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Während ein Vorabteam der Bundeswehr noch in drei Zelten auf dem Flughafen von Banda Aceh kampiert, fliegen Amerikaner, Australier und Neuseeländer bereits tonnenweise Hilfsgüter in die Katastrophengebiete.
Mit der Summe, 500 Millionen Euro Hilfe für Flutopfer, die etwa zwei Promille des Bundeshaushalts eines Jahres entspricht, steht Deutschland an der Spitze der internationalen Hilfszusagen von Regierungen, vor Japan (367 Millionen Euro) und den USA (257 Millionen Euro).
Die Jahrhundertflut, sie half Schröder einst im Wahlkampf. Auch diesmal sind CDU, CSU und FDP kaum besser dran. Nörgeln und Kritisieren ist nicht angesagt. Und wer es tut, so wie der CDU-Haushaltsexperte Dietrich Austermann, der das 500-Millionen-Paket der Bundesregierung eine "Hochstapelei ohne Schadensbilanz" nennt, muss sich von der Regierungskoalition Vorhaltungen gefallen lassen. "Zynisch und menschenverachtend" seien dessen Äußerungen in Anbetracht der Katastrophe, so der Grüne Bundestagsabgeordnete Alexander Bonde, der mit Austermann im Haushaltsauschuss sitzt.
micha hat geschrieben:Journalisten in Berlin scheint nicht aufzufallen, dass die politischen Initiativen dann schon im Ansatz missraten. Sie loben das Konzept der Länderpartnerschaften, weil dann Reibungsflächen der West-Länder vermieden werden, die sich eifersüchtig um Hilfsgebiete reißen. Jedes Geberland hätte dann sein Nehmerland. Aber gerade darin liegt der Fehler, der völlig unterging.
Die westlichen Länder dürfen die Welt nicht unter sich aufteilen. Auch Hilfe bedarf der Konkurrenz, des Wettstreits der Nationen. Andernfalls entsteht eine Art Kolonialismus. Der Ansatz des Gedankens der Partnerschaften war nämlich die Aufteilung, nicht etwa eine Bereitschaft. Bereitschaft zu einer Länderpatenschaft würde bedeuten, dass die Zielländer erst einmal gefragt werden. Über sie zu bestimmen oder sie aufzuteilen, wäre völlig falsch. Der Fehler ist aber schon unterwegs.
Auch hilfsbedürftige Länder müssen als souveräne Staaten mit Respekt behandelt werden. Dazu gehört, dass sie gefragt werden und dass sie dann bestimmen dürfen, ob sie Partnerschaften wollen oder nicht. Die Länder Südostasiens waren jedoch bisher die Geberländer. Sie gaben ihre landschaftlichen Schönheiten, ihr sauberes Meerwasser, ihre tropische Vegetation, ihre Gärten, Menschen, Ferienbungalows und Hotelanlagen. Die westlichen Touristen waren auf der Nehmerseite. Sie bekamen ein Paradies, sie bekamen alles und nahmen sich in typischer Unersättlichkeit immer mehr, dazu oben drauf noch eine Jugend, die sich immer mehr prostituierte, um ganze Familien ernähren zu können.
Der wabbelige Dickbauch westlicher Hemisphäre soll nun das asiatische Kind adoptieren, das ihm auf Konferenzen zugeteilt wurde. So sieht das Modell zur Zeit aus. Schrecklich. Das Hilfesyndrom christlicher Prägung, vermischt mit ideologischen Zielen, aus den Taschen der Leute, kann verlogener nicht sein.
Hamburg - Wenn Uno-Generalsekretär Kofi Annan sich heute in Banda Aceh mit Funktionären des Landes und diverser Hilfsorganisationen treffen wird, wird ihm möglicherweise auch der Unmut vieler Helfer zu Ohren kommen. Nach Informationen der "Financial Times" werfen sie den Vereinten Nationen vor, unfähig zu sein, die vielfältige Hilfsmaßnahmen, die aus aller Welt eingeht, zu koordinieren.
Mehr als eineinhalb Wochen nach der Flut seien Dutzende Hilfsorganisationen gezwungen, sämtliche Logistik selbst zu organisieren, damit die Hilfe in die Gebiete kommt, wo sie am nötigsten ist. "Wenn wir darauf warteten, bis die Uno uns sagt, was zu tun ist, würden wir gar nichts erreichen", sagt Abdul Hadi Bin e-Raschid, Admiral bei der indonesischen Marine, im Einsatzzentrum am Flughafen von Banda Aceh.
"Warum warten?", fragt sich der Admiral, "da gibt es Leute, die hungern und wütend sind. Also tun wir was". In den abgelegenen Gegenden Sumatras fehlt es noch immer an Wasser, Essen und anderen wichtigen Gegenständen. Wegen der schlechten sanitären Bedingungen und unbehandelter Wunden wächst die Gefahr von Seuchen. Ein führendes Mitglied einer nicht genannten westlichen Hilfsorganisation wird in der Zeitung zitiert: "Die Uno ist langsam gestartet. Andere Organisationen mussten die Lücke schließen."
Konzentration auf Provinzen
Der Weltorganisation wird vorgeworfen, manche Hilfsaktionen seien aus mangelnder Koordination gleich zweimal gemacht worden. Das Hauptproblem bestehe darin, dass die Uno am Flughafen von Banda Aceh nicht präsent sei, dem Drehkreuz der eingehenden Waren.
In Banda Aceh gibt es mehrere Krankenhäuser. Das mobile Rettungszentrum der Bundeswehr soll laut dem Sprecher des Potsdamer Einsatzführungskommandos, Oberstleutnant Andreas Heine, nach jetziger Planung zusätzlich in der Nähe des "General Hospitals", einem Militärkrankenhaus, aufgebaut werden. Von Potsdam aus wird der Bundeswehreinsatz im südostasiatischen Katastrophengebiet geleitet.
Die Probleme des Einsatzes beginnen damit, dass die Zeltstadt und ihre moderne medizinische Ausrüstung erst einmal nach Sumatra gebracht werden muss. Die Bundeswehr verfügt dafür nicht über die nötigen Transportmöglichkeiten. Sie musste zwei Großraumflugzeuge, eine Antonow 124 und eine Iljuschin 76, chartern. Mit mehreren Flügen müssen 350 Tonnen Sanitätsmaterial, Verpflegung, Stromerzeugungsmaschinen und Wasseraufbereitungsanlagen nach Sumatra geflogen werden. Mit drei großen Lkw plus Anhänger und Material - rund 90 Tonnen - brach die Antonow zum ersten Flug gestern Abend vom militärischen Teil des Köln-Bonner Flughafens in Wahn auf.
Der Flughafen von Banda Aceh ist derart überlastet, dass die Bundeswehr erst einmal nach Medan, das etwa 800 Kilometer südöstlich der Provinzhauptstadt liegt, ausweichen muss. Die Fahrt von Medan nach Banda Aceh dauert wegen der schlimmen Lage mindestens 15 Stunden. Die indonesische Regierung hat zwar dem Bundeswehreinsatz zugestimmt. Aber die indonesische Armee, die schon lange im Clinch mit Rebellen liegt, sei "äußerst dünnhäutig", schilderte ein Mitglied des Erkundungskommandos. So dürfen die deutschen Soldaten keine Waffen mit sich führen. Die Indonesier wollen das Rettungszentrum bewachen.
Die ersten Einsatzkräfte der Bundeswehr - 50 Sanitätssoldaten - sind gestern in Medan gelandet. Sie müssen sich nach Banda Aceh durchschlagen. 70 weitere Sanitätssoldaten und Ärzte sollen in den nächsten Tagen folgen. Die Erkundungsoffiziere machten nachdrücklich auf die Gefahren aufmerksam, die den eingeflogenen Kameraden selbst drohen. Hohe Temperaturen - weit über 30 Grad - und hohe Luftfeuchtigkeit sowie das unsaubere Wasser und immer noch nicht entdeckte Leichen bereiten Seuchen den Boden.
Die Erkundungsfachleute wiesen darauf hin, dass auf diplomatischem Gebiet noch eine Menge getan werden muss, um die Bundeswehr, die jetzt einen ihrer aufwendigsten Sanitätseinsätze angetreten hat, zu unterstützen. Es gebe "eine Menge von Empfindlichkeiten bei den Indonesiern, die nur von Diplomaten überwunden werden können", sagte einer der deutschen Offiziere.
Große Hoffnung wird auch auf das Eintreffen der schwimmenden Klinik der deutschen Marine am 12. Januar vor der Provinz Aceh gesetzt. Das mit modernsten medizinischen Geräten ausgestattete Versorgungsschiff "Berlin" soll eng mit dem Rettungszentrum an Land zusammenarbeiten. Die beiden Hubschrauber der "Berlin" sollen Verletzte zu dem Zelthospital bringen, das nach Aussage von Heine so schnell wie möglich seine Arbeit aufnehmen soll.
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