micha hat geschrieben:Mein Glaube war ferner, dass gute Forschung in Deutschland zur Atom-Sicherheit in umliegenden Ländern beitragen könnte, die uns im Land im Falle eines weiteren GAUs ebenso gefährden.
micha hat geschrieben:Ich selbst tendiere zur zweiten Lösung, lehne Hektik ab. Aber ich bin auch für den konsequenten totalen Umstieg, da die erhofften Forschungs-Ergebnisse nicht realisiert wurden. Gut Ding will (etwas) Weile haben. Ich würde erwarten, dass die Atom-Industrie den Umstieg in einem viel höherem Umfang mit finanziert, da sie bislang ein unkalkulierbares Risiko dem Land und seiner Bevölkerung zugemutet hat. Sie hat fett an einem tödlichen Risiko verdient.
Nach einer Diskussion bei Maibrit Illner über die friedliche Nutzung von Kernenergie, Ausstieg und alternative Energien haben sich auch bei mir neue Erkenntnisse angeboten. Vor allem Hans-Werner Sinn, Präsident des Wirtschaftsforschungsinstituts ifo, versachlichte das Thema, vor allem auch, was falsche Illusion gegenüber richtigen sachlichen Zahlen bezüglich Windkraft und Solar-Energie betrifft. Energie-Dezentralisierung und mehr Verwertung möglicher Öko-Energie aus der Landwirtschaft wären zu empfehlen. Er machte auf neue Meiler-Technologien in Olkiluoto in Frankreich und Flamanville in Frankreich aufmerksam. Die Kernschmelze sei dort beherrschbar. Weiteres führte er nicht aus. Ein Blick auf Wikipedia führt auf den Europäischen Druckwasserreaktor (engl. European Pressurized Water Reactor). Der EPR ist ein neuer Kernreaktortyp, basierend auf dem Druckwasserreaktor. Er wurde später von Areva unter Beibehaltung der Abkürzung EPR in Evolutionary Power Reactor umbenannt. Der EPR geriet in England zunächst in die Kritik, weil Sicherheits- und Steuer-Systeme nicht konsequent voneinander getrennt wurden. Diese Trennung wurde durch den Betreiber nachträglich durchgeführt, um die Sicherheits-Kriterien Englands zu erfüllen. Der EPR wird in dieser neuen Form nun in England gebaut werden.
Ich zitiere Wikipedia, um das Sicherheits-Konzept zu verdeutlichen. Schon weit vor Fukushima-Daiichi wurden in Europa Sicherheits-Konzepte erarbeitet, die Japan vor Strahlung gerettet hätten, wären sie dort eingeführt worden. Sie hätten ein noch viel stärkeres Erdbeben überstanden. Wir Deutsche dürfen nicht in Hysterie verfallen, sondern sollten aus Fukushima lernen und erkennen, dass es ausreichende Sicherheits-Konzepte gibt, die eine Bevölkerung ausreichend schützen. Mein Gedanke einer Erkaltungs-Implosion, abgeguckt aus den Vorgängen im Weltall, ist dann noch nicht verwirklicht, weil die Forschung noch nicht so weit ist, aber für den Übergang wurde trotzdem ein zufrieden stellendes Sicherheits-Konzept gefunden, das zu einem Europäischen Standard werden sollte.
Das Sicherheitskonzept des EPR begründet sich in der Theorie im Wesentlichen auf folgende Elemente (Wikipedia):
Optimierte Betriebs- und Sicherheitssysteme: Ein keramisches Auffangbecken (als Core-Catcher bezeichnet), für die Kernschmelze bei einem GAU. Das geschmolzene Kernmaterial rinnt über eine Rampe in ein Keramikbecken. Dort soll sich die Masse dünn und gleichmäßig verteilen, so dass sie leichter mit Wasser gekühlt werden könne. Damit es zu einer möglichst gleichmäßigen Schmelzeverteilung kommt, wird das Becken planmäßig erst nach dem Austritt der Kernschmelze mit Wasser gekühlt. Das hierfür benötigte Wasser wird im Reaktorgebäude vorgehalten. Zusätzlich befindet sich an der Decke des Reaktorgebäudes ein Sprinklersystem, welches bei einem Störfall für zusätzliche Kühlung im Inneren des Reaktorgebäudes sorgt.
Diversitäre Ersatzfunktionen für Sicherheitssysteme: Durch verschiedene Sicherheitssysteme, die denselben Zweck erfüllen, aber eine unterschiedliche Arbeitsweise besitzen, sollen Konstruktionsmängel eines bestimmten Sicherheitssystems besser ausgeglichen werden können.
Verbessertes Gebäudekonzept zur räumlichen Trennung von Systemen: Die sicherheitsrelevanten Funktionen sind vierfach redundant in jeweils vier Gebäuden um das Reaktorgebäude angeordnet. Die Gebäude sind strikt voneinander getrennt. Außerdem sind zwei der vier Bauten gegen äußere Einflüsse wie beispielsweise Flugzeugabstürze besonders gesichert.
Nukleare Sicherheitsleittechnik des Unternehmens Areva (Teleperm XS).
Erhöhte thermische Trägheit und verlängerte Karenzzeit durch geringe Leistungsdichte und große Wasserinventare.
Doppelwandiges Containment aus Stahlbeton mit einer Gesamtdicke von 2,6 m.
Genau diese Sicherheiten haben in Fukushima gefehlt. Weltweit haben Milliarden Bürger gebangt, als es um freigelegte Brennstäbe und deren Kühlung ging. Ersatz-Systeme für die notwendige Kühlung waren nicht vorhanden. Ein Teil-Schmelze wurde nur vermutet, nachträglich bestätigt. Sie konnte nicht beherrscht werden. Die ganze Nation Japan war und ist von einem mangelhaften Sicherheit-System abhängig. Das Heimat-Gefühl in Japan wird für Generation mit der Angst vor Boden, Nahrung und Wasser verkrustet. Man fragt sich, warum die Betreiber von Meilern in einem Erdbeben-Gebiet kein Wissen aus Europa abgerufen haben. Die Fehlleistung wird gigantisch, weil nicht einmal Warnungen von Fachleuten zu Konsequenzen geführt haben. Nach der Katastrophe waren Betreiber und Regierung so hilflos wie ein Kind, das in einen Brunnen fiel.
Herr Sinn machte in der Diskussion einen logischen Fehler. Er sagte, Deutschland haben wohl die sichersten AKWs überhaupt. Vorher beschrieb er den EPR, der wesentlich sicherer ist, von England eingeführt werden wird, von Deutschland aber noch nicht eingeführt wurde. Also war seine Aussage falsch. Deutschland hat bei weitem noch nicht den Sicherheit-Standard des EPR, der zu einem Europäischen Pflicht-Standard werden wird. Mit ihm könnte auch Frankreich seine Meiler behalten, vorausgesetzt, sie werden dementsprechend umgebaut.
Die friedliche Nutzung der Kernenergie hat Riesen-Fortschritte gemacht. Weitere Fortschritte im Sinne meines Denkanstoßes einer automatischen Implosion der Erkaltung bei einem Störfall sind möglicherweise zu erwarten. Deutschland muss den Terminus "Erneuerbare Energien" auch auf die friedliche Atom-Bewirtschaftung ausdehnen, da auch die Lagerung verbrannter Brennstäbe noch zu lösen ist. Die Lagerung oder Wiederverwertung direkt am oder im Atom-Kraftwerk wäre das Ziel. Auch hier gilt es, dass sich die Forschung darauf konzentriert, dass die Strahlung bei der Entsorgung umgekehrt wird; oder es findet sich ein "Entstrahlungs-Beschleuniger", so will ich dieses Forschungs-Ziel einmal nennen. So etwas wie Asse in Deutschland darf nie wieder passieren. Die Betreiber müssen Forschung auch anstoßen, um ihrer Verpflichtung der Entsorgung und Sicherheit nachzukommen. Das kostet Geld. Aber der Weg über Korruption, Bestechung und Lobbyismus kostet auch Geld und ist der völlig falsche Weg. Eine neue europäische Ethik und Wahrheits-Findung muss her. Wozu haben wir die besten Kräfte aus einem ungleich größeren Gebiet als dem einer Einzel-Nation?
Die Natur erzeugt überhaupt keine Abfälle, nur der Mensch. Von der Natur zu lernen ist seine Aufgabe. Bereits bei der Produktion von Verbrauchs-Gütern muss an die natürliche Verwertung gedacht werden, auch in der Atom-Industrie. Atomare Vorgänge sind Natur. Der Mensch hat nur den natürlichen Kreislauf unterbrochen und produziert immer mehr giftigen Müll, den die Natur nicht wieder verwerten kann.
Die Konsequenz aus diesen Überlegungen: Deutschland muss sich, auch was die friedliche Nutzung der Kernenergie betrifft, von falschen Emotionen frei machen und europäischen Standards vertrauen, die aus den besten Ergebnissen ganz Europas resultieren.
Der Ausstieg kosten Milliarden. Diese Milliarden werden in der Forschung gegen die Notwendigkeit des Ausstiegs gebraucht.
Absolut sichere Atom-Meiler-Technik sind eine Frage der Zeit. Deutschland darf den Anschluss nicht verlieren. Andere Nationen werden Deutschland in seiner unsachlichen Verkitschung des Themas auf gar keinen Fall folgen. Der deutsche Alleingang wird ein Loch mit gleichem Rest-Risiko aufgrund der Meiler um Deutschland herum.
Der Selbstbetrug der Deutschen sieht in diesem Fall so aus: Ausstieg, aber teurer Einkauf von Strom an der Atom-Energie-Börse und damit Subvention der Atom-Wirtschaft anderer Länder.