25. November 2006
DDR-GEHEIMDIENST
Stasi bespitzelte jahrelang Horst Köhler
Das Ministerium für Staatssicherheit der DDR hat den heutigen Bundespräsidenten Horst Köhler jahrelang ausspioniert. Den Spitzeln ging es offenbar um Informationen aus dem Finanzministerium, wo der Geldfachmann damals tätig war. Was in seiner Akte steht, bleibt jedoch vorerst geheim.
In den Achtziger Jahren wurde der heutige Bundes Präsident Horst Köhler (CDU) von der Stasi ausspioniert. Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage des SPIEGEL bei der Bundes Beauftragten für die Unterlagen des Staats Sicherheits Dienstes hervor. Ehemaligen Stasi-Mitarbeitern zufolge wurde Köhler jedoch nicht von der Haupt Verwaltung Aufklärung, dem DDR-Auslands Geheimdienst, sondern von der Wirtschafts Abteilung der Stasi ausgeforscht.
Meine erste Frau und ich wurden von einem Markus Wolff Offizier mit Namen Guratsch bespitzelt. Dieser war als Austausch Opfer getarnt worden. Er sollte strategisch dialektisch im Westen Vertrauen gewinnen, indem er das sozialistische System wortreich bekämpfte.
Er machte Karriere. Nach seiner Dissertation lief alles wie geschmiert. Er bekam eine Wohnung nahe dem Zentral Institut für Kunst Geschichte in München, wo er ein Volontariat annahm. Durch unterwürfiges Andienen schaffte er es irgendwie, Leiter des Wilhelm Busch Museums zu werden, sich danach zu habilitieren und in Schleswig-Holstein unterzukommen. Nach der Wende wurde er in den Osten zurück beordert und nahm dort eine Stelle an. Er wurde sozusagen heimgeholt.
Während seiner Münchener Zeit hatte er Professoren, die aus dem Osten gekommen waren, und Künstler, wie den Sänger Schreyer, zu "betreuen". Herr Prof. von Lücken, Archäologe, war ständiger Gast in unserem Hause und hielt in kleiner Runde Vorträge. "Freund" Guratsch war dabei, um auch ihn insgeheim zu "beaufsichtigen".
Mir wurde die wahre Identität dieses "Freundes" schlagartig bewußt, als ich einen Kommando Blick auffing, der an seine Frau gerichtet war. Sie sollte nichts Verräterisches sagen. Danach folgten "Verhöre", eine Art Gehirnwäsche, warum ich denn einen Verdacht schöpfe. Ich sagte schließlich, ich fühle mich wie in einem Stasi Verhör.
Seit dieser Zeit wurde gegen mich integriert, was meiner beruflichen Laufbahn geschadet hat.
Eher als ich kam meine damalige Frau, eine promovierte Musik Wissenschaftlerin, auf den Stasi Kern des "Freundes". Ich wollte es nicht glauben, dann kam dieses entlarvende Ereignis.
Spitzel vergiften das Leben. Man lebt naiv zusammen und wird wissentlich wie ein Objekt benutzt. Kommt die Sache heraus, erlebt man den betreffende Lebens Abschnitt noch nachträglich als gestohlene Zeit, fühlt sich schlecht, enttäuscht. Auch wenn die Bespitzelung nicht einmal Konsequenzen hatte.
Bespitzelung, verbunden mit Denunziation, kann jedoch Lebens Wege gravierend verschlechtern.