Zum Unterschied zwischen Frauen und Männern in der Medizin ein Gespräch mit Patricia Ruiz-Noppinger vom Zentrum für Geschlechterforschung in der Medizin (GIM) an der Charité, Berlin.
DW-TV: Frauen sind also keine kleineren Männer, das ist ja schon mal beruhigend, Patricia Ruiz. Wie groß sind denn die Unterschiede zwischen den Männern und uns Frauen?
Patricia Ruiz: Sie sind teilweise sehr groß sowohl molekulargenetisch gesehen wie auch im Sinne der Diagnostik und der Verstoffwechselung der Medikamente.
DW-TV: Und das ist genau Ihr Fachgebiet. Sie sind nämlich Professorin für Geschlechterforschung in der Medizin an der Charité in Berlin. Warum wird auch noch im Jahr 2006 im 21.Jahrhundert offensichtlich falsch behandelt, wie wir es gerade gesehen haben im Film. Sogar an einer renommierten Uni-Klinik wie der Charité in Berlin?
Patricia Ruiz: Weil wir schlicht und einfach noch zu wenig wissen über die grundlegenden Unterschiede zwischen Frauen und Männern wie die Symptomatik anders ist und wie man die Diagnostik auch anders machen könnte.
DW-TV: Aber, warum ist es denn so? Dass es Männer gibt und Frauen, ist ja nun eigentlich nicht Neues.
Patricia Ruiz: Weil zu wenig Information über frauenspezifische Diagnostik und Symptomatik über die letzten Jahrzehnte gesammelt wurden, sowohl in der Grundlagenforschung wie auch in klinischen Studien.
DW-TV: Es ist eine sehr junge Wissenschaft. Ich muss nochmal fragen, warum ist das so.? Warum wird nicht schon länger geforscht?
Patricia Ruiz: Es wird schon relativ lange geforscht, aber einfach mit zu wenig Zahlen an Frauen oder zum Beispiel an weiblichen Mäusen, und da fehlen uns schlicht und einfach die Daten.
DW-TV: Wann würden Sie sagen, wir sind soweit mit dieser Grundlagenforschung?
Patricia Ruiz: Es wird noch eine ganze Zeit dauern, vor allem viel Lobbyarbeit auch notwenig sein, weil für die pharmazeutische Industrie ist es weit und breit schlicht und einfach nicht interessant. Was Sie wollen ist natürlich Blockbusters, die für Männer und Frauen passen.
DW-TV: Aber warum werden Medikamente nur an Männern getestet und nicht an Frauen?
Patricia Ruiz: Teilweise schlicht und einfach aus Schutzmechanismen, weil man bestimmte Mittel bis langfristige Konsequenzen bei unbekannten Medikamenten bei Frauen nicht testen wollte oder weil sie unter Umständen auch schwanger sein könnten.
Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: DW-TV: Wir haben ja im Film gehört, die Pharmaindustrieseite sagt, es reicht, an kleinen Männern zu forschen, großen , dünnen,dicken. Würden Sie sagen, dass ist berechtigt, oder würden Sie sagen, dass ist totaler Quatsch?
Patricia Ruiz: Das istd totaler Quatsch auf Deutsch gesagt, denn die molekularen Unterschiede sind eindeutig, nicht nur chromosomal gesehen XY-Chromosom, sondern auch zum Beispiel bei den Hormonrezeptoren.
DW-TV: Wird es denn jemals frauen- und männerspezifische Medikamente geben?
Patricia Ruiz: Ich gehe davon aus, und da ist Hoffnung am Ende des Ganges.
DW-TV: Und wo sehen Sie diese Hoffnung?
Patricia Ruiz: Einerseits in einer besseren und sicheren Diagnostik und dementsprechend darauf hin auch in einer besseren Therapie. Und vor allem, was wir machen müssen, ist, unsere Mediziner dafür auszubilden, dass wir auch auf diese Themen aufmerksam sind.
DW-TV: Und wann fangen Sie damit an?
Patricia Ruiz: Wir haben gerade hier in Berlin das erste und Deutschland-weit einzige Zentrum für Geschlechterforschung in der Medizin. Es ist zwar sehr jung, wir existieren seit 2003, aber wir arbeiten dran.
Interview: Daniela Levy
Der gravierende Unterschied zwischen den Geschlechtern wurde im Forum anhand der xx und xy-Chromosome schon angesprochen. Die philosophisch relevante Frage, welches Geschlecht war zuerst da, konnte eindeutig zugunsten des weiblichen beantwortet werden. Das "verkümmerte" x-Chromosom, genannt y-Chromosom, führte zu einem Evolutionsschritt, weil auf Kosten weiblicher Stabilität mehr Elemente der Beweglichkeit und Schnelligkeit hinzukamen. Die Helfer weiterer Evolution bis zur Intelligenzbestie Mensch waren Mytochondrien, die Hirnentwicklung und Muskulatur förderten, von den Samenzellen des Mannes vor Eintritt in die weibliche Eizelle jedoch abgestreift werden, sodass der Mann für eine Mutationssäuberung der kleinen Zellkraftwerke Mytochondrien sorgt. Der männliche Teil ist sozusagen ein Klärwerk für Nachkommen.
Eine weitere religions-philosophisch relevante Frage war, ob die männlich geprägten Gottesvorstellungen noch richtig sein können: Männer definieren einen Vatergott und verwenden dessen Allmächtigkeit auf der Projektionsebene einer Gesellschaft, die von männlicher Geistlichkeit geführt, definiert und dominiert wird. Die DW-Sendung lehrt, dass selbst im medizinisch-pharmazeutischen Bereich Frauen als "kleine Männer" gehandelt wurden.
Die gerechtere Definition hier im Publikationsforum lautet: es gibt ganz einfach eine inwendige Identität der Frauen und eine heraushängende Identität der Männer, eine Innen- und Außenidentität, die auf einer Ebene stehen, aber so unterschiedlich sind, dass ein Teil allein eine Schöpfergottheit unmöglich auch sehen kann, sozusagen "bllind" ist. Erst das Zusammenschmelzen in körperlicher und geistiger Liebe macht den Blick frei, erhöht die Scheu vor dem Einblick in den göttlichen Bereich aber gleichzeitig so sehr, dass die Vereinigung selbst als Schöpfungsursprung empfunden wird, was sie - im Detail gesehen - ja auch ist.
Eine andere philosophisch relevante Frage muss sich allerdings auch mit den Geschlechtsunterschieden befassen, da es ein Unzahl von Zwischenformen gibt, gerade bei Menschen, die ebenso wie ausgewachsene Männer und Frauen würdig leben möchten.