Wie schnell dieses Unternehmen anlief, macht ein Bericht aus Spiegel-Online vom 30. Dezember 2004 deutlich:
SPIEGEL ONLINE - 30. Dezember 2004, 11:49
URL: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,334959,00.html
Katastrophenhilfe
USA entsenden Flugzeugträger
Der US-Flugzeugträger "Abraham Lincoln" und vier Begleitschiffe haben Kurs auf Sumatra genommen. Der Marineverband soll die Helfer im Katastrophengebiet unterstützen. Der Verband hat zwölf Hubschrauber an Bord, die bei den Einsätzen wertvolle Dienste leisten könnten.
Hong Kong - Die "Abraham Lincoln" soll vor der Küste Banda Acehs vor Anker gehen. Allein dort sind bei der Naturkatastrophe vom Sonntag mehr als 45.000 Menschen ums Leben gekommen.
Zum Zeitpunkt der Tsunamis hatte der Flugzeugträger im Hafen von Hong Kong gelegen. Er war zunächst in den Golf von Thailand entsandt worden und befindet sich nun auf dem Weg zur Meeresstraße von Malakka. Unklar ist derzeit, wann das Schiff in dem Gebiet ankommen wird. Die USA hatten 1999 ihre bis dahin übliche militärische Zusammenarbeit mit Indonesien ausgesetzt, nachdem der Armee des Landes Menschenrechtsverstöße in Ost-Timor vorgeworfen worden waren. In der jüngsten Zeit hatten sich die Beziehungen jedoch im Rahmen der weltweiten Terrorismus-Bekämpfung durch die USA wieder verbessert.
Die US-Marine entsandte sieben weitere Schiffe zum humanitären Einsatz. Sie brachen von ihrem Stützpunkt Guam auf den Philippinen in Richtung des Golfs von Bengalen auf, an dem die von der Flut getroffenen Länder Thailand, Indien, Bangladesch und Myanmar liegen. Fünf der Schiffe transportieren unter anderem Wasseraufbereitungsanlagen. Die Gruppe wird ergänzt von einem Lazarettschiff und einem Hubschrauberträger.
Ein Augenzeugenbericht vom 3. Januar bestätigt dieses Unternehmen. "Meulaboh, Kutanibong, bis runter nach Bakungan, liegen in Schutt und Morast. Alleine in Meulaboh und Umgebung soll es mehr als 400.000 Menschen gegeben haben. Opferzahlen müssen dramatisch hoch sein, Meulaboh scheint zu 70% zerstört zu sein." - Diese Nachrichten kamen nach den ersten Flügen der US-Hubschrauber.
Aus Banda Aceh von Wolfgang Nierwetberg http://www.help-ev.de/seebeben/tsunami-indonesien.html
HELP Geschäftsführer Wolfgang Nierwetberg gelang es am 3. Januar sich ein eigenes Bild von der Lage in Banda Aceh zu verschaffen. Hier sein ungeschminkter Bericht.
Mit einem kommerziellen Flieger fliegt man in 50 Minuten von Medan nach Banda Aceh. Der Flughafen wird belagert von Taxifahrern und "Katastrophenführern" die ihre guten Dienste anbieten. Gute Fahrzeuge schwer zu bekommen, die sind bereits in den Händen der Journalisten.
Vom Flughafen nähert man sich der Stadt, oder das, was davon übrig blieb. Je näher man kommt, desto größer der Gestank. Fast alle tragen eine Schutzmaske vor Mund und Nase, wirklich helfen tut das jedoch nur, wenn man ein Erfrischungstuch hinter die Maske schieb. Entlang den Straßen in der Innenstadt immer von notdürftig in Plastik verpackte Leichen, in den Straßen liegt zum Teil meterhoch aufgetürmtes Gerümpel, das die Flutwellen dort hinterlassen haben. In die Kanälen und dem Fluss, die träge quer durch die Stadt fließen, Unmengen an Unrat und dazwischen immer wieder Leichen. Unter dem Gerümpel zwischen den Häusern und auch darin liegen sicherlich noch unzählige Tote, nur bei wenigen eigentlich noch intakt aussehenden Häusern haben Aufräumarbeiten begonnen.
Überall ist die Armee präsent, einerseits, wie man mir sagte, um Plünderungen zu verhindern, anderseits transportiert die Armee auch die Toten zu Massengräbern am Rande der Stadt. Eine Identifizierung der Toten findet nicht statt, obwohl auch nach einer Woche die Gesichter der Toten gut erkennbar sind. Nicht einmal gezählt wird, wie viele Tote begraben wurden.
Die Seuchengefahr ist latent, es scheint jedoch bei der verbliebenen Bevölkerung hierfür ein Verständnis zu bestehen. Alle sind darauf bedacht, nur saubere Wasser aus verschlossenen Flaschen zu trinken, Aus den Wasserleitungen kommt ohnehin kein Wasser.
Die Versorgung der Verletzten scheint zu funktionieren, schwere Fälle werden oder wurden bereits in andere Städte ausgeflogen. Das einzige noch funktioniere Krankenhaus in der Stadt machte heute einen eher unterbeschäftigten Eindruck.
Alle fragen nach Nahrungsmitteln, die Versorgungslage erschien mir jedoch nicht kritisch. Biskuits etc und vorgekochte Nahrung wird bevorzugt, frisches Gemüse, Obst, Fleisch sah ich nur in der Vorstadt auf einem klein Straßenmarkt, von dem es hieß, es wäre der einzige.
Schlimm sieht es bei den Unterkünften aus, viele haben in öffentlichen Einrichtungen Unterschlupf gefunden, viele campieren aber auch unter Plastikplanen. Hier ist anzumerken, das derzeit Regenzeit herrscht und diese auch bis April anhält.
Seit gestern Nachmittag liegt ein amerikanischer Flugzeugträger vor der Küste. Seiher hat sich die Transportsituation rapide verbessert. Die amerikanischen Helikopter fliegen einen Einsatz nach dem anderen. Jetzt, so nach und nach, kommen über diese Hilfsflüge auch Informationen rein über die Situation in den anderen Orte und Städte entlang der Westküste. Aceh, so mein erster Eindruck, scheint nur ein Teil der Katastrophe zu sein. Meulaboh, Kutanibong, bis runter nach Bakungan, liegen in Schutt und Morast. Alleine in Meulaboh und Umgebung soll es mehr als 400.000 Menschen gegeben haben. Opferzahlen müssen dramatisch hoch sein, Meulaboh scheint zu 70% zerstört zu sein.
Was macht HELP
Wir unterstützen WALHI, eine Freiwilligen-Organisation. Versuche über die noch mehr Leute in die Region zu entsenden, nicht nur Aceh, um vordringlich die Leichen zu bergen und zu beerdigen. Weiterhin betreuen die Freiwilligen von WALHI ca. 20.000 Obdachlose alleine nur in Aceh. Werden morgen erste LKW mit Nahrung etc. auf die Reise schicken.
Diese Hilfen liefen schon längst, als Entwicklungsministerin W.-Z. und Außenminister Fischer noch meinten "Wir wollen nicht stören". Herr Fischer ist inzwischen in Puket. Ein Korrespondent von n-tv wurde heute Morgen gefragt, ob schon "Normalität" da sei. Ihm fiel nichts anderes ein, als die aufgebahrten Leichen noch als unnormal zu bezeichnen. Herr Fischer bedankte sich für die Hilfe des Landes Thailand wegen der Identifizierung der deutschen Opfer und "bot Hilfe an".
Nothilfe muss jetzt in ganz anderen Gebieten geleistet werden. So allmählich kämpfen sich auch Deutsche in die Gebiete in Indonesien durch, ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die eigentliche Soforthilfe wird von den USA geleistet. Das Deutsche Rote Kreuz scheint im möglichen Rahmen viele Helfer aus den betroffenen Ländern einzubinden, gut so!
Es ist erstaunlich, wie in deutschen Nachrichten die wertvolle Soforthilfe der USA klein gemacht oder überhaupt nicht erwähnt wird. Die Deutschen haben nach dem Hitlerkrieg doch auch diese Hilfe erfahren!