnten Wasserglases. Armer Wasserglas-Mephisto, blieb übrig nur noch ein Wasserglas-Stoffel einer Stoppel-SPD. Das alles hat Kanzler Schröder nicht vorausahnen können. Sein schwacher Versuch, alles rückgängig zu machen, lautete: Bei einem Nein des Bundespräsidenten werde er weiterregieren und nicht zurücktreten. Nachdem er die Geister rief, möchte er so gerne ein Nein. Allem Anschein nach wird es ein Ja. So sieht zum Schluss die Dialektik aus, auf die sich die beiden, Schröder und Müntefering, beriefen.
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Beitragvon micha » Do Jul 21, 2005 19:07:00:

Wie wird der Bundespräsident entscheiden? Neuwahlen? In ein paar Minuten hält er seine Ansprache dazu direkt im Fernsehen.

Ich tippe auf Weiterregieren, zumal Kanzler Schröder signalisiert hat, dies tun zu wollen. Es wäre auch zu schade, wenn nicht alles am Ende wieder ein Sturm im Wasserglas des Herrn Müntefering wäre. Also tippe ich auf ein Nein des Bundespräsidenten zu Neuwahlen. Die Argumente für ein Nein stehen hier im Forum.
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Beitragvon micha » Do Jul 21, 2005 19:53:38:

Verloren! Wir haben einen gutmütigen BP, der wirklich das Wohl der Deutschen im Auge hat und mit seinem ganzen Herzen dem Land aus seiner Misere heraushelfen will. Daher meinte er, seine Zustimmung geben zu müssen, die anscheinend die überwiegende Mehrheit der Deutschen und der Parteimitglieder querbeet wollen.

Dennoch war die Entscheidung falsch. Der Noch-Bundeskanzler hat sich durchgesetzt, weil er eine neue Bestätigung seiner Politik anstrebt. Diese Absicht vertrat er in seiner ersten Rede nach der Entscheidung des BP so vehement und vital, das ganz klar ist: er konnte weiterregieren, er ist keineswegs schwindsüchtig.

Der BP widersprach sich mit seinem Herzen für Deutschland. Er stellte nämlich die Schwäche der Regierung heraus. Damit ging er Kanzler Schröder auf den Leim. Er stellte sie so sehr heraus, um sein Ja zu begründen, dass er die Regierungsparteien eigentlich davon fern halten müsste, sich erneut zur Wahl zu stellen.

Leider fehlt die Phantasie, was denn passieren würde, wenn die Wahlen erst regulär nächstes Jahr stattfinden würden. Nichts Aufregendes, meine ich. Die Staatsbürokratie stranguliert weiterhin. Die Regierung macht weiterhin so viele Fehler, dass sich Nutzen und Schaden aufheben, Korruption und Geldverschwenden gehen weiter, so dass der Schaden eher schwerer wiegt und sich Nutzen und Schaden nicht mehr die Waage halten.

Nehmen wir an, dass eine Regierung lahmt, dann könnte sie auch nicht so viel Schaden anrichten. Eigentlich muss eine Regierung so lahm sein, dass sie nicht mehr die Kraft hat, neue Neuverschuldung aufzunehmen. Erst dann geschieht das, was Herr BP Köhler so gerne möchte, dann erst ginge es aufwärts.
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Beitragvon micha » Fr Jul 22, 2005 08:55:19:

Die Köhler-Rede:

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

ich habe heute den 15. Deutschen Bundestag aufgelöst und Neuwahlen für den 18. September angesetzt. Unser Land steht vor gewaltigen Aufgaben. Unsere Zukunft und die unserer Kinder steht auf dem Spiel. Millionen von Menschen sind arbeitslos, viele seit Jahren. Die Haushalte des Bundes und der Länder sind in einer nie da gewesenen, kritischen Lage. Sind dann Neuwahlen das richtige Rezept? In einer so kritischen Lage? (Auf diesen Punkt machte Werner Schulz aufmerksam) Mein Eindruck ist eher, dass sich die Regierung wegen der katastrophalen Lage, in die sie Deutschland gebracht hat, der Verantwortung entziehen will, bevor die Lage dem Volk in vollem Umfang bekannt wird. Die Verantwortung soll nun dem Wähler aufgebürdet werden. Die Regierungsabsicht um Kanzler Schröder ist kontinuierlich und ungebrochen vorhanden. Das Intermezzo der Wahl ist ein Abwälzen der Verantwortung für eine Katastrophenlage, die nicht genug thematisiert wird. Stattdessen dominieren jetzt verantwortungslose Wahlpropaganda, Wahllügen, Populismus. Die bestehende föderale Ordnung ist überholt. Wir haben zu wenig Kinder, und wir werden immer älter. Und wir müssen uns im weltweiten, scharfen Wettbewerb behaupten.

In dieser ernsten Situation braucht unser Land eine Regierung, die ihre Ziele mit Stetigkeit und mit Nachdruck verfolgen kann. Dabei ist die Bundesregierung auf die Unterstützung durch eine verlässliche, handlungsfähige Mehrheit im Bundestag angewiesen. Der Bundeskanzler hat am 1. Juli vor dem Bundestag deutlich gemacht, dass er mit Blick auf die knappen Mehrheitsverhältnisse keine stetige und verlässliche Basis für seine Politik mehr sieht. Ihm werde mit abweichendem Abstimmungsverhalten und Austritten gedroht. Parteiinterne Vorgänge, die belegen, dass keine Einheitsmeinung besteht, haben nichts mit der Regierungsarbeit zu tun. Sie sind demokratisches Recht, das der Kanzler offenbar nicht will. Eine Behinderung war nicht gegeben, wie die Praxis mit Beschlüssen auch durch den Bundesrat zeigten. Loyalitätsbekundungen aus den Reihen der Koalition hält der Bundeskanzler vor dem Hintergrund der zu lösenden Probleme nicht für dauerhaft tragfähig. Hier wird der Kanzler unverschämt. Jeder weiß doch, dass man bis zum regulären Wahltermin im nächsten Jahr nicht von "dauerhaft" reden kann. Die Lagebeurteilung des Bundeskanzlers hat mir auch der Vorsitzende der SPD-Fraktion aus seiner Sicht bestätigt.

Ich weiß: Viele Menschen haben in den vergangenen Wochen Unbehagen wegen des Verfahrens empfunden, das eingeschlagen worden ist. Sie zeigen damit, wie wichtig ihnen das Grundgesetz ist. Darüber freue ich mich.

In der Tat hat sich unsere Verfassung in über 50 Jahren bewährt. Sie sieht aus guten Gründen nur ausnahmsweise vorgezogene Wahlen vor. Das Grundgesetz ermöglicht es aber dem Bundeskanzler, eine parlamentarische Vertrauensfrage mit dem Ziel zu stellen, vorgezogene Wahlen herbeizuführen. Das bezweifle ich. Das Grundgesetz ermöglicht die Vertrauensfrage. Punkt. Das Ziel ist, das Vertrauen zu erhalten. Sollte das Vertrauen fehlen, bleiben zwei Alternativen, Rücktritt oder Neuwahlen mit Zustimmung des BP. Der Vorgang war ein anderer: Parteiinterner sachlicher Widerspruch sollte künstlich auf das Parlament projiziert werden. Dieser Vorgang ist ungeheuerlich und zeigt, wie sehr Schröder mit allen Mitteln eine widerspruchslose SPD erzeugen wollte und dazu das Parlament missbraucht hat.

In der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland war dies zwei Mal der Fall: 1972 und 1983. Eine Niederlage des Bundeskanzlers bei dieser Abstimmung allein reicht jedoch nicht aus, um den Bundestag aufzulösen. Die politischen Kräfteverhältnisse im Bundestag müssen seine Handlungsfähigkeit so beeinträchtigen oder lähmen, dass er eine von stetiger Zustimmung der Mehrheit getragene Politik nicht sinnvoll verfolgen kann. So gibt es das Bundesverfassungsgericht vor. Und so sieht der Bundeskanzler seine Lage. Der BP sagt es selbst: "im Bundestag", da war keine Lähmung. Der Bundeskanzler meinte und begründete es auch: "in meiner Partei". Er sprach von "Partei-Austritten". Nicht an Deutschland war ihm gelegen, dann hätte er weiter regiert, sondern um eine Disziplinierung seiner SPD mit Hilfe der ganzen Nation. Die Täuschung, es ginge um Deutschland, führte zu einer Art Wahlhysterie rundum.

Ich habe die Beurteilung des Bundeskanzlers eingehend geprüft. Dazu habe ich viele Gespräche mit den verantwortlichen Politikern und mit Rechtsexperten geführt. Ich bin den Bürgerinnen und Bürgern dankbar, die mir in Gesprächen, Briefen und E-Mails ihre Meinung mitgeteilt haben.

Nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 1983 hat der Bundespräsident die Einschätzung des Bundeskanzlers zu beachten, es sei denn, eine andere Einschätzung ist eindeutig vorzuziehen. Ich habe Respekt vor allen, die gezweifelt haben, und ich habe ihre Argumente gehört und ernsthaft gewogen. Doch ich sehe keine andere Lagebeurteilung, die der Einschätzung des Bundeskanzlers eindeutig vorzuziehen ist. Ich bin davon überzeugt, dass damit die verfassungsrechtlichen Voraussetzungen für die Auflösung des Bundestages gegeben sind.

Eindeutig war die Absicht der Parteidisziplinierung des BK aufzudecken, auf die Regierungsfähigkeit zu verweisen und die Regierung an ihre Regierungsverpflichtung aufgrund des Wählerauftrags zu gemahnen. Das Zurückschicken an die Arbeit konnte mit dem dringenden Auftrag des BP verbunden werden, im regulär noch verbleibenden Jahr nunmehr alle Schmiergeldfälle und Korruptionssümpfe noch aufzudecken und vor allem eine Bilanz aufzustellen, ein Kassensturz zu machen, den Leuten klar zu sagen, was oben der BP selbst sagte: "Unsere Zukunft und die unserer Kinder steht auf dem Spiel. Millionen von Menschen sind arbeitslos, viele seit Jahren. Die Haushalte des Bundes und der Länder sind in einer nie da gewesenen, kritischen Lage." Um diese Lage darzustellen, den Menschen reinen Wein einzuschenken, hätte der BK vom BP ermahnend beauftragt werden müssen. Das bequeme Ausweichen auf erneuten Populismus, auf Wahlpartys, auf den verantwortungsfreien Raum, auf das Abwälzen der Verantwortung auf die Deutschen, hätte dem Kanzler auf gar keinen Fall gestattet werden dürfen. Der Bundespräsident hat gezeigt, dass er in gutem Glauben der Wahlhysterie gefolgt ist. Er hat gezeigt, dass er schwach ist.

Damit ist es nach dem Grundgesetz meine Pflicht als Bundespräsident zu entscheiden, ob ich Neuwahlen ansetze oder nicht. In meiner Gesamtabwägung komme ich zu dem Ergebnis, dass dem Wohl unseres Volkes mit einer Neuwahl jetzt am besten gedient ist. Frau Merkel sprach einmal vom "Wohl der Partei". Darüber hatte ich mich lustig gemacht. Was meint das Wort "Wohl" wohl? Das leichtfertige Hinschmeißen eines Kanzlers, der sich drücken will, Verantwortung los werden will, unverantwortliche Regierungsjahre mit Katastrophenergebnissen abstreifen will? Mir wird dabei unwohl.

Es ist richtig, dass in der heutigen Situation der demokratische Souverän - das Volk - über die künftige Politik unseres Landes entscheiden kann. Ach so? Die europäische "Verfassung" durfte der "Souverän" aber nicht berühren. Für die Wählerentscheidung stehen im übrigen die regulären Wahltermine zur Verfügung, nicht aber ein vom Kanzler gekatertes Wahlspiel zur Parteidisziplinierung. Die Parteien fordere ich auf, den Bürgerinnen und Bürgern ihre Vorstellungen über die Lösung der Probleme sachlich und wahrhaftig zu vermitteln. Ich bin ganz sicher: Wir haben die Begabung und die Fähigkeit, unsere Freiheit zu sichern und einen modernen Sozialstaat zu gestalten.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, jetzt haben Sie es in der Hand. Schauen Sie bitte genau hin. Demokratie heißt, die Wahl zu haben zwischen politischen Alternativen. Machen Sie von Ihrem Wahlrecht sorgsam Gebrauch. (Zitat-Ende, interessante Passagen im Zitat fett hervorgehoben, dazu Kommentare von mir in kursiver Schrift)
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Beitragvon micha » Fr Jul 22, 2005 10:37:19:

Bezug siehe oben: http://www.rheindeutschland.de/forum/vi ... =1051#1051

Hinzuzufügen sind noch zwei Aussagen, von Guido Westerwelle und von Werner Schulz.

Von Herrn Westerwelle war lediglich die Meinung zu hören, der BP habe verfassungsrechtlich und politisch richtig gehandelt. Das heißt, dass er seine Überzeugung, die Wahl sei nun gut für Deutschland und die FDP, ohne sachliche Begründung in die Waagschale wirft. Damit gibt er sich als nicht ganz ehrlichen Opportunisten zu erkennen, der sich Vorteile für seine Partei ausrechnet. Die Regierung forderte er auf, während der Wahl noch Bestandaufnahme mit Kassensturz zu machen. Weiß denn Herr Westerwelle nicht, dass sich Wahrheit und Wahlkampf diametral entgegen stehen? Dazu hätte es die Zeit bis zum regulären Wahltermin bedurft, mit Herrn Westerwelle am Pult des Bundestages und nicht wie jetzt am Pult einer Pressekonferenz zwecks eigenem Wahlkampf.

Ganz im Stil der Wahlaufbereitung steckte er seinen Finger in eine Wunde der Regierungsparteien: seitdem Kanzler Schröder seine Absicht hinzuschmeißen verkündete, liefen die Wahlprospekte auf Steuerkosten zugunsten der SPD auf Hochtouren. Dieser Hinweis von Herrn Westerwelle ist viel wert, denn er zeigt den ganzen Betrug. Er zeigt aber auch die unlogische Argumentation des FDP-Vorsitzenden, der diesen Betrugsskandal aus Steuermitteln mit dem Abstimmungsbetrug des Bundeskanzlers hätte verknüpfen müssen. Die Neuwahl basiert insgesamt auf Betrug.

Herr Schulz hatte dagegen noch ein Argument parat. Er verwies nämlich auf die Agenda 2010. In der Vergangenheit seien eher längere Wahlperioden im Gespräch gewesen, um besser gestalten zu können, weil Wahlen Gestaltung unterbrechen. Das angegebene Ziel der Regierung war das Jahr 2010. Nun ist das Ziel 2005. Alles wird hingeschmissen. Die Glaubwürdigkeit der Regierung ist verspielt. Der Kanzler will gar nicht weiter Deutschland gestalten, sondern seine Partei zur Einheitsmeinung zwingen, damit er noch autoritärer regieren kann als bisher schon, ein sehr gefährlicher Weg, den der Bundespräsident geebnet hat.

Herr Schulz mausert sich zu einem sehr guten Kämpfer für Deutschland. Nun muss er sogar die Arbeit des Bundespräsidenten machen, der eingeknickt ist. Das Lügengebäude der SPD in Bezug auf die Umverteilung der Verantwortung für völliges Versagen sollte vor dem Bundesverfassungsgericht kein Bestand haben. Wenn die Richter auch einknicken, dann haben wir zu allem, zu aller Staatsverschuldung, zu aller Arbeitslosigkeit, zu allen Insolvenzen von deutschen Firmen jährlich, auch noch die Rutschbahn der Lügen- und Betrugspolitik in einer viel steileren Talfahrt als bisher schon.
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Beitragvon matth » So Jul 24, 2005 12:24:20:

Von Herrn Westerwelle möchte ich nicht regiert werden.
Die Stärke der Mathematik beruht auf dem Vermeiden jeder unnötigen Annahme und auf ihrer großartigen Einsparung an Denkarbeit (Ernst Mach).
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Beitragvon micha » Sa Aug 20, 2005 16:18:02:

20. August 2005 STEUERPLÄNE (Meldung Spiegel Online)

Kirchhof will alle Vergünstigungen abschaffen

Professor Paul Kirchhof will langfristig an seinem radikalen Steuerkonzept festhalten. Das Ziel von Merkels Kandidat fürs Finanzministerium: eine Einheitssteuer von 25 Prozent auf alle Einkommen. Außerdem soll sich die nächste Regierung von allen 418 Steuervergünstigungen verabschieden.


Durch eine Steuer-Freipauschale bleiben die sozialen Aspekte auf einfache Weise gewahrt. Alle anderen Vergünstigungen werden sich von selbst regeln. Wenn zum Beispiel nämlich die weitere Fahrt zum Arbeitsplatz nicht mehr vergünstigt wird, werden Mieten und Baulandpreise entsprechend auseinander driften. Ein Übriges tut mehr Flexibilität von Arbeitnehmern, so dass die Voll-Beschäftigung von Politikern und Beamten mit dem Thema auf andere notwendige Dinge gelenkt werden kann.

Der volkswirtschaftliche Gewinn durch Arbeitnehmer darf nicht unterschätzt werden. Etwa zwei Wochen Mühe über den Formularen der Steuererklärung und das verrückte Einsammeln von Kaufbelegen während des ganzen Jahres entfallen. Die Vereinfachungen sparen unnötige Zeit, Energie und Arbeit auf allen Seiten. Deutschland braucht Arbeitsenergie für sinnvollere Aufgaben.

Stattdessen sollte die Mehrwertsteuer besser gestaffelt werden. Bis zu fünf Stufen, von Null angefangen, halte ich für sinnvoll, weil damit unnötiger Fern-Transport, ungesunder Konsum und Gesellschaftsschädigende Angebote ein wenig reguliert werden können, die Rechenarbeit direkt an der Peripherie erfolgt und keine Folgearbeiten in überflüssige Ämter geschleppt werden.

Der Gedanke von Professor Kirchhof, die 10-Minuten-Steuererklärung werde im Finanzamt automatisch durch Computerprogramme vervollständigt, ist ein gutes Beispiel, wie ich mir die Teile eines Staatsprogramms vorstelle, das unnötige Doppelarbeit und vor allem falsche Arbeit im Staatsapparat verhindert, Lösungen anbietet, die fundiert sind und auf den international besten Erfahrungswerten beruhen.

Auch das Internet-Parlament soll Voraussetzungen solcher Abfragen aus Datenbanken schaffen, siehe http://www.rheindeutschland.de/forum/vi ... 63c14e8e09
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Beitragvon micha » Do Aug 25, 2005 09:54:12:

25. August 2005 Spiegel Online Bericht vor ein paar Minuten
URTEIL Verfassungsgericht macht Weg für Neuwahlen frei.

Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hat entschieden, dass vorgezogene Neuwahlen mit der Verfassung konform sind. Wie geplant kann somit am 18. September ein neuer Bundestag gewählt werden.

Karlsruhe - Die Klagen der Abgeordneten Jelena Hoffmann (SPD) und Werner Schulz (Grüne) wurden somit abgewiesen. "Die Anträge sind unbegründet", sagte Gerichtsvizepräsident Winfried Hassemer. "Wir haben eine klare Entscheidung getroffen", fügte Hassemer hinzu. Die acht Richter des Zweiten Senats hätten mit 7 zu 1 gegen die Klagen von Schulz und Hoffmann entschieden.


Die Verlesung der Urteilsbegründung sagte etwas mehr. Der Zweck einer politischen Entscheidung in Verbindung mit einer unechten Vertrauensfrage wurde darin gerechtfertigt. Die Mandatsträger seien zwar frei in ihrer Entscheidung, aber daran gebunden, dass eine Parteispitze darauf hinwirken werde, dass einheitliche Auffassungen zustande kommen.

Damit hat das Bundesverfassungsgericht der Demokratie einen Bärendienst erwiesen. Die scheinbar gerechtfertigte Verkürzung der Legislaturperiode scheint das demokratische Prinzip zu fördern. Die Parteienraison aber steht ihm entgegen. Aus dieser Zwittersituation kam ein Verfassungsurteil zustande, das auch von den Jasagern zur Neuwahl von einigen Richtern und besonders der einen Richterin mit Gegen-Argumenten ausgeschmückt wurde.

Die Urteilsbegründung ist so schwammig, dass sie eigentlich Beurteilungsbegründung heißen müsste. Ich hätte den Klagen statt gegeben, weil keine vernünftige Begründung für eine Zurückweisung der Klagen gefunden wurde. Die Begründung ist in sich an mehreren Stellen unlogisch.

Die einzige Begründung, die ich gelten lasse, ist, dass dem Gericht nur eine indirekte Beurteilung der vom Bundeskanzler vorgetragenen Gründe für seine Entscheidung zur Verfügung stand. Die Beurteilung dieser Entscheidung kommt nicht weit genug in die Materie hinein. Das Gericht kann eine höchstwahrscheinlich falsche Entscheidung des Bundeskanzlers nicht umkehren. Auch die darauf fußende unterstützende Entscheidung des Bundespräsidenten muss das Gericht im gewissen Sinne respektieren, weil sie selbst von Respekt getragen war. Der Dreh- und Angelpunkt scheint mir zu sein, dass Kanzler Schröder eine falsche Entscheidung getroffen hat, die deshalb zu respektieren ist, weil er selbst sich für regierungsunfähig erklärt hat. Die beiden Argumente, in der Partei gäbe es Unzufriedene, im Bundesrat gäbe es die Unionsmehrheit, sind schon komisch. Diese Tatsachen in unserer parlamentarischen Demokratie sind normal. Sie dürfen auf keinen Fall ein negatives Gewicht erhalten. Sie sind ja gerade demokratische Nachweise, Axiome unserer Demokratie.

Da es ihn geritten hat, hätte dem Kanzler untersagt werden müssen, noch einmal anzutreten, da er es sich selbst untersagte, als ihm das normale Regieren möglich war. Diese Logik fehlt in der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes. Stattdessen wurden an allen Ecken die zahlreichen Bedenken ausgeschwitzt; schade, dass nur ein einziger Richter den Klagen der beiden Abgeordneten entsprach. Die Richterin schien sich selbst gegenüber unkonsequent zu sein. Das Verhältnis der Entscheidung hätte die Zwittersituation besser zum Ausdruck bringen müssen, um die Fehlentscheidung des Kanzlers stärker heraus zu heben.

Auch eine Verfassung oder ein Grundgesetz kann psychische oder physische Unfähigkeit oder eingebildete Unfähigkeit oder Unwilligkeit mit Ausreden oder sogar dialektische Lügen eines Regierungschefs nicht umkehren.

Die Begründung war schwammig bis falsch, die Schlussfolgerungen fehlen, die Wahl wäre richtig.
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Beitragvon micha » Do Aug 25, 2005 14:42:22:

Spiegel Online Meldung 25.08.05 ca. 14:00
Scharfe Kritik äußerte auch Verfassungsrichter Hans-Joachim Jentsch, der als einziger der acht Richter des Zweiten Senats gegen vorgezogene Neuwahlen gestimmt hatte. Den von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) vorgetragenen Gründen lasse sich seine politische Handlungsunfähigkeit nicht entnehmen, begründete Jentsch sein Votum. Dissens gehöre zum Wesen der innerparteilichen Demokratie. Zudem kenne das Grundgesetz kein "konstruiertes Misstrauen" des Kanzlers gegenüber dem Parlament.


Das von mir fett Hervorgehobene stimmt mit meiner Auffassung von heute Morgen, siehe oben, überein. Der Kanzler betonte unterdessen, es gehe ihm um die Bestätigung seiner Reformpolitik.

Die meisten Richter tanzten nach seiner Pfeife, damit er seine Bestätigung bekommt. Sie tanzten nach einem Wunsch, der in sich unlogisch ist. Warum unlogisch?

1. Von der Regierung wurde immer und immer wieder betont, dass die Reformen Zeit brauchen, erst später greifen, zunächst Geld kosten. Der eilige Kanzler, der sich in seinem Werk schon vorher spiegeln will, möchte eine Bestätigung für Reformen, die dem Land bis jetzt geschadet haben. Über Verschwendung in Arbeitsagenturen liest man fast jeden Tag in den Zeitungen. Die Arbeitslosen-Gesamtzahl hat sich erhöht statt sich zu verringern. Täglich werden es mehr Arbeitslose. Täglich wird das Staatsschuldenloch größer. Für diese "Leistung" möchte der Kanzler eine Wählerbestätigung. Nun hat er dazu die Unterstützung des Bundesverfassungsgerichts.

2. Der Punkt 1 macht völlig unverständlich, warum Kanzler Schröder nicht noch ein Jahr gewartet hat, bis die Reformen gemäß der eigenen Propaganda der Rot-Grünen dann auch vielleicht greifen. Die Versprechungen hatten sich aufgetürmt. Dieses Argument zwingt zu dem Schluss, dass der Kanzler alles hätte tun müssen, um vorzeitige Wahlen zu verhindern, das Gegenteil dessen, was er getan hat.

3. Die Punkte 1 und 2 lassen keine andere Deutung zu. Kanzler Schröder hat mit seiner Aussage alle belogen, denn logisch wäre allein das Gegenteil dessen, was er getan hat. Entweder haben sich die Pro-Wahl-Richter blenden lassen, so dass sie die Lüge durchgehen ließen, oder aber wir haben wieder höchste Richter, die mit dem Strom schwimmen und hinterher Gründe suchen. Deutschland wurde gut getroffen. Auf einen Couragierten kommen sieben Mitläufer. Unser Forum arbeitet fleißig daran, dass sich das Verhältnis umdreht.

Hiermit überreiche ich das virtuelle Bundesverdienstkreuz an Verfassungsrichter Hans-Joachim Jentsch und die beiden tapferen Kläger. Ich selbst wäre mit einem Gänseblümchen zufrieden, nur ist niemand da, der eins hat.
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Beitragvon micha » Do Aug 25, 2005 19:30:31:

Kaum hat das Bundesverfassungsgericht die Klagen gegen eine vorgezogene Neuwahl abgewiesen, hört man Forderungen nach einen Selbstauflösungsrecht des Parlaments. Diese Forderung wird angeführt vom Bundespräsidenten und vom Bundestagspräsidenten und wird quer durch die Parteien befürwortet. Diese nahezu einhellige Forderung deckt sich mit der Einhelligkeit, die jetzige vorgezogene Neuwahl zu begrüßen.

Die Übereinstimmung ist so auffällig, dass ganz klar zum Ausdruck kommt, fast jeder wollte die Wahl, fast jeder hatte irgendwo ein schlechtes Gewissen. Die Ecke mit dem Gewissensmüll soll gekehrt und entsorgt werden.

So ist das Leben.

Eine Zweidrittelmehrheit oder noch besser eine Dreiviertelmehrheit sollte nun wenigstens die Hürde schon sein. Dann sei allen verziehen.
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Beitragvon micha » Fr Aug 26, 2005 09:52:45:

Die heutigen Nachrichten im Spiegel bestätigen die Problematik des Verfassungsgerichtsurteils, die ich gestern oben angesprochen hatte. Aber es fehlt noch ein Argument.

Die gesamte deutsche Bundesrepublik ist durch die getürkte vorgezogene Bundestags-Wahl, deren Notwendigkeit vom Verfassungsgericht wohlwollend bestätigt wurde, ins Schlingern geraten. Den Grund sehe ich darin, dass das Parlament dem lügenhaften Ansinnen des Bundeskanzlers gefolgt ist, so dass das Scheinmisstrauen zustande kam. Die Karlsruher Richter hatten daher nicht nur das Problem des Kanzlers auf dem Tisch, sondern auch das Problem einer breiten Zustimmung zur Lüge im Parlament. Beides zusammen war für die meisten Richter zu viel, um dagegen noch angehen zu können.

Sie hätten es gekonnt, dafür waren sie da, aber sie hatten offenbar keine Lust, gegen soviel Wabbeligkeit der verlogenen Parlamentspraxis anzugehen. Ich meine, sie hätten es tun müssen, dazu fehlte ihnen offenbar Motivation und Energie. Selten wird ein Verfassungsgericht noch einmal eine so gute Möglichkeit erhalten, Deutschland auf den rechten Weg zu bringen, weil rechtliche Winkelzüge im großen Stil zur Praxis wurden.

Somit haben wir eine Lügenrepublik. Vielen war diese Tatsache auch wegen der vielen Korruptionsfälle und der allgemeinen Raffgier an den Schaltern der Steuern klar. Dass wir bis jetzt einen Kanzler hatten, der das deutsche Schiff in einen Lügenhafen gesteuert hat - seine gesamte Politik ist durchsetzt mit dialektischen Lügen, Ausflüchten und Fehlentscheidungen, wie seit 2001 hier geschildert wurde - kommt in den heutigen Kommentaren noch nicht heraus. Der Respekt vor einem angeblichen Friedenskanzler, der offenbar seine Nobelpreiskandidatur persönlich über seine Entwicklungsministerin lanciert hat, ist noch zu groß.
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Beitragvon micha » Sa Aug 27, 2005 12:29:44:

Die zutreffenden Argumente für ein Selbstauflösungsrecht des Bundestages dürfen nicht missverstanden werden. Damit wird kein neues Recht geschaffen. Das Recht des jeweiligen Bundeskanzlers, das Parlament nach Gefühlslage auflösen zu können, wird beschnitten. Die Hürde muss hoch liegen. Eine Dreiviertel-Mehrheit wäre wohl die beste Lösung.

Das Recht muss dem Parlament zurück gegeben werden.
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Beitragvon micha » Di Sep 06, 2005 07:56:07:

Ein anderes Recht, ergänzend zu dem oben genannten, gehört in die Parlamente, nämlich das Recht auf diplomatische Ausbildung. Umweltminister Trittin brüskierte die US-Amerikaner, indem er die Hurrikan-Katastrophe im Süden der USA, den Untergang von New Orleans, die Hilflosigkeit der politischen Führungen in den USA, mit dem Zerstörungsgau und den vielen Menschen in Not fertig zu werden, für seine politischen Ziele benutzte. Mit etwas Abstand meldet sich Herr Prof. Töpfer zu Wort, der eine Abkehr vom Öl und das Einlenken auf Umweltprobleme fordert, wie heute in den Nachrichten gemeldet wurde. Deutsche Diplomatie steht noch in den Kinderschuhen. Sie ist zu direkt. Die Kunst der indirekten Aussage muss erst noch gelernt werden. Dazu sollte den deutschen Parlamenten das Recht auf eine diplomatische Ausbildung gestattet werden.

Vorbilder gibt es genug, gab es auch in der deutschen Geschichte. Ein besonders geeignetes Vorbild ist Jimmy Carter, der ehemalige Präsident, der fortwährend in diplomatischen Missionen mit großem Erfolg weiterhin aufopfernd tätig ist.

Auch Jimmy Carter ist der Auffassung, dass die Hilfe im Süden der USA zu spät kam. Er erwartet sogar einen Untersuchungsausschuss. Er drückt gleichzeitig aus, dass aus der mangelnden Vorbereitung auf solch ein Jahrhundertereignis gelernt werden muss. Der Katastrophenschutz müsse besser organisiert werden. Die Umweltprobleme setzt er ganz an den Schluss, weil diese im Augenblick keine Priorität in der Argumentation haben dürfen. Rettung und Opferhilfe ständen an erster Stelle, diese Dinge hätten erst einmal Priorität.

So entgeht der Diplomat der Rechthaberei, wie im Fall Trittin zu beobachten wäre, sagt trotzdem, dass später etwas geändert werden muss, sagt trotzdem, dass später vielleicht ein Untersuchungsausschuss mit Fragen besserer Vorsorge kombiniert werden müsse, stellt aber die momentan dringliche Hilfe ganz in den Vordergrund und würdigt zugleich die Einsätze der überforderten Polizeikräfte, unter denen es zwei Selbstmorde gab, einfach deshalb, weil Schrecken, Tod und Verwüstung so ungeahnte Ausmaße angenommen haben.

Auf die Kunst der indirekten Aussage, eingebettet in eine menschenfreundliche Gesinnung, die ehrlich vorhanden ist, nicht nur Schau ist, möchte ich später noch ausführlicher eingehen. Diese Einstellung erfordert ein Weltbild, das nicht von Macht, sondern von Chancen bestimmt wird. Nicht die Machtzentralen sind darin der Hauptfaktor, sondern die Lebenschancen der Menschen. Stehen diese nämlich im Vordergrund und tritt das Machtbewusstsein bei Spitzenpolitikern in den Hintergrund, kann, ja muss automatisch viel schneller reagiert werden, um Menschen zumindest schnell aus lebensbedrohlicher Situation heraus zu helfen, damit ihre Lebenschancen gewahrt werden.

Neben der Kunst der Diplomatie muss auch der kreative Rhythmus von Geduld auf der einen und Schnelligkeit auf der anderen Seite gelernt werden. Ungeduld erzeugt eine zerstörerische Schnelligkeit, Geduld erzeugt eine Ansammlung von Kraft, um gegebenenfalls schnell reagieren zu können, wenn es an der Zeit ist.

Die machtpolitische Ungeduld der US-Führung beim Einmarsch in den Irak und die ungeduldige Siegeserwartung aufgrund überlegener Waffen steht zu der Langsamkeit der Hilfe im eigenen Land in einem krassen Gegensatz. Umgekehrt hätte es sein müssen. Dazu aber muss das Machtprinzip zugunsten eines Chancenprinzips aufgegeben werden.
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Beitragvon micha » Do Sep 15, 2005 17:40:55:

Ein Wahlkampf in der letzten Phase hat seine eigenen Gesetze. Die Stimmbänder versagen ihren Dienst, wie bei Außenminister Fischer. Das Reden und Schreien für die eigene Partei fordern ihren Tribut. Trotzdem, auch ohne Stimme möchte Fischer vor der UN-Vollversammlung reden. Alle seine Ziele sind gestrandet. An den USA hat er seine Zähne ausgebissen. Stimme, Zähne und Pfunde am Bauch fehlen nun. Joggen für die Wahl, Schreien für die Wahl, am Rednerpult der UN für die Wahl, alles zusammen soll helfen, nur die Visaaffäre verlief gegen die Wahl, aber sie scheint schon unter den Teppich gekehrt zu sein. Die Wahl ist alles, Deutschland ist gar nicht so wichtig. Ein Wahlsieg für die Partei ist wichtig, Deutschland war es nicht, als ungehemmt kriminelle Schleuserfirmen deutsche Botschaften betrogen und Fischer nichts dagegen tat, trotz aller Warnungen selbst vom Innenministerium.

Ebenfalls nicht ganz ernst zu nehmen ist Bundeskanzler Schröder. Auch er schreit. Tatsachen werden schreiend verdreht. Stimmungsmache für die eigene Partei gegen die Anderen scheint das einzige Argument zu sein. Seine Argumente gegen konkurrierende Parteien entwürdigen Deutschland. Wirklich, es ist wahr, oben fiel das Wort vom Lügendeutschland. Es bestätigt sich.

Der Kanzler möchte sich gut verkaufen. Aber er wird zu dem Menschen, der er ist, Jemand, der zwischen seinen zwei Dutzend Kreditkarten hin- und herlaviert, um Schuldenlöcher, Vertrauenslöcher zu stopfen und der die private Misere mit Selbstlügen übertüncht.

Wann werden die Deutschen begreifen, dass etwas faul ist, wenn in einem Machtkampf alle Mittel recht sind?
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Beitragvon micha » Di Sep 20, 2005 18:41:58:

Schröder hat seinen unaufhaltsamen Aufstieg in letzten Wahltagen seinen populistischen Wahrheitsverdrehungen zu danken. Paul Kirchhof wurde das Opfer. Schröder wurde zu einem Sieger unter Politganoven. Sie gibt es rund um den Erball.

Angelela Merkel, wie Kirchhof ebenfalls Diffamierungsopfer, wurde heute auf ihrem Parteitag gestärkt und erhielt eine Rückendeckung, die zu Hoffnungen berechtigt, dass es in Deutschland so etwas wie eine politische Aufrichtigkeit gibt. Die Unterstützung trotz der relativen Wahlniederlage war das Beste, das Deutschland in den letzten Jahren hervorgebracht hat.
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Beitragvon micha » Do Sep 22, 2005 16:47:36:

Die Haltung hielt nicht an, leider.
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Beitragvon micha » Fr Feb 01, 2008 11:06:05:

Seine Ära entwertete Schröder selbst. Er bot seine Dienste einem anderen Staatmann an, wurde ein gekaufter Förderer einer anderen Nation gegen die Interessen der eigenen. Nihilismus und Laizismus war sein Kredo, im Gegensatz zu ihm versuchen deutsche Parteien nun, den Laizismus zu verdrängen und christliche Werte mit der Staatsform zu verbinden. Gewisse Parteien dominieren stark. Sie nehmen sich das Recht, oberste Richter Ämter zu besetzen. Eigentlich wäre es logisch, dass solche Ämter aus einer unabhängigen Justiz geboren werden. Nein, sie werden parteipolitisch geboren.

Spiegel Online berichtet soeben:

SPD und Union streiten ums höchste Richteramt

Kein Konsens in Sicht. SPD und Union können sich nicht darauf einigen, wer den bald frei werdenden Richterposten am Bundesverfassungsgericht einnehmen soll. CDU und CSU sind laut einem Zeitungbericht gegen die Berufung des SPD-Kandidaten Horst Dreier, Hochschulprofessor in Würzburg.

Berlin - Die Union hat der SPD die Zustimmung für die Berufung Horst Dreiers verweigert. Nach Informationen der "Welt" teilte Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) seinem Bremer Kollegen Jens Böhrnsen (SPD) am Donnerstagabend mit, dass Dreier in der Union nicht durchsetzbar sei. Die SPD hatte den Staatsrechtler als Nachfolger des Ende Februar ausscheidenden Vize-Präsidenten des Karlsruher Gerichts, Volker Hassemer, vorgeschlagen. In zwei Jahren würde er sogar zum Präsidenten aufrücken.

Zur Begründung hieß es dem Blatt zufolge, Dreiers inhaltliche Positionen ließen sich mit christlich-demokratischen Grundwerten nicht vereinbaren. Zwar genießt Dreier auch in konservativen Kreisen eine hohe fachliche Reputation. Er ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und war Vorsitzender der Vereinigung Deutscher Staatsrechtslehrer. Doch seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu Themen wie Menschenwürde oder Bioethik stießen in der Union auf Kritik. Seine laizistische Haltung in Fragen der Herleitung von verfassungsrechtlichen Grundwerten aus dem christlichen Glauben verursache der Union mehr als nur Bauchschmerzen, berichtete das Blatt weiter.

Eine vergleichbare Verweigerungshaltung hat es laut "Welt" in der Geschichte des Bundesverfassungsgerichts nur in wenigen Ausnahmefällen gegeben. Als die CDU 1993 der SPD-Politikerin Herta Däubler-Gmelin die Berufung nach Karlsruhe verweigerte, führte das zu einer neunmonatigen parteipolitischen Kraftprobe.


Zur Zeit der Abschaffung der Sklaverei Mitte des 19. Jahrhunderts kontert der nordamerikanische Präsident van Buren die Praxis der "noch pubertären" Königin von Spanien, Isabella, die spanischen Gerichte als ein Istrument der spanischen Krone zu verstehen, mit den Worten: "In unserem Land gibt es diese Abhängigkeit nicht. Darin liegt unsere Freiheit". Für spanische Gerichte waren Schwarze auf Sklaven Schiffen deshalb immer noch "Handelsgut", Handelsware.

Die "wahre Natur des Menschen", die Verteidigung seiner Freiheit, wie John Quincy Adams einst meinte, vertrat auch Angela Merkel,

Spiegel Online zitiert heute:

Die CDU brauche ihre christlich-soziale, ihre liberale und ihre konservative Wurzel, "wenn wir als Volkspartei viele Menschen gewinnen wollen", sagte Merkel. Auf die Frage, ob sie sich selbst als konservative Politikerin sehe, antwortete die Bundeskanzlerin: "Ich bin ein sehr freiheitsliebender Mensch und weiß aus eigenem biografischen Erleben um den Wert der Freiheit."


Aber sie verknüpft diese Freiheit mit dem Wahl Kalkül einer Volkspartei. Damit stellt sich die Frage, ob die CDU unter Merkel, die nach Identität sucht, Isabella von Spanien näher steht oder John Quincy Adams. Da nun die CDU das oberste Richter Amt gerne selbst besetzen will, weil der Kandidat Dreier eine zu laizistische Haltung vertrete, siehe das Zitat oben, kann die Frage beantwortet werden: Isabella von Spanien.

Damit gerät unsere National Hymne zur Farce. Sie wurde von Helmut Kohl bestimmt, wohl weil das Wort "Einigkeit" dem Einheits Kanzler so gut gefiel, dass die Zeile besser "Einheits Kohl und Recht und Freiheit" hätte lauten sollen. Nun geht es aber um die beiden anderen Begriffe in der Hymne, nämlich Recht und Freiheit, da das oberste Richteramt nicht frei aus der Gewalten Teilung heraus besimmt werden kann, sondern von Parteien bestimmt wird, die sich wie Isabella von Spanien verstehen, mit abhängigen Gerichten, um der Sklaverei, der Versklavung der Wähler als Objekte zum Abschöpfen von Geld - es geht um Geld und Macht - zu fröhnen.
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Beitragvon micha » So Feb 03, 2008 05:36:21:

Spiegel Online berichtet heute:
Die Union und Bundeskanzlerin Angela Merkel haben einer Umfrage zufolge nach der Wahl in Hessen bundesweit deutlich an Zustimmung verloren. Die Union würde danach bei einer Bundestagswahl noch 35 Prozent der Stimmen erreichen, heißt es in einer neuen Forsa-Umfrage im Auftrag des Fernsehsenders RTL. Dies sind vier Prozentpunkte weniger als vor einer Woche. So schlecht stand die Union seit März 2007 nicht mehr da, teilte RTL mit.

Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) persönlich büßte der Umfrage zufolge an Zustimmung ein: Während vor einer Woche noch 53 Prozent der Befragten ihre Präferenz für die Kanzlerin äußerten, waren es nun noch 49 Prozent.


Die allzu christliche Haltung der Bundes Kanzlerin birgt Verluste, an Glaubwürdigkeit in der Außen Politik und an Stimmen im Inland. Eine Vorab Analyse steht im vorherigen Beitrag. Nun bestätigen Umfragen Reibungs Verluste, da nicht alle Christen sind. Leider hat die CDU das C ganz vorn. Sie hat ihre Identität als christliche Kraft bereits im Label. Darum ist der Stimmen Verlust und Beliebtheits Verlust nicht verwunderlich, da Koch das nichtchristliche Abendland angegriffen hat.

Dagegen gibt es kein Mittel, oder kaum eines. Wenn die Christliche Partei die Katze aus dem Sack lässt und sich zu erkennen gibt, verliert sie. Sie müsste lügen, laizistisch tun und schwindeln. Eine tief begründete Schiller Partei, wie ich sie theoretisch entwerfe, wäre besser geeignet, die "bunten Völker" mit deutschem Pass zusammen zu halten, zu einen, Ihnen die hohe vergangene Kulur des Landes zu geben, ihnen die Sprache zu geben und sie studieren zu lassen und Erfolg haben zu lassen. Von den Christen werden die bunten Anderen nur verdächtigt, abgeschoben, durch Behörden gejagt.

Die Identitäts Hymne, die der Kanzlerin vorliegt, die als eine tiefe Definition der Identität Deutschland konstruiert wurde, mit den Zeilen "Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt, wenn es seine bunten Völker brüderlich zusammen hält ..." beginnt und die abstrakte dritte Stophe integriert, diese aber durch alle anderen 6 Strophen besser verständlich macht, so dass die Begriffe ein Ansporn im Sinne Hoffmann von Fallersleben werden und den jetzigen Hülsen Charakter verlieren - ist eigentlich für die CDU zu schade. Kanzlerin und Bundes Präsident Köhler waren die falschen Adressen.

CDU und CSU können keine Volks Parteien mehr sein, weil sie nur christlich sind. Die Schiller Partei könnte eine Volks Partei werden, weil sie auch christlich sein kann. Ihr wird die Identitäts Hymne gegeben, die anderen haben sie ignoriert und, im Falle des Bundes Präsidenten, wurde dazu Vertrauen gebrochen.
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