MP Stoiber scheint zweimal auf unsere Foren zugegriffen zu haben, einmal im Glauben, dass Patriotismus wohl bereits massentauglich sei. Damit fiel er auf die Nase.
micha hat geschrieben:Der Begriff „geläuterter Patriotismus“ charakterisiert insgesamt alles, was ich zu Deutschland geschrieben habe. Die „Läuterung“ war nicht so ganz einfach. Sie ist ein ziemlich langer innerer Schulungs- und Entwicklungsprozess, der nicht nur mir selbst, sondern auch Jugendlichen zugute kommt, die im Michael-Forum und nun auch bei mir hier schreiben. Das Wort darf keine Hülse zum Abgrenzen sein. Es muss echt und ehrlich gemeint sein. Das hat eine Läuterung so an sich.
Edmund Stoiber sagte allerdings: „Aufgeklärter Patriotismus meint das Gegenteil von dumpfem Nationalismus. Patriotismus wehrt diesen gerade ab und gibt ihm keinen Nährboden.“ Den Begriff "Geläuterter Patriotismus" benutzte er schon Dezember 2001: Grußwort des Vorsitzenden der Christlich-Sozialen Union, Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber, beim Bundesparteitag der CDU am 4. Dezember 2001 in Dresden.
Damit muss ich mich korrigieren. Meine Recherche im Internet heute Morgen ergab mehr Ergebnisse, als ich sie während unserer Patriotismus-Diskussion 2001/2002 zur Verfügung hatte. Offenbar wurde der Begriff vorher ausgerechnet schon von den REPs benutzt. Dies mag auch ein Grund gewesen sein, warum Edmund Stoiber zum "aufgeklärten" übergegangen ist.
Diese neue Information ändert die Analyse. Die Findung des Begriffes im Forum war dennoch original, sie ergab sich zwangsläufig, wie ich damals schrieb. Die Frage ist nun, ob es einen aufgeklärten oder einen geläuterten Patriotismus für Deutsche geben sollte.
Eine sachliche Aufklärung der Emotion Patriotismus widerspricht dem Wort nämlich. Man kann Patriotismus nicht kühl aufklären. Die Gefühle müssen nur in die richtige Richtung. Dazu ist angesichts der schrecklichen Taten der Deutschen während der Nazizeit eine Läuterung besser. Aufklären bedeutet Begriffsklärung, Läuterung bedeutet innere Wandlung.
Der andere Zugriff bezog sich wohl auf meine Kritik am 500 Millionen Versprechen von BK Schröder für die Flutkatastrophe in Südostasien. Sie ist begründet, kommt aber unglücklich, wenn ein Ministerpräsident diese Kritik falsch und zur falschen Zeit ausspricht. Damit fällt man ebenfalls auf die Nase, weil die Masse zur Zeit anders denkt.
Opposition, die hier im Forum möglich ist, kann einer Partei schaden, wenn sie unmodifiziert übernommen wird. Wie wäre es denn richtig?
Geläuterter oder aufgeklärter Patriotismus entsteht indirekt von allein, wenn eine Partei Inhalte dazu im Detail thematisiert, die empfindlichen Worte aber vermeidet. So wäre es beispielsweise ratsam, die nach Internationalität süchtige Schröder/Fischer-Regierung dabei zu stellen, wie sie Deutschland vernachlässigt und Arbeitslosigkeit wie Schulden steigen lässt.
Wenn Schröder zum Beispiel sagt, die 500 Millionen Fluthilfe seien nur 0,4 Prozent vom Etat, auf 4 bis 5 Jahre verteilt, dann sollte die offizielle Opposition dagegen halten: Wir sind für mehr Hilfe, Soforthilfe, um Leben zu retten und Hilfe durch Fachkräfte aus dem deutschen Arbeitslosenmarkt, wie vorgeschlagen wurde.
Wir müssen jedoch bedenken, dass die Festlegung von Langzeithilfen Unterstützung deutscher Familien in Not blockieren könnte. Schon im kommenden Jahr könnte sich die Hilfsbedürftigkeit armer deutscher Familien und solchen in den Flutgebieten angeglichen haben, mit dem Unterschied, dass dort die Breitengrade warm sind, hier aber kalte Winter Heizung erfordern.
Erfolgreiche Opposition darf nicht so wahr argumentieren, wie es den Texten hier im Forum erlaubt sein kann. Auf die Stimmung im Land muss Rücksicht genommen werden. Mit diplomatischen Argumenten kann jedoch die Stimmung verändert werden, wenn sie in eine falsche Richtung geht, weil die Regierung wieder einmal populistisch vorgegangen ist.