Der Turban - beschränkt auf den Islam?
Geschichtliche, religiöse und regionale Hintergründe
Wohl eine der ältesten schriftlichen Quellen für Turbane ist - wie auch für anderes - die Bibel. In den Büchern Mose finden sich zahlreiche Hinweise darauf, wie sich ein Priester zu kleiden habe. Unter anderem gehört dazu ein Turban (in manchen Übersetzungen auch "Kopfbund" genannt), an dem vorne mit einer purpurnen Schnur eine goldene Plakette befestigt wird, auf der "Dem Herrn geweiht" steht. Hier ein paar Bibelstellen zur Auswahl:
2 Mose 28:4: Die Priesterkleidung besteht aus folgenden Teilen: der Brusttasche, dem Priesterschurz, dem Obergewand, dem gewebten Untergewand, dem Turban und dem Gürtel. Diese heiligen Kleidungsstücke sollen für deinen Bruder Aaron und seine Nachfolger angefertigt werden. Dann kann er mir als Priester dienen.
3 Mose 8:13: Als nächstes ließ Mose die Söhne Aarons herantreten, er bekleidete sie mit dem leinenen Gewand und band ihnen den Gürtel um. Jedem setzte er einen Turban auf, so wie der Herr es angeordnet hatte.
Jesaja 61:10: Ich freue mich über den Herrn und juble laut über meinen Gott! Denn er hat mir seine Rettung und Hilfe geschenkt. Er hat mich damit bekleidet wie mit einem schützenden Mantel. Nun stehe ich da wie ein Bräutigam mit festlichem Turban, wie eine Braut im Hochzeitsschmuck.
Hiob 29:14: Ich bekleidete mich mit Gerechtigkeit, hüllte mich ins Recht wie in einen Mantel, trug es wie einen Turban.
Schon in biblischer Zeit war der Turban ein Symbol von Prophetentum, Heiligkeit, Macht, Selbstrespekt und Autorität. Ein Fleck auf dem Turban war wie ein Charakterfehler. So ist es auch heute noch unter Sikhs und Arabern. Eine Beschimpfung des Turbans war gleichzeitig eine unerhörte Beleidigung des Trägers. Jemandem den Turban wegzunehmen, hiess ihn zu unterwerfen und blosszustellen.
Man kann aber noch viel weiter in der Geschichte zurückgehen:
In Indien wurde ein 5000 Jahre altes Terrakottafigürchen einer Frau der Harappa-Kultur entdeckt, die einen Turban trägt.
3000 Jahre alte assyrische Reliefe zeigen Könige mit Turbanen.
In Kreta wurden Turbane um 1700 v.u.Z. getragen.
Das altägyptische Wort für Turban ist "pjr" - direkt verwandt mit dem heutigen "pagri" in Nordindien und Pakistan.
Weitere Zeugen sind Skulputen in Sanchi (Indien) aus der Zeit um 200 v.u.Z.
Eine andere alte Kultur mit Turbanen waren die Maya in Mexico, wie man auf Wandreliefen sehen kann.
Aber auch in Peru sind sehr alte Textilien, darunter Turbane, gefunden worden.
Mittlerer Osten
In arabisch-islamischen Gegenden wird der Turban vielfach um oder über ein Käppi gewickelt. In Öberägypten kann man dies oft sehen. In Kairo hingegen werden Turbane kaum getragen, wohl weil sie als "hinterwäldlerisch" gelten.
Im Islam werden Engel und Propheten (falls sie überhaupt bildlich dargestellt werden) immer mit Turbanen gezeigt. Der Prophet Mohammed selbst sprach sich sehr für den Turban aus, wie man in verschiedenen Hadithen (nicht jedoch im Koran selbst) nachlesen kann. "Der Turban ist die Grenze zwischen Glauben und Unlauben." - "Meine Gemeinschaft wird nicht auseinanderfallen, solange sie einen Turban tragen." - "Am Tag des Urteils soll ein Mensch eine Erleuchtung bekommen für jede Windung des Turbans um seinen Kopf."
Die klassischen Turbanfarben des Islam sind weiss und schwarz. Grüne Turbane sind den direkten Nachfahren Mohammeds vorbehalten und Leuten, die gerade eine Pilgerreise nach Mekka unternommen haben.
In der ganzen islamischen Welt wird der Turban anstelle einer Krone getragen. Auf älteren Gemälten von türkischen Sultanen kann man sehen, dass diese oft enorm grosse, geschmückte Turbane als Zeichen ihrer Macht trugen. Heute trifft man in der Türkei kaum mehr Männer mit Turbanen an, da Kemal Atatürk diese 1925 verboten hatte. Atatürk wollte sein Land modernisieren, und Turban und Fez waren für ihn ein Zeichen der kulturellen Rückständigkeit. Fortan mussten sich die Türken mit Hüten oder Kappen zufrieden geben.
Hingegen gibt es noch verschiedene Gegenden Anatoliens, wo Turbane oder ähnliche Kopfbedeckungen zur traditionellen Tracht der Frauen gehören und teilweise heute noch getragen werden. Oft dienen sie zum Ausdruck des Alters und Zivilstandes der Trägerin. Meist ist der Hals mit einem herabhängenden Tuch bedeckt, vor allem bei verheirateten Frauen. Das Einbinden des Kopfes ist eine Zeremonie, die auch heute noch in vielen Dörfern am ersten Tag nach der Hochzeit einer jungen Ehefrau durchgeführt wird. In bestimmten Gegenden schenkt die Familie des Gatten der Braut einen Kopfschmuck aus Goldmünzen.
Am Turban werden silberne Ornamente als Talismane gegen das Böse und Unglück angebracht und dienen dazu, die Gesundheit und Kraft der Trägerin zu bewahren. Auf dem Bild das Beispiel eines Kopfputzes einer Verheirateten, wie er in verschiedenen Regionen gefunden werden kann. Auf der Stirn liegen 3 Reihen von Goldmünzen, auch seitlich des Gesichts hängen Münzen. Andere Kopfbedeckungen haben als Basis Fez-artige kleine Hüte oder Kappen, die mit Tüchern und Bändern umwickelt sind. Oft werden zur Dekoration bunde Pailletten, wollene Pompons oder Blumen verwendet. Meist hängen die Enden der Tücher des Turbans oder Kopfputzes hinten herunter und bedecken den Rücken der Trägerin.
Indien
In Indien werden Turbane (Pagri) je nach Region verschieden getragen, aber nur von Männern. An den Pagri kann man die Klasse, Kaste, Beruf oder religiöse Überzeugung des Trägers erkennen - und manchmal sogar je nach Farbe die Jahreszeit.
Zu einer der bekanntesten religiösen Gruppe mit Turbanen gehören die Sikhs, die aus dem Punjab (Nordindien) stammen. Aus Respekt vor der Schöpfung Gottes schneiden sie sich die Haare und Bärte nicht, sondern tragen sie unter dem charakteristischen Turban. Grundsätzlich gilt das Turban-Gebot auch für die Frauen der Sikh-Religion, dies ist in über die Jahre jedoch etwas in Vergessenheit geraten. Die Turbane sollen ein Signal sein, an denen man Sikhs schon von weitem erkennt.
Diese Turbane können alle möglichen Farben habe, für religiöse Anlässe jedoch weiss und saffran, für Frauen meist weiss.
Früher gab es sogenannte Pagribands, Spezialisten, die von den königlichen Höfen angestellt wurden, um dort komplizierte Turbane zu binden. Auch heute noch gibt es in Pagri-Läden spezielles Personal, um für die Kunden perfekte Turbane zu kreieren. Vor allem in der Hochzeits-Saison läuft das Geschäft der professionellen Turbanbinder gut, denn auch indische Männer, die sonst barhäuptig gehen, tragen zu festlichen Anlässen, vor allem für die Hochzeit, oft reich verzierte Turbane (Safa). Mittlerweile gibt es aber auch fixfertige Modelle, die wie Hüte aufgesetzt werden können.
Bekannt sind vor allem die vielfältigen, farbenfrohen Turbane der Männer aus Rajasthan. Man sagt, dass alle 15 Kilometer der Stil der Turbane ändert, es sind viele hundert verschiedene Stile und Typen bekannt. Allein im Fort Museum von Jodhpur sind über 100 Turbane aus verschiedenen Gegenden Rajasthans ausgestellt. An grossen Festen sind dort Wettbewerbe im Turban binden eine beliebte Attraktion.
Die Turbane werden zum Teil aus extrem langen Stoffbändern gewunden. Neben ihrer Funktion als Sonnenschutz können sie aber auch als Kissen oder Leintuch dienen. Vom Kopf abgewickelt kann man mit dem Tuch Brunnenwasser hochziehen und dann filtern.
Die Turbane der Marwaris (Kaufleute) bestehen aus einem ca. 25 m langen und 30 cm breiten Stoff, der wie eine Kordel gedreht und um den Kopf gewickelt wird. Die Pagri der Rajputen und Bramahnen hingegen sind nur 9 m lang, dafür aber 1 m breit. Der Safa der Kaufleuten hat bestickte Enden, die hängengelassen werden, im Unterschied zum Pagri, wo die Enden im Turban versteckt werden. Ein einfacher Bauer trägt einen kleineren Potia aus rauhem Material.
An Hochzeiten ist es Sitte, dass die Brauteltern die nahen Verwandten des Bräutigams mit Turbanen beschenken. Wenn hingegen das Familienoberhaupt stirbt, ist die wichtigste Hinterlassenschaft sein Turban. Am 12. Tag nach seinem Tod wird er in einer Zeremonie an seinen ältesten Sohn übergeben, der damit das Familienoberhaupt wird.
Einen Turban zu treten oder darauf zustehen , kann als extreme Beleidigung aufgefasst werden, die bis zur Blutsfehde führen kann. Andererseits kann man seine Unterwerfung ausdrücken, indem man jemandem seinen Turban zu Füssen legt. Eine andere alte, verbreitete Sitte ist es, die Turbane auszutauschen, um eine starke brüderliche Verbindung zu erreichen.
Für abergläubische Rajasthanis ist es ein schlechtes Omen, einem Mann ohne Turban zu begegnen. Und wenn in alten Zeiten eine Frau einen Mann auf sich zukommen sah, der einen Turban in der Hand hielt, obwohl er auch einen auf dem Kopf trug, war dies ein Zeichen, dass ihr Ehemann auf dem Schlachtfeld gefallen war.
Einige der Muster und Farben sind auch abhängig von der Jahreszeit. Im familiären Kreis wird das getupfte Chunri Muster in leuchtenden Farben an Hochzeiten und bei der Feier zur Geburt eines Kindes getragen. Bei der Beerdigung eines Familienmitgliedes kommt ein weisser Turban zum Zug, für einen Kondolenzbesuch empfehlen sich dunkelblau, braun oder khaki. Es wird als Sakrileg betrachtet, einen unpassenden Turban zu tragen. Während Okker die Farbe des Verzichts ist, ist Saffran für Hochzeiten sehr beliebt. Diese Farbe wurde früher auch von Rajputen-Kriegern getragen als Zeichen ihres Edelmuts.
Der Panchrangi ("Fünf Farben") mit Kombinationen von Saffran, Weiss, Rosa, Rot und Gelb stammt aus Jodhpur und wird bisweilen als Krönung aller Turbane angesehen.
Afrika
Nordafrikanische und arabische Nomaden benutzen Turbane schon seit langen Zeiten, um den Sand aus ihrem Gesicht fernzuhalten. Es gibt auch andere Nutzungen: In Marokko versteckten Männer ihr Geld in den Falten des Turbans. Und die Legende sagt, dass in alten Zeiten das Turbantuch dazu verwendet wurde, gefangene Feinde zu fesseln.
Bei den Tuareg wird ein Teil des ca. 5 Meter langen Turbans (Tagelmust) um das Gesicht gewickelt. Dies dient dazu, den Kopf vor der Sonne zu schützen und den Sand aus Augen, Nase und Mund zu halten. Ausserdem trocknet so der Mund weniger aus und man fühlt sich weniger durstig. Ein Tuareg enthüllt sein Gesicht nur im engsten Familienkreis. Auch zum Essen hebt er den Gesichtsschleier von unten an.
Der Turban ist ein Symbol dafür, dass der Träger das Erwachsenenalter erreicht hat. Meist bekommt ein junger Mann ihn im Alter von 15 bis 20 Jahren als Zeichen, dass er jetzt eine Frau nehmen und einen Kamelkaravane führen kann.
Die Turbane sind je nach Stamm weiss oder dunkelblau. Die blauen werden vor allem von den adeligen Tuareg getragen und sind mit Indigo gefärbt. Da Wasser sehr kostbar ist, wird die Farbe jedoch nicht eingewaschen sondern in das Tuch geklopft, wodurch ein leicht metallischer Schimmer entsteht. Das Indigo färbt sich auf die Haut des Trägers ab, weshalb die Tuareg auch die "blauen Leute der Sahara" genannt werden. Man wäscht die Turbane nicht und trägt sie, bis sie auseinanderfallen.
Südlich der Sahara tragen Männer vor allem Turbane, wenn sie Moslems sind. Hingegen wickeln sich schwarzafrikanische Frauen aller Herkunft Stoffe um den Kopf. Einer der Ursprünge davon ist es, für das Tragen von Gegenständen auf dem Kopf - eine verbreitete Transportart in Afrika - Tücher als Unterlage zu verwenden. Man sieht aber auch kunstvolle Gebilde, oft aus dem selben gemusterten Stoff wie das Kleid. In Westafrika heissen diese Turbane unter anderem "Gele". Es gibt unzählige Arten, den Gele attraktiv zu wickeln, einige davon sind sehr auslandend und sehen eher unpraktisch und auch nicht sehr stabil aus. Sie halten aber recht gut, da der Stoff nach dem Waschen jeweils mit Stärke behandelt wird.
Die Wickeltechniken entwickeln sich laufend weiter und sind auch gewissen Moden unterworfen. Der Turban hat in diesem Falle eine dekorative Funktion, kann aber auch der Sittlichkeit und als Sonnenschutz dienen. Auf jeden Fall aber vervollständigt er die Kleidung und drückt die Personalität und manchmal sogar die momentane Stimmung der Trägerin aus. In Nigeria tragen vor allem die verheirateten Frauen diese Turbane, die dort Ukyofo heissen. Je besonderer die Gelegenheit, desto pompöser soll der Ukyofo wirken. Er wird z.B. aus handgewobenen Baumwollstoffen (Asoke) gewickelt, welche recht schwer sein können. Sie sind an einer Seite zur Hälfte gefranst, und diese Fransen sollen dann am Abschluss des Turbans schön herausschauen und herunterhängen. Auch andere Tücher haben teilweise Stickereien oder Rüschen, die beim Zurechtzupfen des Turbans möglichst effektvoll platziert werden.
In Ostafrika umwickeln sich die Frauen den Kopf mit einem Leso oder Khanga genannten, rechteckigen Baumwollstoff mit buntem Wachsdruck (Kittange) in starken Farben und grossen Mustern. Dieses Stück Stoff, das ca. 2 m lang ist, wird ausserdem auch als Kleidungsstück, Bettuch und vieles andere verwendet. Auf dem Bild ein Beispiel einer Kenyanerin.
Eine weitere beliebte Wickelform sind die "Türme", die wie ein verlängerter Hinterkopf nach hinten hoch gewickelt werden, vor allem wenn die Trägerin Dreadlocks hat. Manche der Turbane sind oben offen und lassen die Haare herausschauen. All diese Turbane werden natürlich auch dort getragen, wo es eine afrikanisch-stämmige Bevölkerung gibt, z.B. in Nord-Amerika und in der Karibik. Teilweise wird das Tragen von Turbanen - gerade in den USA - von Bewegungen gefördert, die Afro-AmerikanerinnerInnen zurück zu ihren Wurzeln führen wollen. Turbane werden aber auch von bekannten Sängerinnen wieder populär gemacht, wie z. B. Erykah Badu, die neben ihrer Musik auch für ihre extrem hohen Turbane bekannt ist.
Asien
Frauen und/oder Männer der meisten ethnischen Minderheiten in Südwest-China und in den angrenzenden Regionen Thailands, Vietnams und Burmas tragen irgendeine Form von Turbanen. Wobei die der Frauen meist um einiges spektakulärer ausfallen als die der Männer, die nur eine einfache Kopfbedeckung sind.
Oft unterscheiden sich die Stile schon von einem Dorf zum andern, und es gibt eine Alltags- und eine Festtags-Version. Wie in anderen Gegenden gibt es auch hier meist verschiedene Farben für Alte und Junge oder andere Formen für Ledige und Verheiratete. Bei den Frauen können - vor allem zu festlichen Gelegenheiten - die mit Silberschmuck, Blumen, Perlen und Stickereien geschmückten Turbane auch eine Zurschaustellung von Wohlstand sein. Manche bestehen nur aus einem über der Stirn gekreuzten Stofflappen, andere sind sehr hoch oder breit.
Eine berühmte Episode aus der chinesischen Geschichte ist der "Aufstand der gelben Turbane" während der östlichen Han-Dynastie (25 - 220). Dies war eine Blütezeit Chinas, die Zeit in der das Papier erfunden wurde und der Handel florierte, aber auch zahlreiche militärische Aktionen, z.B. zur Sicherung der Seidenstrasse, die Wirtschaft schwächten. Also Folge stieg die Steuerlast immer mehr an. 184 rotteten sich verarmte Bauern zu einem Geheimbund zusammen, dessen Erkennungszeichen gelbe Turbane waren, um dagegen zu revoltieren - sie wurden aber niedergeschlagen.
Im Norden Thailands leben verschiedene Völker, die zum Teil auch in China vertreten sind. Diese werden im allgemeinen unter dem Oberbegriff "Hill Tribes" (Hügelstämme) zusammengefasst. Oft tragen die Frauen dieser Stämme grosse Turbane, die mit Stickereien oder Fransen verziert sind. Diese Stickereien (auch an den Kleidern) sind der ganze Stolz der Frauen, und die Mädchen werden schon sehr früh in die Kunst des Nadelwerks eingeführt.
Die roten Turbane der Dzao Frauen in Vietnam können enorm breit und auf der Rückseite mit Silber geschmückt sein. Sie bestehen aus bis zu 10 Metern Stoff und wiegen dann um die 5 Kilo. Dazu rasieren sich die Frauen übrigens die Augenbrauen ab, weil dies als schöner gilt.
Einige Stämme in Nordthailand und Burma, zum Beispiel die Pa'O tragen locker gewickelte Turbane aus kariertem Stoff, vor allem in Rottönen und Grün, manchmal aber auch einfach aus einem bunten Frottée-Handtuch, wie wir es im Badezimmer verwenden!
Diese Frau der Mien trägt einen schwarzen Turban, der mit weissen Bändern umwickelt wird. Dazu um den Hals die charakteristische "Boa" aus roter Wolle.
Bei den Hmong in Thailand werden die Haare streng nach hinten gebunden und dann umwickelt. Hier zeigt das Band über der Stirn an, dass dieses Mädchen zu den Blauen Hmong gehört. (Die Stämme werden oft nach Kleiderfarben unterteilt.)
Turbane in Europa
Auch in Europa wurden seit dem Frühmittelalter Turbane von Männern und Frauen getragen. Hier waren sie vor allem eine modische Erscheinung, die je nach den aktuellen Kontakten zum Orient auftauchte und wieder verschwand. In der Renaissance waren Turbane z.B. in Italien, England, Irland und Frankreich verbreitet. Wie so oft damals, wurden diese exotisch inspirierten Kopfbedeckungen erst vom Adel und den reichen Leuten getragen und dann vom Volk übernommen.
Es gibt verschiedene Bilder alter Meister, die Portraits von Personen in Turbanen zeigen. Ein bekanntes davon ist das "Mädchen mit Turban", gemalt 1665 vom Niederländer Jan Vermeer.
Auch verschiedene Bilder von Albrecht Dürer um 1520 zeigen Leute mit Turbanen, die im deutschen Sprachraum zu der Zeit noch "Kopfbund" hiessen.
Im 18. Jahrhundert kam in Europa eine richtige "Maurophilie" auf, in deren Zug alles Mögliche aus dem Orient als schick galt. Vor allem als Napoleon 1798 nach Ägypten und Syrien vorstiess, trug die modische Europäerin zur Empire-Mode einen Turban, der gerne mit Juwelen und Federn geschmückt wurde.
Die letzte grosse Turbanwelle kam mit dem Art Déco der 1920er Jahre. Turbane waren unter anderem ein Mittel, die Befreiung von viktorianischen Zwängen auszudrücken. Jetzt wurden die Turbane aber fertig genäht verkauft und wie Hüte aufgesetzt. Immer wieder tauchen Turbane auch in der Haute Couture auf; Yves Saint Laurent z.B. brachte sie über Jahrzehnte auf den Laufsteg. Heutzutage wird der Turban bei uns unter anderem von Frauen getragen, die wegen einer Chemotherapie ihre Haare verlieren, aber keine Lust haben, eine Perücke zu tragen.